Der Captain ist 'ne Lady
gewirkt, dass sie ihn genauer kennenlernen wollte.
Leider hatte sie vergessen, dass man niemals einem anderen Menschen die intimsten Gedanken und Gefühle anvertrauen darf. Für diese Dummheit hätte sie eigentlich Schläge verdient. Nie zuvor hatte sie so etwas versucht, und von jetzt an würde ihr das auch nie wieder passieren.
Cinco! Seine dunklen Augen hatten sie vom ersten Moment an fasziniert, und seine Blicke hatten sie erregt. Der Klang seiner Stimme raubte ihr nachts den Schlaf, und sie träumte mit offenen Augen davon, seine Hände auf ihrem Körper zu spüren.
Doch kaum hatte sie ihm erzählt, weshalb sie Angst vor Tieren hatte, war er wieder zu einem Mistkerl geworden, der alles kontrollieren und bestimmen wollte. Er schrieb ihr vor, was sie zu tun hatte und was sie dabei fühlen sollte. Am liebsten hätte sie ihn auf der Stelle in der Luft zerrissen.
Doch nun hatte sie ihn seit fünf Tagen nicht mehr gesehen und wurde von Schuldgefühlen geplagt. Vielleicht war sie doch ein klein wenig zu hart zu ihm gewesen. Im Nachhinein fand sie, dass er sich eigentlich nur so verhalten hatte, wie jeder Freund in einer solchen Situation reagieren würde. Das Problem dabei war wiederum, dass sie mit Freundschaften keine Erfahrung hatte.
Leider bot Cinco ihr keine Gelegenheit, sich bei ihm zu entschuldigen. Nach dem Kurs hatte sie ihn gesucht, aber nur Lupe, seine Haushälterin mexikanischer Abstammung, vorgefunden. Lupe war aus dem Urlaub zurück und richtete Meredith aus, dass Cinco nicht gestört werden wollte – von niemandem!
Nun wartete Meredith seit fünf Tagen darauf, dass er sich wieder zeigte. Die Zeit hatte sie sich vertrieben, indem sie mit Abby im Geländewagen weit hinaus auf das Land der Ranch gefahren war, um dort einen Bullen zu kontrollieren. Außerdem hatte sie Lupe im Gewächshaus geholfen, in dem die Rosen gezogen wurden. Und sie hatte im Trainingsraum ihre Muskeln bis an ihre Grenzen trainiert. Sie hatte ständig nach Cinco Ausschau gehalten, doch er blieb verschwunden.
Seufzend achtete Meredith wieder auf die anderen Kursteilnehmer. Heute waren es zwei Jungen und vier Mädchen, von denen Abby behauptete, sie hätten mehr Lebenserfahrung, als man sich überhaupt vorstellen konnte, weil sie auf der Straße aufgewachsen seien.
Drei der Mädchen und einer der Jungen waren daheim misshandelt worden. Sobald sie groß genug gewesen waren, hatten sie das Elternhaus verlassen und sich auf der Straße verkauft, um zu überleben.
Staatliche Stellen hatten die anderen Jugendlichen rechtzeitig ihren Eltern weggenommen, bevor es zu schweren Folgen durch Vernachlässigung und Misshandlung gekommen war. Allerdings waren der Junge und das Mädchen jahrelang von einer ungeeigneten Ziehfamilie zur nächsten gewandert, sodass es kein Wunder war, dass auch sie anschaffen gegangen waren.
Wahrscheinlich schleppte jeder Mensch in der einen oder anderen Form ein schweres Schicksal mit sich herum. Nachträglich fand Meredith, dass sie es vielleicht doch nicht so schlimm getroffen hatte, wie sie stets gedacht hatte.
Heute ging es also ums Aufzäumen und Satteln, und gegen Ende des Unterrichts fingen die Teilnehmer allmählich an, aufeinander einzugehen. Abbys Geduld im Umgang mit schwierigen und für ihr Alter typisch albernen Jugendlichen war beeindruckend.
Hinterher standen sie noch im Stall beisammen und warteten darauf, dass Abby das letzte Pferd in seine Box brachte. Die Jugendlichen steckten flüsternd und lachend die Köpfe zusammen, während Meredith versuchte, ein Seil zur Schlinge zu knüpfen.
“Hey, Meredith”, rief Bryan. “Wollen Sie heute Abend mit mir tanzen gehen?”
“Tut mir leid, aber wir haben keine Fahrgelegenheit, Bryan”, erwiderte sie. Eigentlich konnte sie nicht richtig tanzen, doch sie freute sich über die kameradschaftliche Haltung der Jugendlichen. “Es sei denn, du willst es mit einem Pferd versuchen. Wir beide haben uns schließlich recht gut gehalten.”
Abby hatte sie als Meredith Jones vorgestellt, Cincos Computerberaterin. Meredith wünschte sich jedoch, dass die anderen sie als Freundin betrachteten. Mit der scherzhaften Absage brachte sie die Jungen und Mädchen zum Lachen. Sie zeigten auf Bryan und spotteten gutmütig über ihn.
“Entschuldigen Sie, Ma’am”, sagte eines der Mädchen und kam zu Meredith. “Bryan ist ein Blödmann, aber wir brauchen heute Abend wirklich Ihre Hilfe. Sehen Sie, etliche aus unserer Schule gehen später ins
Roadhouse Café.
Da
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