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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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Mond war noch nicht aufgegangen, und die alte Hütte ragte pechschwarz vor ihm auf, eine düstere Silhouette vor dem Sternenhimmel. Maddox erschauerte und schwor sich, nächstes Mal das Licht am Eingang anzulassen.
    Dann dachte er an die Frau, die in der Dunkelheit der Mine auf ihn wartete, und bei diesem Gedanken durchfuhr ihn ein angenehmes, warmes Gefühl.

9
    Sallys Beine schmerzten vom langen Stillstehen, denn sie konnte sich nicht rühren, und ihre Knöchel und Handgelenke waren vom kalten Stahl wundgerieben. Ein eisiger Luftzug aus den Tiefen der Mine ließ sie frieren bis auf die Knochen. Der trübe Schein der Kerosinlampe schwankte und flackerte und erfüllte sie mit der irrationalen Angst, das Licht könnte erlöschen. Aber am meisten machte ihr die Stille zu schaffen, die nur vom monotonen Tropfen des Wassers unterbrochen wurde. Sie konnte nicht mehr abschätzen, wie viel Zeit vergangen war, ob draußen Tag oder Nacht war.
    Plötzlich erstarrte sie, als sie hörte, dass jemand das eiserne Tor am Eingang der Mine aufschloss. Er kam. Sie hörte das Tor mit einem Klirren zuschlagen und die schwere Kette rasseln, als er den Ausgang wieder verschloss. Nun hörte sie seine Schritte, sie kamen näher, wurden allmählich immer lauter. Der Lichtstrahl einer Taschenlampe zuckte zwischen den Balken ihres Verschlags hindurch, und dann war er da. Er löste die Balken vor dem Eingang mit einem Steckschlüssel und warf sie beiseite. Dann schob er die Taschenlampe in die hintere Hosentasche und betrat ihr kleines Gefängnis.
    Sally sackte mit halb geschlossenen Augen in den Ketten zusammen. Sie stöhnte leise.
    »Hallo, Sally.«
    Sie stöhnte erneut. Unter halb gesenkten Augenlidern hervor sah sie, wie er sich mit breitem Grinsen das Hemd aufknöpfte.
    »Nicht weglaufen«, sagte er. »Wir werden uns jetzt ein bisschen amüsieren.«
    Sie hörte das Hemd auf den Boden fallen, dann ein leises Klimpern, als er seine Gürtelschnalle öffnete.
    »Nein«, stöhnte sie schwach.
    »Doch. O ja. Ich will nicht mehr warten, Baby. Jetzt oder nie.«
    Sie hörte, wie er seine Hose abstreifte und auf den Boden warf. Weiteres Rascheln, und seine Unterwäsche landete auf dem Haufen Kleidung.
    Schwach blickte sie auf; ihre Augen waren nur schmale Schlitze. Da stand er vor ihr, nackt, steif, einen kleinen Schlüssel in der einen, die Pistole in der anderen Hand. Sie stöhnte und ließ den Kopf wieder sinken. »Bitte nicht.« Ihr Körper sackte zusammen – leblos, schwach, völlig hilflos.
    »Bitte, nimm mich, wolltest du wohl sagen.« Er trat auf sie zu, packte ihr linkes Handgelenk und steckte den Schlüssel ins Schloss der Metallschelle. Dabei beugte er sich dicht über ihren gesenkten Kopf und schnupperte an ihrem Haar. Sie konnte ihn tief einatmen hören. Er fuhr mit den Lippen ihren Hals hinab, und sein unrasiertes Kinn kratzte an ihrer Wange. Sie wusste, dass er dabei war, ihre linke Handschelle aufzuschließen. Dann würde er zurücktreten und sie zwingen, die anderen zu öffnen. So machte er es immer.
    Sie wartete ab und blieb schön schlaff in den Ketten hängen. Sie hörte das leise Klick, als das Schloss aufschnappte, und spürte die Handschelle fallen. In diesem Augenblick nahm sie alle Kraft zusammen und schlug mit der linken Hand nach seiner Waffe. Diese Bewegung hatte sie im Geiste hundertmal geübt, und sie erwischte ihn eiskalt. Die Waffe flog durch die Luft. Ohne zu zögern ließ sie die Hand sinken und grub ihm die Fingernägel ins Gesicht – Fingernägel, die sie eine Stunde lang an der Felswand spitz gefeilt hatte. Haarscharf verfehlte sie sein Auge, doch sie fügte ihm tiefe Fleischwunden zu.
    Mit einem erstickten Schrei stolperte er zurück, riss die Hände hoch, um sein Gesicht zu schützen, die Lampe fiel ihm aus der Tasche und landete auf dem Boden.
    Augenblicklich schloss sie die Hand um die geöffnete Schelle, ja! Der Schlüssel steckte noch im Schloss. Sie zog ihn heraus und befreite rechtzeitig einen Fuß, um dem Mann, der wieder aufstand, hart in den Magen zu treten. Sie öffnete die zweite Fußfessel, die rechte Handschelle.
    Frei!
    Er kniete hustend auf dem Boden und streckte die Hand nach der Waffe aus, die er fallen gelassen hatte.
    Während der vergangenen Stunden hatte sie auch die nächste Bewegung unzählige Male im Geiste geübt – sie sprang zum Tisch, ihre Finger schlossen sich um eine Streichholzschachtel, und zugleich stieß die andere Hand die Kerosinlampe zu Boden. Sie zersprang, und die

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