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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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leider sagen, dass ich Grund zu der Annahme habe, dieser Wyman Ford könnte in die Sache verwickelt sein.«
    Der Abt hatte seine Kapuze zurückgeschlagen, und nun zog er überrascht die Brauen hoch. »In was verwickelt?«
    »Wir sind noch nicht sicher – es hat mit dem Mord oben im Labyrinth zu tun, vergangene Woche. Es könnte sich um illegale Geschäfte handeln.«
    »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Bruder Wyman in irgendetwas Illegales verwickelt sein sollte, schon gar nicht in einen Mord. Er ist ein Mann von tadellosem Charakter.«
    »War Ford in letzter Zeit oft in den Mesas?«
    »Nicht öfter als gewöhnlich.«
    »Aber er verbringt viel Zeit dort draußen?«
    »Ja, schon immer, seit er vor drei Jahren hierher kam.«
    »Ihnen ist bekannt, dass er bei der CIA war?«
    »Lieutenant, mir sind eine Menge Dinge ›bekannt‹, aber weiter reicht meine Kenntnis nicht. Wir wühlen nicht im vergangenen Leben unserer Brüder herum, abgesehen von Dingen, die in der Beichte zur Sprache kommen müssen.«
    »Ist Ihnen an Fords Verhalten in letzter Zeit irgendeine Veränderung aufgefallen, war etwas anders als sonst?«
    Der Abt zögerte. »Er hat in den letzten Tagen viel am Computer gearbeitet. Offenbar hatte es etwas mit Zahlen zu tun. Aber wie gesagt, ich bin überzeugt davon, dass er niemals etwas mit einem –«
    Willer unterbrach ihn. »An diesem Computer?« Er wies mit einem Nicken auf das Nebenzimmer.
    »Einen anderen haben wir nicht.«
    Willer machte sich weitere Notizen.
    »Bruder Ford ist ein Mann Gottes, und ich kann Ihnen versichern –«
    Willer unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Geste. »Haben Sie eine Ahnung, wohin sich Ford für seine ›Exerzitien‹ zurückgezogen haben könnte?«
    »Nein.«
    »Und er ist längst überfällig?«
    »Ich erwarte ihn jeden Augenblick. Er hatte mir versprochen, bis gestern wieder hier zu sein. Für gewöhnlich hält er seine Versprechen.«
    Willer fluchte in sich hinein.
    »Gibt es noch etwas?«
    »Im Moment nicht.«
    »Dann würde ich gern wieder zu Bett gehen. Wir stehen um vier Uhr auf.«
    »Sicher.«
    Der Mönch verschwand.
    Willer nickte Hernandez zu. »Gehen wir an die frische Luft.«
    Sobald er draußen stand, zündete er sich wieder eine an.
    »Was meinen Sie?«, fragte Hernandez.
    »Die ganze Sache stinkt. Ich werde diesen Ford zum Reden bringen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. ›Exerzitien‹ – wer soll das denn glauben?« Willer warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Gehen Sie runter zum Wagen und verlangen Sie einen Hubschrauber aus Santa Fé, und wenn Sie schon dabei sind, lassen Sie sich auch gleich einen richterlichen Beschluss geben, damit wir diesen Laptop beschlagnahmen können.«
    »Einen Hubschrauber?«
    »Ja. Ich will ihn im Morgengrauen hier haben. Wir werden diese Kerle finden. Das ist Staatsland, also sorgen Sie dafür, dass das Santa Fé Police Department sich mit dem BLM und sonst wem kurzschließt, der nachher vielleicht mault und jammert, übergangen worden zu sein.«
    »Geht klar, Lieutenant.«
    Willer sah zu, wie Hernandez' Taschenlampe den Weg zum Parkplatz hinabschwankte. Gleich darauf erwachte der Streifenwagen zum Leben, und er hörte das Knistern und Rauschen des Funkgeräts. Ein unverständliches Gespräch zog sich in die Länge. Er hatte bereits eine Zigarette zu Ende geraucht und die nächste angezündet, als Hernandez zu ihm zurückkehrte.
    Der Deputy blieb stehen und keuchte von dem anstrengenden Anstieg.
    »Ja ?«
    »Sie haben gerade den Luftraum von Espanola bis zur Grenze nach Colorado geschlossen.«
    »Wer sind denn ›sie‹?«
    »Die Flugsicherungsbehörde. Niemand weiß, warum, der Befehl kam von ganz oben. Kein kommerzieller Luftverkehr, keine Privatflüge, nichts geht mehr.«
    »Für wie lange?«
    »Auf unbestimmte Zeit.«
    »Na toll. Was ist mit dem Beschluss?«
    »Kein Glück. Sie haben den Richter aufgeweckt; er ist sauer, er ist katholisch, und er will sehr viel handfestere Anhaltspunkte, bevor er den Computer eines Klosters beschlagnahmen lässt.«
    »Ich bin auch katholisch, was zum Teufel hat das denn damit zu tun?« Wütend sog Willer der Zigarette das letzte Quäntchen Rauch aus, ließ sie zu Boden fallen, trampelte darauf herum und drehte den Stiefelabsatz hin und her, bis nur noch ein zerfetztes Stückchen Filter übrig war. Dann wies er mit einem Nicken auf die dunkle Masse der Schluchten und Felswände, die sich hinter dem Kloster in die Nacht reckten. »In den Mesas geht

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