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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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schließlich wieder ins Auto stieg, hatte der
Feierabendverkehr bereits nachgelassen, so dass er es in Rekordzeit bis zum
Stadtrand schaffte.
    Während seiner Heimfahrt musste er noch ein- oder
    zweimal an den
alten Künstler, die obskure Zeichnung und ihren merkwürdigen Inhalt denken, an
den er sich vage von irgendwoher zu erinnern glaubte. Aber es war ein
herrlicher, sonniger Tag, er war bester Laune, und nach einer Weile
konzentrierte er sich voll aufs Fahren.
    Der Volvo
Turbo war Scotts Ein und Alles und der einzige übertriebene Luxus, den er sich
geleistet hatte, nachdem sie das neue Haus in den Gatineaus - der lang
gestreckten, grünen Hügelkette auf der Quebec-Seite des Ottawa-Flusses -gekauft
hatten. Die Schnelligkeit und Elastizität des Wagens gaben Scott das wunderbare
Gefühl, immer noch jung zu sein. Und an diesem Augustnachmittag - seinem
Geburtstag! - fühlte er sich ganz besonders jung, ja geradezu übermütig.
    Immer wieder
ging ihm eine Melodie durch den Kopf und wetteiferte mit der Musik vom Band, La fin du jour \ on André Gagnon.
    Happy birthday to me, happy birthday to me, happy
birthday, lieber Scotty...
    Jetzt hieß es
auch schon Endspurt, er lenkte das Auto geschmeidig durch die Kurven und
Serpentinen der schmalen Gatineau Road. Schließlich blinkte er und bog an einem
staubigen Straßenschild mit der Aufschrift >Sleepy Hollow< links ab. Um
das Fahrgestell vor den Schlaglöchern der unebenen, holprigen Nebenstraße zu
schützen, fuhr er im Schneckentempo. Vor einer Reihe grüner Briefkästen hielt
er kurz an, fischte seine Post heraus - Rechnungen, Zeitschriften, ein paar
Briefe - und fuhr gleich wieder weiter. Kurz darauf gaben Lücken in der Reihe
der Birken, die das Ufer säumten, den Blick auf den See frei. Das Wasser wirkte
kühl und einladend, die kleinen Wellen tanzten wie Quecksilber über die
blaugrüne Oberfläche.
    Die kurvige
Auffahrt der Bowmans lag hinter dichten, sommerlich wuchernden Büschen verborgen,
und Scott musste genau hinschauen, damit er sie nicht verpasste. Ein Brett aus
Kiefernholz mit der Aufschrift »Sandy Point Hideaway< markierte den
Schotterweg zum Haus. So hatte Krista ihr
    Zuhause nach
ihrem Geburtsort, einem winzigen Dorf am Atlantik, benannt. Ihre Mutter lebte
immer noch dort, in einem kleinen Landhaus direkt am Meer.
    Nachdem Scott
die letzte Kurve genommen hatte und in die Einfahrt eingebogen war, sah er auf
sein verwinkeltes, mit Zedernholz verkleidetes Haus - und erblickte auch Kathleen,
die ihm zur Begrüßung bereits entgegenstürmte. Er parkte vor der Garage,
stellte den Motor ab und ließ das Seitenfenster hinunter. Sofort umfing ihn die
Nachmittagshitze wie der heiße Atem eines Drachens.
    »Dad !« , rief Kath.
    »Hallo,
Kleines«, sagte Scott und nahm durch das Fenster ihren Kuss entgegen. Sie trug
einen orangeweiß gestreiften Badeanzug, der ihr feucht auf der Haut klebte.
Kath war ausgesprochen hübsch; wie ihre Mutter war sie hoch aufgeschossen,
hatte einen bräunlichen Teint und kornblumenblaue Augen. Kaths Brüste begannen
bereits zu knospen, wie Scott jüngst verblüfft und mit leichter Bestürzung
bemerkt hatte. Ihr Heranwachsen verdeutlichte ihm sein eigenes Älterwerden,
ihre Entwicklung erinnerte ihn daran, dass die Zeit - zumindest in seinen Augen
- inzwischen den schnellsten Gang eingelegt hatte und davonraste. In diesem
Augenblick, am Abend seines siebenunddreißigsten Geburtstags, glich seine
Tochter einer erwachsenen Frau in Miniaturformat. Scott blickte sie beinahe
ehrfürchtig an.
    Gleich darauf
trat Kath zur Seite, damit ihr Vater aussteigen konnte.
    Leise tickte
der abkühlende Motor unter der Haube.
    »Und wo treibt
sich deine Mom herum ?« , fragte Scott und klemmte sich
die Post und die drei Sixpacks unter den Arm.
    »Vorne auf der
Terrasse, sie schmeißt gerade den Grill an. Oh ...« Kath hielt den kleinen
Finger ihrer linken Hand hoch, damit Scott ihn inspizieren konnte. Er war rot
und geschwollen. »Schau mal, wohin mich die Wespe gestochen hat .«
    »Oh, was für
ein fieses, kleines Miststück«, antwortete Scott. Er sah sich den winzigen,
roten Stich und die quaddelige
    Wölbung
ringsum an. Zum Glück war Kath nicht allergisch. Das hier war ihr erster
Wespenstich. »Tut es sehr weh ?«
    Kath
schüttelte den Kopf und lächelte. »Jetzt nicht mehr. Mom hat den Stich mit
Backpulver verarztet .«
    Scott zeigte
ihr den Verband an seinem Finger. »Mich hat's heute auch erwischt« Er imitierte
ihre Schnute: »Kannst du es

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