Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
badest du allein«, warnte sie mich. Natürlich willigte ich sofort ein. Ich schwöre, ich hatte tatsächlich keine Hintergedanken dabei. Leider glaubte sie mir nicht. Schließlich saßen wir einander in der Wanne gegenüber. Sie war wachsamer als ein Reh im Wald, also gab es wenig Hoffnung, mich anzuschleichen.
Penny genoss das warme Wasser und musste fast lachen, als sie Mordecai beobachtete, der sie nicht aus den Augen ließ. Sie genoss die Aufmerksamkeit, auch wenn sie es vielleicht nicht zugegeben hätte. Dann schloss sie die Augen, lehnte sich zurück und ließ das Wasser alle Sorgen wegspülen. Im Halbschlaf sah sie einen blauen Himmel mit Schäfchenwolken. Es wäre schön gewesen, hätte nicht schwarzer Rauch das Bild gestört. Als sie sich umsah, stellte sie fest, dass sie direkt vor der Burg Cameron stand. Männer in Rüstungen eilten umher, zogen die Waffen und bargen Verletzte.
Auf einen Blick erkannte sie, dass Frühling war, was ihr seltsam vorkam. Aus irgendeinem Grund dachte sie, es müsste Spätsommer sein, doch dann schob sie den Gedanken beiseite.
Sie sah sich nach Mordecai um und brauchte einen Moment, um ihn ausfindig zu machen. Er stand mit erhobenem Stab auf einer Anhöhe und deckte die Feinde mit Feuerstößen ein. Wie ein Held stand er dort, und doch wirkte er angespannt. Sie verspürte ein seltsames Drängen und wusste sofort, dass er in Gefahr schwebte. Sie rannte los, erreichte bald den Hügel, auf dem er stand, und blickte nach unten. Tausende Soldaten waren gegen ihn angetreten und rückten stetig vor.
Wieder hob Mordecai den Stab und schoss eine feurige Lanze ab. Die Männer schrien, zahlreiche Feinde starben, aber sie stießen weiter vor und antworteten mit Armbrüsten. Nur wenige Bolzen fanden ein Ziel, denn die Männer von Cameron waren gut geschützt. Auf der anderen Seite des Feldes bemerkte sie auf einmal eine Balliste, eine große Waffe, die wie eine Armbrust geformt war und Bolzen von der Größe schwerer Speere abschießen konnte. Sofort ahnte sie, worauf das Geschütz zielte.
Schon flog der schwere Speer, scheinbar sehr langsam, über das Schlachtfeld. Die stählerne Spitze schimmerte im Licht. Sie öffnete den Mund und wollte rufen, ihn warnen, bekam aber keinen Laut heraus. Dann setzte der normale Zeitablauf wieder ein, der schwere Bolzen traf Mordecai frontal, raste durch seinen Oberkörper, als wäre er dünnes Papier, und warf ihn mehrere Schritte zurück. Er stürzte zu Boden. Aus den zerfetzten Adern rann das Blut wie Wasser auf die Erde. Binnen Sekunden war er tot.
Ich beobachtete Penny, die sich mir gegenüber in der Wanne entspannte. Einen schöneren Anblick hätte ich mir kaum vorstellen können. Ihre Haare schwebten im Wasser, als sie langsam weiter untertauchte. Die Augen konnte ich nicht mehr sehen, weil der Kopf fast vollständig unter Wasser lag. Ich überlegte mir immer noch, wie ich sie überreden könnte, ihre albernen vorehelichen Hemmungen abzulegen, und bezweifelte zugleich, dass es mir gelingen würde.
Sie tauchte eine ganze Weile nicht mehr auf, was ich seltsam fand. Inzwischen war sie schon fast eine Minute unter Wasser. Also beugte ich mich vor und sah nach ihr. Sie lag jetzt am Boden der riesigen Wanne und machte gar keinen guten Eindruck. Etwas sagte mir, dass sie bewusstlos war.
Sofort packte ich sie an den Armen und zog sie hoch. Sie war schlaff wie eine Lumpenpuppe, was mir noch mehr Angst machte. Ich zerrte sie aus der Badewanne und legte sie auf den gefliesten Boden. »Penny! Penny! Nun atme doch, verdammt!« Auch wenn ich im Grunde keine Ahnung hatte, was in diesem Fall zu tun war, drehte ich sie auf die Seite, damit das Wasser aus den Lungen laufen konnte.
Schließlich holte sie tief Luft und schlug die Augen auf. Sie musste kein Wasser ausspucken, sondern sah mich nur voller Entsetzen an. Demnach hatte sie gar kein Wasser geschluckt, sondern einfach nur zu atmen aufgehört. »Mort!«
»Verdammt, was war das?« Vor Furcht und Wut schrie ich beinahe. Sie antwortete nicht, sondern richtete sich lediglich auf und umarmte mich schluchzend. An diesem Punkt fiel mir etwas sehr Wichtiges ein: Frauen sind seltsame, geheimnisvolle Wesen. »Was ist denn nur los mit dir?«, fragte ich nach einer Weile.
Da nahm sie meinen Kopf zwischen beide Hände, sah mich mit tränenvollen Augen an und küsste mich. Ich gebe gern zu, dass dies genau das war, was ich mir erhofft hatte, als wir uns ausgezogen hatten und in die Wanne gestiegen waren. Aber nun
Weitere Kostenlose Bücher