Der Captain ist 'ne Lady
Hatte diese Frau denn nicht den kleinsten Funken Verstand?
Und was seine Schwester anging … Abby war offenbar genauso naiv und dumm!
Vorsichtig bog er auf den Highway ein und gab wieder Gas. Seit einer Woche forschte er in Computerunterlagen nach und rief Leute im ganzen Land an, um Merediths Verfolger aufzuspüren. Richard Rourke war verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben. Schließlich hatte Cinco über das Internet andere auf den Mann angesetzt. Jedenfalls hatte er sich bemüht.
Und was machte Meredith, wenn er einen Moment nicht auf sie aufpasste? Sie fuhr in Begleitung eines Haufens sehr auffälliger Jugendlicher zu einer Tanzveranstaltung für Jugendliche, bei der sie wie ein bunter Hund aus der Menge stach. Cinco knirschte mit den Zähnen.
Nur gut, dass er vorgehabt hatte, an diesem Abend mit Meredith zu essen. Sonst hätte er ihren Ausflug gar nicht bemerkt. Und obendrein hatte er mit ihr tanzen gehen wollen. Dann hatte er von Lupe erfahren, dass Meredith die Ranch verlassen hatte, ohne ihn vorher zu verständigen.
Er riss das Lenkrad herum und bog schleudernd auf den Parkplatz des
Roadhouse Cafés
ein, stieg aus, zog den Stetson tief in die Stirn und lief zum Eingang.
Dabei nahm er sich gewaltig zusammen, denn wahrscheinlich war seine Furcht unbegründet. Merediths Tarnung war sicher nicht aufgeflogen, und ihr drohte bestimmt keine Gefahr.
Trotzdem! Sie hatte die Ranch verlassen, ohne ihn zu informieren und ohne dass er auf sie aufpassen konnte. Jetzt konnte sie sich auf etwas gefasst machen!
7. KAPITEL
Cinco war ein vernünftiger und beherrschter Mann. Daher wusste er, dass es besser gewesen wäre, nicht ins
Roadhouse Café
zu stürmen. Er hätte sich erst draußen auf dem Parkplatz beruhigen sollen oder besser schon vorher auf der Landstraße, wo ihn niemand gesehen hätte.
Allerdings konnte er einfach nicht anders handeln. Von Vernunft war keine Spur mehr vorhanden, wenn er sich vorstellte, dass Meredith von einem Mörder verfolgt wurde. Wenn ihr etwas geschehen sollte, wäre das seine Schuld.
Sobald er ihr goldblond schimmerndes Haar entdeckte, atmete er auf. Also war ihr nichts zugestoßen. Der Druck auf seiner Brust ließ nach. Sie tanzte soeben mit einem Jungen und überragte dabei die anderen bei Weitem.
Cinco drängte sich zwischen den Tischen zur Tanzfläche durch, als die Musik wechselte. Die Country-Western-Band stimmte einen langsamen Tanz an, den er aus dem Radio kannte.
Meredith sah schön aus, unbeschreiblich attraktiv. Wie konnte sie sich nur in solche Gefahr bringen? Und letztlich ja nicht nur sich, sondern auch die Jugendlichen. Sie hätte niemals ohne ihn in die Stadt fahren dürfen.
Der Junge, mit dem sie tanzte, reichte ihr gerade bis zum Kinn. Sein Haar stand wie die Stacheln eines Igels hoch, und auf den Wangen hatte er Narben von Akne. Verdammt, so ein Junge fiel hier draußen auf dem Land dermaßen auf, dass Meredith sich keinen schlechteren Partner hätte aussuchen können.
Cinco trat neben die beiden und tippte Meredith auf die Schulter. “Wir müssen reden – draußen”, sagte er, nahm ihren Arm und zog sie zur Tür, während sich der Junge hinter ihm beschwerte.
Zuerst hatte Meredith nur überrascht reagiert, doch als er sich einen Weg durch die Menge bahnte, stemmte sie sich gegen ihn. “Warten Sie!”, verlangte sie, aber er ging weiter, als hätte sie nichts gesagt. Noch waren sie von Tänzern umgeben, und da niemand hören durfte, was er zu sagen hatte, presste er die Lippen zusammen.
“Cinco!”, rief sie, um die Musik zu übertönen. “Das ist weit genug!” Sie riss sich los und hätte ihn beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht. “Bleiben Sie sofort stehen und hören Sie mir zu!”, verlangte sie.
“Nicht hier!”, wehrte er heftig ab.
Meredith blickte an ihm vorbei. “Bryan, nein!”, rief sie.
Cinco wich einem Schlag des Jungen aus. “Lass das”, befahl er. “Misch dich nicht ein.”
“Lassen Sie Meredith in Ruhe!”, verlangte der junge Mann. “Sie hat mit mir getanzt.”
Cinco hatte keine Schwierigkeiten, auch dem nächsten Schlag auszuweichen, und der Junge wäre beinahe von seinem eigenen Schwung umgerissen worden.
“Ich bringe dich um!”, schrie er und griff Cinco an.
Cinco legte dem Jungen nur die Hand auf dessen gesenkten Kopf und hielt ihn so auf Armeslänge von sich fern. “Du machst dich zum Narren”, warnte er.
Einige andere Jugendliche zogen den zornigen Jungen weg. Bryan schimpfte und fluchte, und seine
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