Der Cartoonist
als sei er nicht schwerer als ein Kopfkissen. »Lassen Sie meine
Tochter in Ruhe! Nicht sie ist für ihren Zustand verantwortlich, haben Sie denn
keine Augen im Kopf ?«
So fest wie
Handschellen schlossen sich Finger um seine Gelenke. Ein kräftiger Unterarm
nahm ihn in den Schwitzkasten. Als Scott sich mit dem Ellbogen wehrte, merkte
er, wie er irgendjemanden am Kinn traf.
»Schaffen Sie
ihn hier raus !« , befahl der Arzt und fügte, an die
Schwester mit dem Wagen gewandt, hinzu: »Bereiten Sie eine 6 E-Infusion vor.
Ich werde sie intubieren müssen .«
Scotts
Blickfeld trübte sich, der ganze Raum schwankte und begann sich um ihn zu
drehen. Überall auf seinem Körper waren Hände und Arme, die ihn gewaltsam aus
dem Zimmer zerrten.
Dieser
verdammte Lärm!
Erneut stand
Scott, voll gepumpt mit Adrenalin, im Türrahmen jenes Krankenzimmers, das in
einer anderen Klinik lag. Und benötigte jedes Quäntchen Selbstbeherrschung, das
er aufbringen konnte, um vor dem harmlosen Greis im Rollstuhl nicht
davonzulaufen.
Vor einem
harmlosen Alten und seinem unablässig kratzenden Bleistift.
In diesem
Moment der Erinnerung merkte er - oder ein
uralter,
dunkler Teil seiner Seele -, was es mit dem Lärm in seinem Kopf auf sich hatte.
Kaths wilder
Kampf war beendet. Jetzt lag sie völlig still da, während der Arzt versuchte,
ein Röhrchen in ihre Kehle einzuführen. Am Fußende des Bettes stand eine
Schwester, die ein steriles Operationsbesteck auspackte. Scharfe Instrumente
aus rostfreiem Stahl funkelten im kalten Licht der Neonröhren. Alle Augen im
Zimmer waren von Hoffnungslosigkeit und Resignation getrübt, alle Vorhänge
zugezogen. Und der Lärm in Scotts Kopf ließ endlich nach. Mit einer einzigen
entschiedenen Bewegung befreite er sich aus der Umklammerung - und verließ mit
einem Dutzend schneller Schritte die Station, durchquerte den Hauptgang und
stürmte ins Angehörigenzimmer. Am Bett blieb er stehen und schnappte sich das
Telefon, während er mit scharfen, flachen Zügen Luft holte.
Ihm fiel die
Instruktion ein, die ihm die Krankenschwester am Vortag gegeben hatte. »Ich bin
am Anschluss zwei-fünf-null«, teilte er der Telefonzentrale mit. »Geben Sie mir
eine Leitung nach draußen .«
Die folgende
Pause nutzte Scott dazu, ein winziges Telefonverzeichnis aus der Brieftasche zu
ziehen. Er blätterte zum Buchstaben L und fand das, was er suchte, auf der
Mitte der Seite. Es war eine Nummer, die er schon Vor Jahren notiert, aber noch
nie angewählt hatte.
Nach mehrmaligem
Klicken der Schaltungen war das Freizeichen zu hören. Er drückte elf in
unterschiedlicher Tonhöhe summende Tasten. Nach dreimaligem Läuten meldete sich
eine weibliche Stimme, die angespannt und wie unter Drogen klang: »Jaaa ?«
»Scott Bowman
am Apparat. Ich bin ein alter Freund von Jake und muss dringend mit ihm
sprechen. Ist er ...«
Bitteres
Kichern unterbrach ihn mitten im Sau. »Soll das ein
Witz sein ?« »Wie bitte?«
»Ich bin Jakes
Schwester. Jake hat sich umgebracht, Mr.
Bowman. Sich
selbst, seine Frau und seine beiden süßen Babys. Wir haben sie alle vor vier
Tagen beerdigt .«
Oh, Gott, »Wie hat er
Aber wahrend er noch sprach wurde aufgelegt
Benommen gab
er eine andere Telefonnummer ein, diesmal musste er nicht nachschlagen. Er
verwählte sich dabei, so dass er die Eingabe wiederholen musste. »Health
Sciences Center Ost-Ontario.« »Geben Sie mir die Station Two Link. Dr. Bowman
am Apparat. Bitte beeilen Sie sich .« Mehrfaches
Klicken, danach der Wählton. »Hier Two Link, Mavis MacDonald,
Stationsschwester.« »Mavis?« Scott spürte so etwas wie Erleichterung, denn er
kannte diese barsche alte Oberschwester, die ein Universitätsstudium absolviert
hatte, und mochte sie. »Ich bin darauf angewiesen, dass Sie mir einen Gefallen
tun ...« »Dr. Bowman? Sind Sie das ?«
»Ja. - Hören
Sie zu, Mavis, das hier ist furchtbar wichtig .« Beim
Sprechen merkte er, wie ein Rest von Selbstbeherrschung zurückkehrte. Diese
ganzen Vorgänge mochten zwar völlig unfassbar sein, aber zumindest konnte er
den Wahnsinn jetzt an einem ganz bestimmten Punkt festmachen und dieses
schreckliche Durchdrehen, das kein Ziel kannte, überwinden. »Ich möchte, dass
Sie so schnell wie möglich zum Zimmer des Alten, des Zeichners, gehen, sich
sein Klemmbrett schnappen und damit zurück ans Telefon kommen .« Ihm fiel ein, wie er versucht hatte, dem Zeichner den Bleistift aus der
arthritischen Klaue zu winden. »Falls er sich dagegen wehrt,
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