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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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verräterisches Augenzwinkern? Eine geheime Botschaft, die unauffällig
zwischen Mutter und Tochter ausgetauscht wurde?
    »Wir sind alle
bei Lita zur Pyjama-Party eingeladen und dürfen dort übernachten .« Kaths Augen sahen ihn bettelnd an. »Mom hat gesagt, ich
soll dich fragen ... Kann ich hin, Dad? Bitte!«
    »Willst du
denn nicht lieber zu Hause bei deinem lieben, alten Vater bleiben ?«
    Kath sah ihn
enttäuscht an. »Um was zu machen ?«
    »Okay«, sagte
Scott und fand sich schließlich mit der Wahrheit ab. »Du kannst hingehen .«
    »Bist du sauer ?«
    Es war Viertel
vor neun und fast dunkel. Krista hatte sich in einen matronenhaften Schal
gewickelt, auf dem Sofa im oberen Stockwerk zusammengekuschelt und las Legion von Blatty. Kath war seit einer Stunde fort.
    Und ob er
sauer war!
    »Nein.« Er saß
Krista gegenüber im Sessel und blätterte durch eine medizinische
Fachzeitschrift. »Warum sollte ich ?«
    »Tja, du bist zwar hier der Seelenklempner«, antwortete Krista mit funkelnden Augen,
»aber ich denke, du bist sauer .«
    Wollte sie ihn
etwa ködern, aus der Reserve locken?
    »Ich geh jetzt
ins Fernsehzimmer«, sagte Scott mit einem kindischen »Das-hast-du-davon«-Ton in
der Stimme. Er ließ die Zeitschrift fallen und stand auf. Während er mit
erhobenem Haupt aus dem Zimmer stolzierte, meinte er zu sehen, wie Krista heimlich
auf ihre Armbanduhr blickte. Dann las sie weiter. Keine Anzeichen eines
Widerspruchs.
    Er stampfte
die Stufen hinunter, nachdem er sich — das wievielte war es jetzt? - das fünfte
Bier eingeschenkt hatte. Na gut, dann war er eben beleidigt. Nur weil er Psychiater
war, hieß das noch lange nicht, dass er vor kleinen Durchhängern und
Unsicherheiten gefeit war. Sich an Dinge wie Geburtstage zu erinnern, sie zu
zelebrieren, war ein Zeichen der Liebe. Und in dieser Hinsicht stand Scott
keineswegs über den Dingen, er brauchte die Bestätigung. Er war Kristas wegen
schon immer unsicher gewesen. Vom körperlichen Standpunkt aus betrachtet, war
sie von jeher ein weit attraktiverer
    Mensch als er.
Ihr Aussehen übertraf das seinige in einem solchen Ausmaß, dass Scott jahrelang
vor Partys und öffentlichen Anlässen, bei denen Krista den Blicken anderer
Männer ausgesetzt war, insgeheim zurückgeschreckt war. Er wusste, dass er sie
nicht zu Hause einsperren konnte, und hatte ihr gegenüber kein Wort über seine
Ängste verlauten lassen. Aber die Männer liefen ihr wie schwanzwedelnder Köter
hinterher. Er wusste, dass Krista ihn liebte, wusste, dass sie glücklich war.
Aber dennoch ... Manchmal war es beängstigend. Beängstigend, wie sehr er sie
brauchte.
    Um neun Uhr
klingelte das Telefon. Scott, der immer noch verletzt und verärgert war, ließ
es läuten und wartete darauf, dass Krista oben abhob. Beim siebenten Klingeln
ging er zu Kaths Mickymaus-Telefon hinüber und griff nach dem Hörer. Micky
grinste ihn schadenfroh an.
    »Hallo«, sagte
er etwas zu scharf. Über sich konnte er Krista durchs Zimmer schlurfen hören.
    »Scott! Alles
Gute zum Geburtstag!«
    Es war Gerry.
    Scott
erwiderte Mickys Grinsen. »Danke, Mann. Ich bin wirklich froh, dass sich
irgendwer daran erinnert .« Wie pubertär! Aber die
Worte waren bereits draußen. Jetzt war die Katze aus dem Sack.
    »Wer hat's
denn vergessen ?«
    »Ach, nur der
gesamte Bowman-Harem.«
    »So, so,
wirklich ?« gluckste Gerry. »Das fällt mir schwer zu
glauben. Hast du mal 'ne Anspielung fallen lassen ?«
    Scott stöhnte.
    »Naja,
vielleicht solltest du das. Wie auch immer, was gibt's Neues? Hast du deine
Meinung wegen eurer Reise geändert ?«
    »Nein. So gern
ich auch würde, ich kann einfach nicht mitfahren .«
    Die Reise nach
Boston war während der letzten Tage ein allabendlicher Zankapfel zwischen Krista
und ihm gewesen. Krista wollte am Sonntag losfahren, bei ihrer Schwester Klara
am Saint Lawrence übernachten und dann am frühen
    Montagmorgen
nach Boston weiterfahren, um eine Woche bei ihrer Halbschwester Caroline zu
verbringen. Krista wünschte sich, dass Scott sie begleitete, aber wie die
meisten Dinge hatte sie auch diese Spritztour einer spontanen Eingebung folgend
geplant. Die nächste Woche eignete sich für Scott denkbar schlecht. Er steckte
bis zum Hals in Arbeit, die er nicht einfach liegen lassen konnte.
    »Es ist doch
nicht etwa deshalb, weil dich Caroline in jeder Diskussion schlägt, oder ?«
    Scott lachte
in sich hinein. »Es ist verdammt schwer, sich in einer Auseinandersetzung gegen
jemanden zu behaupten,

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