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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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Messing
gearbeitete und auf Hochglanz polierte Hausnummer 47 zu erkennen.
    Es war das
Haus, in dem Scott aufgewachsen war.
    Das Haus, in
dem seine Eltern verbrannt waren.
    So heftig
zitternd, dass er kaum noch Luft bekam, wandte sich Scott der letzten
vermoderten Seite zu. Dort fand er eine Nachricht in sauberer gotischer
Schrift, die schlicht und einfach besagte: Auge um Auge.
    Trotz seiner
Verwirrung und Benommenheit sah Scott jetzt rot, sein Entsetzen vermischte sich
mit ungezügelter Wut.
    Blutstropfen
benetzten die aufgeschlagene Seite und bildeten dort kleine Kreise aus
rötlichen Perlen. Als Scott eine Hand ans Kinn hob, stellte er fest, dass die
kleine, erbsengroße Narbe wieder aufgeplatzt war und zu bluten angefangen
hatte.
    In diesem
Moment schien sich der Deckel des Albums zu bewegen und sich in der Hand zu
winden, die es festhielt. Aus dem Einband löste sich ein Knäuel aus Schnecken
und schwarz glänzenden Käfern und glitschte über Scotts nackten Unterarm, so
dass er zu Tode erschrocken aufschrie, das Buch zu Boden schleuderte und wie
besinnungslos auf seinen Arm einschlug. Mühsam rappelte er sich hoch, stolperte
im Dunkeln aber über eine Flasche und schlug lang hin, wobei sich irgendetwas
Scharfes in seinen Oberschenkel grub. Ohne auf den Schmerz zu achten, stand er
wieder auf und ging hastig, aber vorsichtig weiter.
    Er musste hier
raus. Musste zurück zu Kath.
    Von jetzt an
würde sie stets in Gefahr sein, sobald man sie allein ließ.
    31
    Als er ins
Foyer stürmte und den verschlüsselten Notruf höchster Dringlichkeitsstufe für
die Intensivstation hörte beherrschte ihn nur ein einziger Gedanke: Ich muss
zu Kath Ich muss zu meiner kleinen Tochter. Mehr als jeder Willensakt war
es dieser Gedanke, der ihn vorwärts trug. Er konnte sich überhaupt nicht mehr
an die Rückfahrt vom Friedhof zum Krankenhaus
erinnern, würde es auch niemals tun. Er war zu einem Geschöpf geworden, das nur
noch aus Reflexen heraus handelte und wie automatisch gesteuert funktionierte,
wobei er sich unbewusst auf die früher erworbenen Fähigkeiten wie Laufen,
Rennen oder Autofahren verließ. Die Stimme, die den Code über das interne
Kommunikationsnetz durchgab, brachte ihn dazu, seinen Schritt zu einem
gefährlich schnellen Lauf zu beschleunigen. Weit aufgerissene Augen und
ungläubige Blicke verfolgten ihn, als er durchs Foyer und den Gang hinunter zur
Intensivstation raste.
    Nicht Kath,
bitte lass es nicht Kath sein ...
    Die schweren
Türen der Station gaben Scotts ausgestrecktem Arm nach. Der Krach beim
Zuschlagen ging in dem zielgerichteten Kommen und Gehen, das sich auf Kaths
Nische konzentrierte, fast unter. Eine Krankenschwester, deren blaue Augen
gequält blickten, eilte mit einem Wägelchen, auf dem Mittel und Instrumente für
den Notfall lagen, den Gang entlang. Ein bärtiger Techniker, der ein
Beatmungsgerät hinter sich herzog, kam durch eine schmale Hintertür gestürmt.
Von ihrem Stuhl vor dem Computer schoss eine junge Ärztin hoch und hastete
unmittelbar vor der Schwester mit dem Wägelchen in Kaths Zimmer.
    Und sie alle
waren vollauf beschäftigt, jeder Einzelne von ihnen.
    Scott raste so
schnell durch den Gang, dass er die Krankenschwester, die ihr Wägelchen gerade
ins Zimmer schieben wollte, anrempelte und am Ellbogen erwischte. Anstatt sich
bei ihr zu entschuldigen, drängte er sich so stürmisch an ihr
    vorbei, dass
er den Karren fast umgeworfen hätte, riss den Vorhang zur Seite ... und blieb,
schrecklich verwirrt, wie angewurzelt stehen.
    Denn es war
nicht Kath, die im Bett lag, sondern eine alte Frau. In jeder sichtbaren
Körperöffnung hatte sie Kanülen stecken. Am Bettrand kniete eine Schwester und
versuchte, sie durch Herzmassage wiederzubeleben. Dabei zählte sie beim Drücken
den Rhythmus so laut mit, dass ihre Worte, die wie irgendeine unheimliche
Beschwörungslitanei klangen, den Lärm der Apparate und Summen übertönten: »Eins eintausend, zwei eintausend, drei eintausend ...«
    Als die
Assistenzärztin Scott am Ellbogen berührte, wirbelte er zu ihr herum. »Ihre
Tochter ist von der Intensivstation verlegt worden, auf die Station mit Fernüberwachung«,
erklärte sie mit hoher, durchdringender Stimme. »Wir haben ihr Bett gebraucht.
Zu der Station geht's dort hinten .« Sie deutete auf
die Wand am Ende der Intensivstation. »Bitte, Dr. Bowman, wir brauchen hier
jeden Platz .«
    »Ist sie ... ?«
    Die Assistenzärztin
warf einen kurzen Blick auf die Schwester, die sich um die

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