Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
Frage.«
»Ja?«
»Kennt Ihr den Weg zur königlichen Bank?«
Tatsächlich kannte er den Weg. Wir mussten einige Male abbiegen und hatten unser Ziel nach einer halben Stunde erreicht. Es war ein großes Gebäude mit einer abweisenden steinernen Front. »Da ist es«, sagte Cyhan.
»Seid Ihr schon einmal dort drinnen gewesen?«
»Sehe ich so aus, als hätte ich Geld?« Ich musste zugeben, dass sein Einwand überzeugend war.
»Und ich? Sehe ich so aus, als hätte ich Geld?«, gab ich zurück.
»Eigentlich nicht. Ich bin gespannt, ob sie Euch überhaupt hineinlassen.«
»Schicken sie denn tatsächlich Leute weg?« Mir war gar nicht in den Sinn gekommen, dass es schwierig sein könnte, die Bank überhaupt zu betreten.
»Banken sind für die Reichen da. Wenn man nicht dazugehört, wird man schneller eingesperrt, als man zwinkern kann. Warum seid Ihr überhaupt hier? Nicht, dass mich das etwas anginge«, sagte Cyhan.
»Ich habe einen Krieg zu gewinnen. Dazu brauche ich alles Geld, das ich nur in die Finger bekommen kann.«
»Wir werden sehen«, erwiderte er.
Ich hatte freilich nicht die Absicht, mit leeren Händen wegzugehen. Also schritt ich zur Tür, die mir ein uniformierter Wächter aufhielt. Ich sah mich zu Penny und unserem neuen Freund um. »Kommt mit.« Sie folgten mir hinein. Der Schalterraum war erlesen eingerichtet, unter dem Deckengewölbe standen überall Möbel aus dunklem Holz. Da ich nicht sicher war, wohin ich mich wenden sollte, versuchte ich es bei dem Mann, der an dem vordersten Schreibtisch saß. Er war gerade emsig damit beschäftigt, irgendetwas aufzuschreiben. »Verzeihung?«
Es dauerte ein Weilchen, bis er den Kopf hob. »Kann ich Euch helfen?« Er wirkte, als interessierte er sich nicht im Geringsten für den Rest der Welt. Vielleicht kam es mir aber auch nur so vor.
»Ja. Mein Name ist Mordecai Illeniel. Ich bin hier, um meinen Kontostand einzusehen.« Dabei bemühte ich mich, so aufrichtig und überzeugend zu sprechen, wie es mir nur möglich war. Nicht, dass es irgendetwas geändert hätte.
Der Mann musterte mich. Hinter den Brillengläsern waren seine Augen doppelt so groß wie gewöhnlich. »Ich erinnere mich nicht, Euch früher einmal gesehen zu haben. Habt Ihr Euer Bankbuch dabei?«
Schon geriet ich ins Schwimmen. »Ich habe keins. Ich bin gerade erst in Albamarl eingetroffen und wusste bis gestern noch nichts von meinem Erbe. Es gibt hier doch sicher jemanden, der mir helfen kann?«
»Ihr müsstet mit dem Kontenverwalter Master Easley sprechen. Er kann Euch helfen«, antwortete der Mann.
»Ausgezeichnet. Wo finde ich ihn?«
»Sein Schreibtisch steht dort drüben.« Er deutete auf eine Ecke, in der ein anderer Mann arbeitete. Ich hätte sie für Zwillinge gehalten, doch dieser unglückliche Kerl war obendrein kahlköpfig. Ich trat zu ihm hin und sprach ihn höflich an. »Entschuldigung, man hat mir gesagt, ich solle mich an einen gewissen Master Easley wenden, um Auskunft über die Konten zu bekommen, die ich geerbt habe.«
Er sah mich an. »Gewiss. Euer Name, bitte …« Sein Stift schwebte schon über einem leeren Formular.
»Mordecai Illeniel, Sohn des Tyndal Illeniel und der augenblickliche Graf di’Cameron. Es ist auch möglich, dass ich mehr als ein Konto besitze.« Ich gab mir Mühe, zugleich wichtig und nachsichtig zu erscheinen. Wahrscheinlich gelang mir beides nicht richtig.
»Sehr wohl, Sir. Sagt Euch der nächste Dienstag zu? Ein Uhr am Nachmittag?« Er sah mich nicht einmal an, als er dies fragte. Offenbar unterstellte er, dass mir ohnehin jeder Zeitpunkt recht wäre, den sie mir anbieten konnten.
»Nein, das tut mir leid. Dann bin ich nicht in der Hauptstadt. Ich muss heute mit jemandem sprechen.«
»Aber Master Easley ist heute nicht da. Ich fürchte, Ihr müsst so lange warten«, antwortete er. Seine Meine verriet nichts, aber in seiner Aura flackerte etwas, das ich als Blasiertheit zu erkennen glaubte. Ich muss wohl nicht eigens betonen, wie sehr mir das gegen den Strich ging.
»Ist die Bank heute geschlossen?«, fragte ich freundlich.
»Nein, Sir, das könnt Ihr doch sehen«, antwortete er verwirrt.
»Also können die Kunden heute Geld abheben oder einzahlen oder andere Geschäfte tätigen?« Es klang nach einer Frage, bereitete aber nur die Bühne für meine nächste Bemerkung. Allmählich riss mir der Geduldsfaden.
»Selbstverständlich.« Ich konnte ihm beinahe ansehen, dass er sich über meine Geistesverfassung Gedanken machte. Damit war er
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