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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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Mund und Nase und versuchte zu atmen; er war immer noch halb betäubt von der Schockwelle. Das Donnern des Einschlags war so ungeheuer stark gewesen, dass es schien, als hätte allein der Lärm ihn töten können. Doch er war noch da, am Leben und unverletzt. Es war kaum zu fassen.
    Er stand auf, wobei er sich an die Felswand stützen musste; sein Kopf hämmerte, und es klingelte in seinen Ohren. Er hatte sich in die ausgespülte Höhlung in der Wand des Canyons geflüchtet, eine gute Entscheidung. Gewaltige Steinbrocken lagen überall um ihn herum am Boden, doch der Überhang hatte ihn gut geschützt. Allmählich begann der Staub sich zu legen, und der orangerote Nebel verzog sich. Er bemerkte einen sonderbaren Geruch, eine erstickende Mischung aus pulverisiertem Gestein und Kordit. Die Staubwolke hing wie gefangen zwischen den Felswänden, trieb nur langsam davon und brauchte lange, um sich aufzulösen.
    Der Staub … Der Staub war jetzt sein bester Schutz. Er würde ihn vor den scharfen Augen der Videokameras an Bord der Predator-Drohne beschützen, die zweifellos noch über ihm kreiste und den angerichteten Schaden begutachtete.
    Er zog sich in die Höhle zurück, als der Staub schließlich davontrieb, angeschoben von einer nicht wahrnehmbaren Luftbewegung. Er hockte reglos in der unterspülten Felswand, selbst so dick mit Staub bedeckt, dass er vermutlich aussah wie ein gewöhnlicher Felsbrocken. Immer noch hörte er das flüsternde Summen der Drohne irgendwo am Himmel. Zehn Minuten vergingen, bis das Geräusch verklang.
    Ford rappelte sich taumelnd auf, hustete Schlamm hoch und spuckte ihn aus, klopfte sich den Staub von der Kutte, schüttelte sich das Haar aus und wischte sich das Gesicht sauber. Erst jetzt begann er zu begreifen, wie unerklärlich das war, was sich soeben abgespielt hatte: Eine Predator-Drohne hatte absichtlich eine Rakete auf ihn abgefeuert. Warum?
    Das musste ein Versehen sein, ein Test, bei dem etwas schiefgelaufen war. Doch noch während er das dachte, verwarf er den Gedanken wieder. Zunächst einmal wusste er, dass man eine geheime Drohne niemals über öffentlichem Grund und Boden testen würde, schon gar nicht im Staat New Mexico, der mit der White Sands Missile Range über das größte Raketen-Testgelände der USA verfügte. Außerdem war ausgeschlossen, dass die Predator irgendwie aus Versehen von White Sands entwischt und hierher gelangt sein könnte – sie besaß nicht die nötige Reichweite. Das Manöver mit Wenden, Zielanflug, Feuern, das die Drohne durchgeführt hatte, konnte das ICCG nicht gesteuert haben:
    Hinter diesem Manöver musste ein menschlicher Pilot stecken, der irgendwo saß und sehen konnte, wer Ford war und was er hier tat.
    Konnte es sein, dass sie jemand anderen jagten? Hatten sie sich in Fords Identität geirrt? Das war wohl möglich, wäre jedoch eine schwere Verletzung der allerersten Einsatzregel: Sichere visuelle Identifizierung des Ziels. Wie konnte man ihn in Mönchskutte und Sandalen mit irgendjemand anderem verwechseln? War die CIA hinter ihm her, wegen irgendetwas, das er wusste oder getan hatte? Aber es war unvorstellbar, dass die CIA einen ihrer eigenen Leute ermordete – natürlich war das illegal, aber vor allem war es mit der CIA-Kultur unvereinbar. Und selbst wenn sie ihn umbringen wollten, würden sie ihm keine vierzig Millionen Dollar teure, geheime Drohne hinterherschicken, wenn sie ihn ganz einfach in seinem Bett in der nicht verschlossenen Zelle des ungesicherten Klosters ermorden und dafür sorgen konnten, dass es aussah wie ein gewöhnlicher Herzinfarkt.
    Irgendetwas ging hier vor sich, etwas sehr, sehr Merkwürdiges.
    Ford schlüpfte aus seiner Kutte, schüttelte den restlichen Staub gründlich heraus und zog sie wieder an. Mit dem Fernglas suchte er den Himmel ab, doch die Drohne war verschwunden. Dann wandte er sich der Stelle zu, wo die Rakete eingeschlagen war. Er sah die frische, orangerote Narbe im dunkleren Sandstein, ein tiefes Loch, aus dem immer noch kleine Sand- und Staubwölkchen tröpfelten. Wenn er sich nicht in die unterspülte Felswand gerettet hätte, wäre er bei dieser Explosion ganz sicher gestorben.
    Ford ging langsam den Canyon entlang. Was gerade geschehen war, erschien ihm unfassbar, doch nun kam er auf den Gedanken, der Angriff könnte etwas mit dem Dinosaurierfossil zu tun haben. Er konnte nicht genau sagen, woher dieses Gefühl kam; es war eher eine Ahnung denn eine logische Schlussfolgerung. Aber nichts

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