Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
Penny das Wort. »So interessant das alles auch sein mag, wir können diesen Haufen zuckender Körperteile nicht einfach hier herumliegen lassen.« Ich liebte ihren Sinn für das Praktische.
»Richtig. Ich habe auch schon eine Idee«, erwiderte ich, sammelte nun totes Holz und Laub zusammen und häufte es rings um die immer noch zuckenden Körperteile auf. Dann setzte ich mit meiner Magie den improvisierten Scheiterhaufen in Brand, bis das Holz lichterloh brannte. Das Feuer griff tatsächlich den Körper des Wesens an, und was die Magie nicht geschafft hatte, vollbrachten nun die ganz herkömmlichen Flammen. Wir legten Holz nach, bis von Sadie Tanners Körper nichts mehr übrig war. In dieser Nacht erhielt ich eine interessante Lektion: Man braucht eine Menge Holz, um einen Körper vollständig zu Asche zu verbrennen.
»Was war das?«, fragte Penny, während wir zusahen. Darauf wusste ich immer noch keine Antwort. Zu müde, um etwas zu unternehmen, kehrten wir schließlich heim, mit mehr Fragen als Antworten.
Die Sonne ging deutlich zu früh auf. Wie gern hätte ich den Kerl zu packen gekriegt, der dafür verantwortlich war. Offensichtlich hatte er seltsame Vorstellungen von Scherzen. Obwohl Penny und ich so lange unterwegs gewesen waren, erwachten wir schon bald, nachdem die Sonne aufgegangen war. Ich glaube, wir machten uns beide Sorgen.
Nachdem ich geschlafen und etwas nachgedacht hatte, kam ich am Morgen zu dem Schluss, dass noch mehr dieser Wesen umgehen mussten. Sadie hatte sich ja erst nach ihrem Verschwinden verändert. Irgendetwas hatte sie demnach geschnappt und verwandelt. Wenn den anderen Vermissten etwas Ähnliches passiert war, dann bedeutete dies, dass sich dort draußen noch mindestens drei weitere Wesen von dieser Art herumtrieben – und das waren nur die, von denen wir sicher wussten. Ein beängstigender Gedanke.
Die gute Nachricht war, dass niemand mehr verschleppt worden war. Allerdings war ich nicht sicher, ob unsere Begegnung mit der Kreatur wirklich der Grund dafür war. Penny und ich sprachen zwar über die Ereignisse, aber wir konnten es immer noch nicht richtig verstehen. Schließlich entschieden wir, es für uns zu behalten, damit keine Panik ausbrach.
Dann schrieb ich einen Brief an den Herzog von Lancaster, in dem ich ihm alles mitteilte, was geschehen war, und einen zweiten an Dorian. Ich hoffte, er konnte sich freimachen und eine Weile bei uns bleiben. Wenn die Magie gegen diese Wesen nichts auszurichten vermochte, war sein Schwert mehr als willkommen. Anschließend suchte ich nach einem Bauern oder nach sonst jemandem, der zufällig ohnehin nach Lancaster wollte.
Wie es sich jedoch herausstellte, gab es niemanden, der an diesem Tag reisen wollte, aber dafür begegnete mir Joe McDaniel, der mir anbot, sich trotzdem auf den Weg zu machen, sofern es dringend sei. Joe war aus dem benachbarten Königreich Gododdin eingewandert. Er redete kaum über seine Vergangenheit oder die Gründe für sein Fortgehen, aber ich nahm an, dass es mit dem Regierungswechsel zusammenhing, der dort stattgefunden hatte.
Genau genommen war Gododdin gar kein Königreich mehr. Die Königsfamilie war schon vor meiner Geburt ausgelöscht worden, und inzwischen musste man das Land als Theokratie betrachten, die von einem Kult mit Namen »Die Kinder des Mal’goroth« beherrscht wurde. An diesen Leuten ließ Joe kein gutes Haar.
»Macht mir gar nichts aus, für Euch zu gehen, Lord Cameron«, sagte er zu mir. »Um ein frisches Fass Bier zu bestellen, wollte ich in ein paar Tagen sowieso reisen.« Joe versuchte gerade, eine Schenke einzurichten. Es sollte die erste werden, die es je in Washbrook gegeben hatte. Im Augenblick bestand sie aber lediglich aus ein paar Bänken, die in seinem Haus verteilt waren. Abends verkaufte er dort Bier. Da ich selbst sehr gern Bier trank, hatte ich seine Bemühungen ausdrücklich befürwortet.
»Danke, Joe.« Ich klopfte ihm auf die Schulter. Sobald er aufgebrochen war, suchte ich die Schmiede meines Vaters auf. Früher oder später musste ich Leute einstellen, die ich beispielsweise als Boten einsetzen konnte. Rasch wurde klar, dass ich mich von nun an nicht mehr um alles selbst kümmern konnte.
»Du scheinst besorgt, mein Sohn«, bemerkte mein Vater, kaum dass ich eingetreten war. Er war ein stiller Mann, was vielleicht erklärte, warum ihm so wenig entging.
»Letzte Nacht gab es Ärger.« Ich berichtete ihm, was sich zugetragen hatte, und beschrieb ihm auch die Wirkung
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