Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
endlich aufhörte, doch Royce unterbrach ihn mit einer Warnung. »Komm wieder rein, da rücken noch mehr an!« Dorian hob den Kopf und sah zahlreiche dunkle Gestalten, die sich ihm im Laternenlicht näherten. Er packte Tanners schlaffen Arm und zerrte den Mann hinein. Royce und Sam stießen die Torflügel zu. Als der Riegel endlich an Ort und Stelle war, atmeten sie erleichtert auf.
Royce beugte sich vor und sah nach Tanner, um sich zu vergewissern, wie es ihm ging. Vor ein paar Minuten war David noch gesund und munter gewesen, doch jetzt atmete er nicht mehr, und tatsächlich war auch kein Puls zu ertasten. »Er ist tot«, sagte Royce.
»Wie das? Er ist doch nicht einmal verletzt«, rief Sam. Der sonst so besonnene Handwerker war der Panik nahe.
»Als mich das Wesen eben gerade kurz berührt hat, konnte ich spüren, wie es mir die Lebenskraft entzog. Sobald dich einer von denen anfasst, fühlst du dich schwach. Ich glaube, er hat mehr abbekommen als ich«, erklärte Royce.
»Wir sollten den Wall besetzen und beobachten, was sie aushecken. Die anderen Männer müssten gleich hier eintreffen«, schlug Dorian ruhig vor.
»Was tun wir mit David?«, fragte Sam.
»Er könnte sich in einen von ihnen verwandeln«, warnte Royce.
»Er ist doch tot!«
»Das waren die anderen auch, wenn ich mich nicht sehr irre«, erwiderte Royce tonlos. »Wahrscheinlich müssen wir ihn verbrennen oder so, aber dazu haben wir jetzt keine Zeit. Wir werden später darüber nachdenken. Falls er sich verwandelt, wird es hoffentlich nicht sofort geschehen.« Damit drehte er sich um und folgte Dorian die Treppe zur Mauer hinauf. Da Sam nichts Besseres einfiel, schloss er sich ihnen an.
»Verdammt!«, rief Dorian, als er von der Mauer nach unten blickte. »Sie klettern hoch.«
»Wie denn das? Ich habe einem einen Fuß und eine Hand abgehackt.« Royce mochte es nicht glauben, bis er sich selbst vergewissert hatte. Inzwischen war eine ganze Traube von Untoten aus der Dunkelheit angerückt und hatte sich vor der Mauer am Tor versammelt. Drei von ihnen kletterten bereits hoch und hielten sich mit bloßen Händen an den rauen Steinen fest. Jeder wusste, dass ein geschicktes Kind an den unebenen Mauern ein Stückchen hochkraxeln konnte, wenn es dumm genug war, es zu versuchen. Die meisten Erwachsenen waren jedoch zu schwer, um die kleinen Unebenheiten in der Wand wirklich nutzen zu können. Das focht diese Wesen allerdings nicht an. Sie hielten sich mit erstaunlich kräftigen Fingern fest und zogen sich Hand über Hand stetig hoch.
Inzwischen war auch der Rest der Miliz angetreten. Die Männer schwärmten auf der Mauer aus. Viele hatten Jagdbogen dabei und schossen auf die Wesen, die an der mehr als dreifach mannshohen Mauer emporkletterten, erzielten jedoch keine sichtbare Wirkung. »Hört zu schießen auf, das nützt nichts. Setzt lieber die Speere ein, um sie abzuwerfen, wenn sie sich der Mauerkrone nähern!«, rief Dorian.
Auch Joe McDaniel traf auf der Mauer ein und gruppierte die Verteidiger um. »Fünf Männer kehren zu dem anderen Tor zurück, zehn weitere schwärmen auf der Mauer aus. »Du, du, du …« Er wählte die Betreffenden aus und zeigte ihnen die Richtung, in die sie gehen sollten. »Fehlte ja noch, dass anderswo einer eindringt, während wir alle hier sind.«
Nur Minuten später hatte Dorian ein Viertel seiner Wächter verteilt, um die gesamte Mauer zu überwachen, während die anderen sich bemühten, die Wesen abzuwehren, die heraufkletterten. Größtenteils funktionierte es recht gut. Die Wesen waren zwar stark, aber auch sie konnten sich nicht lange festhalten, wenn ein Speer stocherte und stach und ihre Finger von der Mauer löste. Die einzigen Verluste waren einige Speere, die von den Angreifern gepackt und im Sturz mit nach unten gerissen wurden.
Royce kam zu Dorian, der einen Abschnitt der Mauer beaufsichtigte. »Ich bin froh, dass sie zu dumm sind, Pfeil und Bogen einzusetzen. Die würden bei uns wesentlich größeren Schaden anrichten als bei ihnen.«
Dorian dachte mit hochgezogenen Augenbrauen darüber nach. Dann antwortete er: »Ich weiß nicht, ob sie dumm sind. Nach allem, was ich sehe, können sie ohne Waffen viel wirkungsvoller kämpfen. Eine einzige Berührung, und sie sind im Vorteil. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich vor Verletzungen nicht fürchten. Falls wir sie heute Abend abwehren … ich würde mich nicht wundern, wenn sie dann tatsächlich mit Pfeil und Bogen zurückkehren. Wahrscheinlich
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