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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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und schob sie in seine Hosentasche. Schließlich zog er eine Schlange verpackter Kondome hervor, riss zwei ab und steckte sie sich in die Brusttasche.
    Er würde an diesem Tatort keinerlei genetische Spuren hinterlassen.

14
    Detective Lieutenant Willer stieg aus dem Streifenwagen und warf seine Zigarettenkippe vor sich auf den Asphalt. Er trat sie aus, nahm die Hintertür zum Revier und ging durch die in Schiefer und Plexiglas gehaltene Lobby. Er schob die Glastüren zum Morddezernat auf, marschierte den Flur entlang, vorbei an dem großen Ficus im Topf, und betrat das Besprechungszimmer.
    Er kam genau zur rechten Zeit. Alle anderen waren schon da, und das Stimmengemurmel brach ab, als er eintrat. Willer hasste Besprechungen, doch sie waren in seinem Beruf leider unvermeidlich. Er nickte seinem Deputy Hernandez und einigen weiteren Kollegen zu, nahm einen Plastikbecher, füllte ihn mit Kaffee, legte seine Aktenmappe auf den Tisch und setzte sich. Einen Moment lang konzentrierte er sich ganz auf seinen Kaffee – zur Abwechslung einmal frisch gebrüht – und stellte dann den Becher beiseite. Er öffnete die Aktenmappe, holte einen Stapel Unterlagen mit der Beschriftung »Labyrinth« heraus und klatschte sie gerade laut genug auf den Tisch, um die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Er öffnete die Akte, ließ eine schwere Hand darauf sinken und blickte sich um. »Alle da?«
    »Glaube schon«, antwortete Hernandez.
    Nicken und Gemurmel am Tisch.
    Willer trank schlürfend einen Schluck Kaffee und setzte den Becher ab. »Ladys und Gentlemen, wie Sie wissen, haben wir einen Mord oben in der Chama Wilderness, im Labyrinth, über den die Presse bereits berichtet hat. Ich will Ihnen sagen, wo wir stehen, und wie wir weiter vorgehen. Falls irgendjemand eine geniale Idee hat, will ich sie hören.«
    Er blickte sich um.
    »Also, dann fangen wir mit dem Bericht der Gerichtsmedizin an. Dr. Feininger?«
    Die Pathologin, eine elegante, grauhaarige Frau in einem Kostüm, die in dem schmuddeligen Besprechungszimmer deplatziert wirkte, öffnete eine schlanke Ledermappe. Sie stand nicht auf, als sie das Wort ergriff, und ihre Stimme war leise, trocken, ein klein wenig ironisch.
    »Zehneinhalb Liter blutgetränkter Sand, welcher den Großteil der circa sechs Liter Blut enthält, die man durchschnittlich im menschlichen Körper findet, wurden am Tatort gesichert. Keine weiteren menschlichen Überreste. Wir haben die Untersuchungen durchgeführt, die möglich waren – Blutgruppe, Hinweise auf Drogen und so weiter.«
    »Und?«
    »Blutgruppe null positiv, keine Spuren von Alkohol oder Drogen, anscheinend normale Leukozytenzahl, Proteine im Blutserum, Insulin, alles normal. Das Opfer war ein gesunder, männlicher Erwachsener.«
    »Männlich?«
    »Ja. Wir konnten das Y-Chromosom nachweisen.«
    »Haben Sie einen Gentest gemacht?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Wir haben die DNA mit allen Dateien verglichen, keine Übereinstimmung.«
    »Was soll das heißen, keine Übereinstimmung?«, mischte sich der Staatsanwalt ein.
    »Wir haben keine landesweite Gendatenbank«, erklärte die Pathologin geduldig, als spreche sie mit einem Schwachsinnigen – was, fand Willer, vermutlich stimmte. »Normalerweise gibt es keine Möglichkeit, eine beliebige Person anhand ihrer DNA zu identifizieren, zumindest noch nicht. Sie ist nur hilfreich, wenn man Vergleichsmaterial hat. Bis wir eine Leiche finden, einen Verwandten oder einen Blutspritzer auf der Kleidung eines Verdächtigen, nützt sie uns gar nichts.«
    »Aha.«
    Willer nippte an seinem Kaffee. »War das alles?«
    »Bringen Sie mir eine Leiche, dann kann ich Ihnen mehr sagen.«
    »Wir arbeiten daran. Hundestaffel?«
    Ein nervöser Mann mit karottenrotem Haar rückte hastig einige Unterlagen zurecht: Wheatley, aus Albuquerque.
    »Wir haben am vierten Juni sechs Hunde in das fragliche Gebiet –«
    Willer unterbrach ihn: »Zwei Tage später, nach heftigen Regengüssen, die alle trockenen Flussbetten durchgespült und sämtliche Fußabdrücke oder Geruchsspuren im Labyrinth weggewaschen haben.« Willer hielt inne und starrte Wheatley streitlustig an. »Nur fürs Protokoll.«
    »Es ist eine abgelegene Gegend, nicht leicht zu erreichen.« Wheatleys Stimme klang eine halbe Oktave höher.
    »Also, weiter.«
    »Sechs Hunde und drei Hundeführer, die auf die Vermisstensuche und Fährtenarbeit spezialisiert sind. Die Hunde nahmen eine Fährte …« Er blickte auf. »Ich habe hier Kartenmaterial, falls Sie

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