Der Canyon
auf, aber zwischen den hoch aufragenden Felsen war nur ein Ausschnitt des Himmels sichtbar. Das Geräusch wurde lauter, und Ford meinte, es sei das leise Brummen eines kleinen Flugzeugs. Dann verklang das Geräusch, bevor er die Quelle am blauen Himmel ausmachen konnte. Er zuckte mit den Schultern und kletterte den Geröllhaufen hinauf, um sich die Fußabdrücke näher anzusehen. Der Fels hatte sich an einer bestimmten Schichtung entlang gespalten und eine gekräuselte Oberfläche aus versteinertem Schlamm freigegeben, beinahe schwarz im Vergleich zum Ziegelrot der Schichten darüber und darunter. Ford folgte der Schicht und konnte ihren weiteren Verlauf gut ausmachen – der schwarze Streifen zog sich auch durch die umgebenden Formationen, etwa zehn Zentimeter stark. Wenn dies die Abdrücke eines T-Rex waren – und es sah ganz danach aus –, dann war diese dunkle Ablagerung wie eine Markierung, die auf die Schicht hinwies, in der sich der T-Rex vermutlich befand.
Er kletterte hinunter und arbeitete sich weiter in den schmalen Canyon vor, doch nach ein paar weiteren Biegungen stand er vor steilen Klippen und musste umkehren.
Da hörte er erneut das Geräusch des kleinen Flugzeugs, diesmal lauter. Er blickte auf, kniff gegen die gleißende Sonne die Augen zusammen und sah einen Lichtblitz, wo sich die Sonne an einem kleinen Flugobjekt spiegelte, das fast unmittelbar über ihm dahinflog. Er hob die Hand, um die Augen zu beschatten, doch es verschwand im grellen Licht. Er holte sein Fernglas hervor und suchte den Himmel ab, bis er es endlich fand.
Überrascht starrte Ford in das Fernglas. Es handelte sich um ein kleines, fensterloses Fluggerät, etwas über acht Meter lang, mit einer Knollennase und einem Heckmotor. Er erkannte es augenblicklich als MQ-1A Predator, eine unbemannte Drohne.
Er verfolgte ihren Flug durch das Fernglas und fragte sich, warum zum Teufel die CIA oder das Pentagon ein höchst geheimes Luftfahrzeug über dieses Gebiet fliegen ließen, das schließlich jedermann zugänglich war. Diese Predator, das wusste Ford, war die kampfbereite Version von etwas, das sich noch im Planungsstadium befunden hatte, als Ford bei der CIA gewesen war; die Drohne nutzte ICCG-Technologie, Independent Computer-Controlled Guidance, als Lenksystem, welches dem Luftfahrzeug gestattete, unabhängig zu operieren, falls es vorübergehend den Kontakt zu seinem fernen menschlichen Piloten verlor. Das verringerte außerdem den Personalbedarf zur Steuerung einer solchen Drohne. Waren zuvor ein zehn Meter langer Lastwagen voller Elektronik und zwanzig Mann erforderlich gewesen, so konnte sie nun von einem Drei-Mann-Team mit einer tragbaren Bodenstation gelenkt werden. Ford bemerkte, dass diese Predator mit zwei lasergelenkten Hellfire-C-Raketen bestückt war.
Er beobachtete, wie sie in westlicher Richtung an ihm vorbeiflog. Dann, vielleicht fünf Kilometer von seinem Standort entfernt, kehrte sie gemächlich um und kam wieder auf ihn zu. Sie verlor an Höhe und beschleunigte – und zwar stark. Was in aller Welt machte das Ding? Er beobachtete es wie gebannt weiter durch das Fernglas. Anscheinend simulierte die Drohne gerade einen Angriff.
Mit leisem »Puff« erschien ein kleines Wölkchen, und die Predator schien einen Satz aufwärts zu machen – sie hatte gerade eine ihrer Raketen abgefeuert. Das war unglaublich: Wer oder was hier draußen sollte ein Ziel abgeben? Eine Sekunde später erkannte Ford geschockt, wer das Ziel war:
Er selbst.
7
Maddox kletterte über den letzten Kamm und hielt inne, um den Canyon unten zu überblicken. Hier fügten sich zwei Schluchten zu einem großen Canyon zusammen und erschufen eine Art wildes Amphitheater mit einem ebenen Boden aus gelbem Sand. Er keuchte, denn er war wie ein Besessener marschiert, um diese Kreuzung schnell zu erreichen, und allmählich wurde ihm schwindlig – ob das an der Hitze oder seinem gewaltigen Durst lag, vermochte er nicht zu sagen. Er wischte sich den Schweiß von Stirn und Nacken und tupfte vorsichtig an den geschwollenen Stellen, wo das Miststück ihn getreten und gekratzt hatte. Der Streifschuss an seinem Bein pochte schmerzhaft, und die Sonne verbrannte ihm den nackten Rücken. Aber seine größte Sorge war das Wasser: Es musste knapp vierzig Grad heiß sein, und die Sonne stand nun beinahe direkt über ihm. Alles flimmerte in der Hitze. Sein Durst war schmerzhaft und wurde von Minute zu Minute schlimmer.
Sein Blick folgte dem tiefen Einschnitt des
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