Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Captain ist 'ne Lady

Der Captain ist 'ne Lady

Titel: Der Captain ist 'ne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Conrad
Vom Netzwerk:
geliebt!
    “Meine Großmutter kannte sich mit Rosen aus”, berichtete er. “Am liebsten hielt sie sich in ihrem Garten auf. Als sie für die schweren Arbeiten zu alt wurde, brachte sie meinen Bruder Cal und mich dazu, für sie einzuspringen. Und sie hat uns die ganze Zeit beaufsichtigt und angeleitet, wie sie sich ausdrückte.”
    “In Ihrer Familie gibt es offenbar viele interessante Frauen”, bemerkte Meredith.
    “Ja, allerdings”, bestätigte er und fand, dass sie eine nicht minder interessante Frau war. Der Klang ihrer Stimme ging ihm so unter die Haut, dass er sich dagegen wappnen musste. “Wer auf der Gentry-Ranch bestehen will, braucht einen kräftigen Wurzelstock. Hier ist es so einsam, dass man es sonst nicht aushält. Eine Ranch ist nichts für Weichlinge. Bei uns lauern überall Gefahren. In einer solchen Gegend brauchen Frauen innere und körperliche Stärke, und sie müssen bereit sein, sich um die Familie und das Vieh zu kümmern.” Er unterbrach sich kurz und lachte leise. “Die Sache mit dem Wurzelstock stammt übrigens von Nanny. Sie hat ihn von den Rosen auf Menschen übertragen.”
    Der Wind spielte mit Merediths Haar, das sich aus dem straff geflochtenen Zopf gelöst hatte, und wehte es ihr ins Gesicht.
    “Ich glaube”, fuhr er fort, “bis auf eine hatten alle Frauen in meinem Leben einen kräftigen Wurzelstock. Keine von ihnen ist mehr hier, Abby natürlich ausgenommen.”
    “Das tut mir leid. Ihre Großmutter hätte ich gern kennengelernt. Sie muss toll gewesen sein.”
    “Das war sie”, bestätigte er.
    Cinco hatte in seinem Leben schon viele liebe Menschen verloren und schlimme Erinnerungen gesammelt. Im Moment verspürte er jedoch nur eine leichte Traurigkeit und nicht den brennenden Schmerz, wie das lange Zeit der Fall gewesen war.
    Er war so in Gedanken versunken, dass er nicht merkte, wie unruhig Meredith an seiner Seite war. Sie überlegte verzweifelt, wie sie Cinco aus seiner Trauer holen konnte, doch ihr fiel nichts ein. Unbekümmertes Plaudern hatte ihr noch nie gelegen, aber durch Fragen hielt man ein Gespräch in Gang.
    “Sie haben vorhin erwähnt, dass sich eine Frau von den anderen unterschieden hat. Wer war das?”
    Er wäre beinahe gestolpert, so unerwartet traf ihn die Frage. “Ich war in sie verliebt”, gestand er dann. “Ich habe ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht. Genau wie Sie kam sie aus der Großstadt, eine sagenhafte und intelligente Frau. Früher oder später hätte sie es hier draußen nicht ausgehalten. Sie hätte die Ranch gehasst – und mich wahrscheinlich auch”, fügte er seufzend hinzu, “wenn wir tatsächlich geheiratet hätten.”
    “Was ist denn geschehen?”, fragte Meredith, ohne zu überlegen.
    “Sie ist gestorben”, erwiderte er dermaßen ausdruckslos, dass ihr die Bedeutung zuerst gar nicht bewusst wurde.
    Seine Verlobte, seine Geliebte hatte von dem Leben auf der Ranch nicht enttäuscht werden können, weil sie vorher gestorben war. Damit hatte Meredith nicht gerechnet. Und was sollte sie jetzt sagen? Wagte sie eine weitere Frage, oder sollte sie das Thema wechseln?
    Ein Mal wollte sie es noch versuchen: “Wie ist sie gestorben?”
    Cinco zog sich den Hut tiefer in die Stirn und räusperte sich. “Das erzähle ich Ihnen bei einer anderen Gelegenheit”, wehrte er ab und blickte zum Himmel hoch. “Der Sturm, den wir erwarten, könnte heute Abend einsetzen. Sehen Sie die dunklen Wolken am Horizont?”
    “Sie meinen die Kaltfront, die auf uns zutreibt?”
    “Richtig. Das ist wie mit den unerwünschten Touristen im Winter. Wir brauchen aber unbedingt das Wasser, weil hier sonst nichts überlebt. Wenn die Regenwolken weiterziehen, wird es allerdings unangenehm kalt werden.”
    Na schön, er hatte einen kleinen Scherz über das Wetter gemacht. Worüber konnten sie sich noch unterhalten, bis sie den Stall erreichten? Der süße Duft der Rose fiel Meredith ein. “Was hat Ihre Großmutter denn noch über Rosen gesagt? Über die Bedeutung der Farben, meine ich. Gibt es da noch mehr?”
    Cinco lächelte ihr flüchtig zu, und sofort lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken.
    “Freut mich, dass Sie danach fragen. Ich dachte schon, Blumen würden Sie langweilen.”
    Meredith schüttelte leicht verwundert den Kopf. Vermutlich könnte nichts, worüber er sprach, sie langweilen, schon gar nicht, wenn er dabei so unwiderstehlich lächelte.
    “Also, mal sehen, woran ich mich noch erinnere. Weiß steht für Reinheit und Ehrfurcht,

Weitere Kostenlose Bücher