Der Cartoonist
echter, fast jungenhafter
Begeisterung fest. »In Anbetracht dessen, was Sie zweifelsfrei bestätigen
können, haben wir hier einen Fall von echter Präkognition, der kaum zu
widerlegen sein dürfte .« Er strich sich über den
bleistiftdünnen Schnauzbart.
Scott schob
ihm weitere Blätter zu, die er auf der Schreibtischunterlage ausbreitete. Ehe
er sie betrachtete, richtete er Blatt für Blatt mit den perfekt manikürten
Fingern so aus, dass die Zeichnungen eine gerade Reihe bildeten.
»Wenn mich
nicht alles täuscht«, sagte Scott und deutete auf den ersten Cartoon einer
neuen Serie, »ist das hier das Flugzeug der Air Canada, das vor wenigen Wochen
in Uplands verunglückt ist. Falls Sie sich erinnern: Es ist noch während des
Starts am Ende der Rollbahn explodiert .«
»Ja,
fürchterliche Katastrophe. Mehr als dreihundert Tote. Die Zeichnungen sind
verblüffend .«
»Und das
hier«, Scott deutete auf ein anderes Blatt, »ist das Restaurant am Sussex
Drive. Erinnern Sie sich daran? An den Bombenanschlag der Terroristen im
letzten Monat?«
»Ja,
schrecklich.« Bateman nickte. »Der alte Junge hat also die ganze Zeit über
versucht, uns etwas mitzuteilen .«
»Jedenfalls
sieht es ganz danach aus .« Scott war die Ehrfurcht
deutlich anzumerken. »Dabei hatten wir doch angenommen, dass er von all dem im
Radio gehört und erst danach die Zeichnungen fabriziert hat. Fast unglaublich,
dass er diese Katastrophen in Wirklichkeit vorhergesehen hat
Mein Gott, ich
wünschte, das hätte ich schon vor meinem Tauchgang gewusst .«
Scott schwieg
nachdenklich. Genau wie Krista war er ein realistischer Mensch. Was Dinge wie
das Hellsehen, außersinnliche Wahrnehmungen, Telekinese und ähnlichen faulen Zauber
betraf, war er stets ein Skeptiker gewesen. Aber das hier ... war allzu
fantastisch, um es als belanglos abzutun. Erneut rief er sich die Begegnung mit
dem Zeichner am Freitagnachmittag ins Gedächtnis. Als die Krankenschwester
vorbeigekommen war, um Scott mitzuteilen, Krista sei am Apparat, hatte er
offensichtlich ein schnelleres Tempo vorgelegt Der alte Kerl hatte tatsächlich
versucht, ihn mit seinen Zeichnungen vor dem Tauchgang im See zu warnen.
Scott deutete
auf den zweitletzten Cartoon der Serie, die sich auf sein Erlebnis auf dem
Seegrund bezog. Darauf waren die bösartigen, roten Augen zu sehen, die von unten heraufspähten, und die Reptilienklaue, die nach
dem Knöchel griff. »Und was ist damit ?« , fragte er.
»Warum, glauben Sie, will er uns weismachen, dass im See irgendein Ungeheuer
haust ?«
»Vielleicht
hängt es mit dem zusammen, was Sie vorhin über diesen Mann gesagt haben, wenn
es auch nur eine Hypothese ist. Vermutlich war er irgendwann einmal ein
Profi-Zeichner. Ich könnte wetten, dass er für Horror-Comics oder irgendwelche
Magazine gearbeitet hat .« Bateman strich sich über den
Schnauzbart. »Falls das stimmt, dann ist die Idee, dass irgendein gewalttätiges
Monster sein Unwesen in Ihrem See treibt, nur eine Ausschmückung. Sozusagen die
Glasur, ein Überbleibsel aus seinem früheren Berufsleben als Comic-Zeichner. Die
simple Botschaft, die er zu vermitteln versucht - he, Doktor, Sie werden da
unten ertrinken —, hat er in die Theatralik eines Groschenhefts gekleidet,
denn dafür hat er von jeher ein Gespür. Wenn Sie nach einer einfachen Botschaft
suchen, müssen Sie nur hinter die Tünche des Horror-Comics blicken .«
Scott nickte.
Wenn man das ungestüme Talent des Alten berücksichtigte, schien diese Deutung
plausibel. »Sind Sie jemals auf Ähnliches gestoßen ?«
»Es gibt jede
Menge Literatur darüber«, erwiderte der ältere Psychiater und deutete mit
großspuriger Geste auf die Bücherregale in seinem Rücken. »Zahllose
Abhandlungen, über alles und jedes, deren Verfasser von der Existenz solcher
Phänomene ausgehen. Das reicht von der Präkognition bis zu so verrückten und
wunderbaren Dingen wie der Pyrokinese oder der Hirnkontrolle mittels
Telepathie. Aber nein, persönlich habe ich so etwas wie das hier noch nie
erlebt, nicht aus erster Hand.
Angesichts der
psychischen Fähigkeiten, die Ihr Mann offensichtlich besitzt«, fuhr Bateman in dozierendem
Ton fort, »macht die Tatsache, dass er im klinischen Sinne senil ist, das alles
noch viel interessanter. In den Siebzigerjahren haben die Franzosen ein
Experiment mit Ratten durchgeführt, denen sie Zahlen zuordneten. Per Computer
wurden dann diejenigen nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, die geopfert werden
sollten. Eine
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