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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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getötet?«
    »Ja. Wollen Sie, dass der Kerl zu den Cops geht und allen erzählt, Sie hätten sich sein Claim unter den Nagel gerissen, oder wie Sie das sonst nennen wollen? Glauben Sie mir, der Kerl musste sterben.«
    Ein langes Schweigen. »Und das Notizbuch?«
    »Das ist es ja. Ich hab kein Notizbuch gefunden. Nur die Karte. Und das hier.« Er holte den Metallkasten mit den Schaltern und der LED-Anzeige aus der Tasche, die er neben sich abgestellt hatte, und legte ihn auf den Tisch.
    Corvus würdigte das Ding keines Blickes. »Sie haben das Notizbuch nicht gefunden?«
    Maddox schluckte. »Nein. Keine Spur.«
    »Er muss es aber bei sich gehabt haben.«
    »Er hatte nichts. Ich habe ihn von einem Hochplateau aus erschossen und musste erst mal gut sieben Kilometer laufen, um runter in den Canyon zu kommen. Bis dahin war mir jemand zuvorgekommen, ein anderer Goldsucher, der was abstauben wollte. Er war zu Pferde, seine Spuren waren überall. Ich habe den Toten und seinen Esel abgesucht, alles auf den Kopf gestellt. Da war kein Notizbuch. Ich habe alles Wertvolle mitgenommen, sämtliche Spuren verwischt und ihn begraben.«
    Corvus wandte den Blick ab.
    »Nachdem ich Weathers verbuddelt hatte, habe ich versucht, den Spuren dieses anderen Kerls zu folgen, aber ich habe ihn verloren. Zum Glück stand sein Name am nächsten Tag in der Zeitung. Er wohnt auf einer Ranch nördlich von Abiquiú und ist angeblich Pferdedoktor. Er heißt Broadbent.« Maddox verstummte.
    »Broadbent hat das Notizbuch an sich genommen«, sagte Corvus tonlos.
    »Das glaube ich auch, und deshalb hab ich mir den Kerl mal näher angesehen. Er ist verheiratet und reitet viel im Hinterland herum. Jeder kennt ihn. Es heißt, er sei reich – aber das würde man nie vermuten, wenn man ihn sieht.«
    Corvus starrte Maddox direkt in die Augen.
    »Ich beschaffe Ihnen dieses Notizbuch, Dr. Corvus. Aber was ist mit der Karte? Ich meine –«
    »Die Karte ist eine Fälschung.«
    Ein weiteres quälendes Schweigen.
    »Und dieser Metallkasten?«, fragte Maddox und deutete auf das Ding, das er in Weathers' Satteltasche gefunden hatte. »Sieht doch ganz nach einem Computer aus. Vielleicht ist was auf der Festplatte –«
    »Das ist das Herzstück von Weathers' selbst gebasteltem Bodenradar. Es hat keine Festplatte – die Daten stehen in dem Notizbuch. Deshalb wollte ich ja das Notizbuch haben – und keine wertlose Karte.«
    Maddox wich Corvus' starrem Blick aus, schob die Hand in die Hosentasche, zog den Stein hervor und legte ihn auf die gläserne Tischplatte. »Das hatte Weathers in der Tasche.«
    Corvus starrte darauf hinab, und sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Mit Spinnenfingern griff er danach und hob den Stein vorsichtig hoch. Er holte eine Lupe von seinem Schreibtisch und untersuchte das Stück genauer. Eine lange Minute verstrich, dann noch eine. Schließlich blickte er auf. Maddox erkannte überrascht, dass Corvus' Gesicht völlig verändert wirkte. Die angespannte Miene und das Glitzern in den Augen waren verschwunden. Sein Gesicht wirkte beinahe menschlich.
    »Das ist … sehr gut.« Corvus erhob sich, ging zu seinem Schreibtisch, holte einen Gefrierbeutel aus einer Schublade und legte das Fundstück so vorsichtig hinein, als handle es sich um einen Edelstein.
    »Das ist eine Probe, oder?«, fragte Maddox.
    Corvus beugte sich vor, schloss eine Schublade auf und entnahm ihr ein zwei Finger dickes Bündel Hundert-Dollar-Scheine, mit Gummibändern umwickelt.
    »Das ist wirklich nicht nötig, Dr. Corvus. Ich habe noch reichlich Geld von –«
    Die schmalen Lippen des Mannes zuckten. »Für eventuelle, unerwartete Ausgaben.« Er drückte Maddox das Geldbündel in die Hand. »Sie wissen, was Sie zu tun haben.«
    Maddox stopfte sich das Geld in die Sakkotasche.
    »Auf Wiedersehen, Mr. Maddox.«
    Maddox wandte sich ab und ging steifbeinig zu der Tür, die Corvus eben aufgeschlossen hatte und ihm nun aufhielt. Maddox spürte ein brennendes Kribbeln im Nacken, als er an ihm vorbeiging. Gleich darauf hielt Corvus ihn mit festem Griff an der Schulter zurück; der Druck seiner Hand war ein wenig zu fest, um freundschaftlich zu wirken. Maddox spürte, wie der Mann sich dicht zu ihm vorbeugte und ihm überdeutlich ins Ohr flüsterte: »Das Notizbuch.«
    Maddox' Schulter wurde frei gegeben, und er hörte, wie sich die Tür leise hinter ihm schloss. Er ging durch das leere Vorzimmer in die weitläufigen, hallenden Flure des Gebäudes.
    Broadbent. Der

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