Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
aber ich muss Eure Identität trotzdem sorgfältig prüfen. Würde ich jedem, der hereinkommt und behauptet, dieser oder jener zu sein, einfach Geld aushändigen, dann wäre die Bank kein sicherer Ort mehr, um besagtes Geld aufzubewahren. Beispielsweise muss ich über Eure Abstammung Gewissheit haben, um sicherzustellen, dass es keine anderen Erben gibt, die möglicherweise sogar größere Ansprüche auf die Einlagen haben, zu denen Ihr Zugang begehrt.« Er strahlte eine ruhige Selbstsicherheit aus.
Ich nahm mir einen Augenblick Zeit, meine Familienverhältnisse zu beschreiben, weil ich annahm, dass er wenigstens in dieser Hinsicht berechtigte Einwände erhoben hatte. Nach einigen Minuten hatte ich ihm alles Wichtige erzählt. Er nickte mitfühlend. »Eine sehr interessante Geschichte, und ich glaube Euch. Keine Frage. Doch ich benötige eine persönliche Bestätigung vom Herzog von Lancaster, dass Ihr das Recht habt, Miles di’Camerons Konto zu beanspruchen. Was Tyndal Illeniels Guthaben angeht, so brauche ich eine eidesstattliche Versicherung Eurer Adoptiveltern, die Eure Aussage bestätigen, sowie einen Erlass vom König persönlich, um die Mittel freizugeben. Ihr versteht sicher, dass dies einige Zeit in Anspruch nehmen wird.« Er spreizte die Finger, um mir zu verstehen zu geben, dass er leider nichts für mich tun konnte.
Ich lehnte mich zurück und legte die Füße auf seinen Schreibtisch. Die Zeit der Höflichkeit war vorbei. »Ihr wisst doch, dass mein Vater ein Magier war, oder?«, fragte ich ihn.
»Selbstverständlich, auch wenn ich nicht genau weiß, wie dies …« Gereizt musterte er mich und starrte meine Stiefel an. »Ich würde es begrüßen, wenn Ihr Euer Schuhwerk vom Schreibtisch nehmen könntet. Dieses Möbelstück war recht teuer.«
Natürlich leistete ich seiner Bitte nicht Folge. »Was glaubt Ihr, wie viele Magier es heute noch in Lothion gibt, Master Aston?«
»Keinen, wenn man von Euch absieht, und wenn Ihr nicht sofort Eure dreckigen Stiefel von diesem Schreibtisch nehmt, müsst Ihr sicherlich noch erheblich länger warten, bis Ihr Zugriff auf die Konten bekommt.« Sein Gesicht hatte sich verfärbt, und er kniff die Augen zusammen.
»Ich würde behaupten, die Tatsache, dass ich ein Magier bin, ist der stärkste Beweis für meine Abstammung, den Ihr überhaupt bekommen könnt. Außerdem denke ich, angesichts dieser Tatsache könntet Ihr Euch etwas entgegenkommender zeigen, statt mir hinsichtlich meines Eigentums zu drohen.« Ich legte die Hände zu einem Spitzdach zusammen, starrte ihn an und tat so, als wäre ich tief in Gedanken versunken. »Ich habe nicht die Absicht, ohne eine ausführliche Aufstellung meiner Guthaben, ein richtiges Bankbuch und eine ansehnliche Abhebung hier wieder zu verschwinden.«
Der fette Mistkerl zitterte fast vor Wut. »Lord Cameron oder Illeniel oder wer zum Teufel Ihr zu sein glaubt … Ihr denkt doch wohl nicht, Ihr wärt der Erste, der hier hereinspaziert und die Bank bedroht? Meint Ihr wirklich, ein paar magische Tricks reichten aus, mich einzuschüchtern? In diesem Augenblick sind Euer Wächter und Eure Anath’Meridum von einer recht großen Gruppe von Bankwächtern umringt. Wenn Ihr auch nur daran denkt, diese Einrichtung zu beschädigen oder mich zu verletzen, dann seid Ihr tot, ehe der Kopf Eures Bindungsgefährten auf den Boden fällt.«
Ich muss zugeben, dass mich dies überraschte. Bisher war ich noch nicht auf die Idee gekommen, dass sie auf eine solche Situation vorbereitet sein oder derart schnell zur Gewalt greifen könnten. Noch schlimmer, der Riese, der uns begleitete, war mir egal, aber ich war nicht sicher, ob ich Penny beschützen konnte. Ich konzentrierte mich einen Moment lang und spürte die Gegenwart einer großen Zahl von Männern, die sich aus mehreren Richtungen näherten. Penny und Cyhan konnten ihnen nicht entkommen. Ich glaubte auch nicht, dass ich einen Schild einrichten und Penny jenseits der geschlossenen Tür beschützen konnte. Er hatte mich auf dem falschen Fuß erwischt. Doch das brauchte er nicht zu wissen. Immerhin beruhten seine Annahmen auf einem gravierenden Irrtum.
Ich lachte und versuchte, das Lachen nachzuahmen, das James Lancaster vor langer Zeit ausgestoßen hatte, nachdem ich Devon Tremont beim Schachspiel geschlagen hatte. Ich lachte lange und laut und achtete darauf, dass es aus meinem Bauch kam. Schließlich hörte ich auf. »Mein Freund, Ihr begeht einen großen Fehler. Ich habe noch keinen
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