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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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Ratte pro Tag. Die Wissenschaftler haben die überlebenden Ratten
beobachtet und nach Anzeichen auffälligen Verhaltens gesucht. Sie konnten
statistisch signifikant beweisen - außerdem war das Experiment jederzeit
reproduzierbar dass kleinere Gruppen von Ratten, jeweils fünf oder sechs,
tatsächlich auffällige Verhaltensmuster entwickelten. Und mehr als die Hälfte
der Ratten, die mit dem Sterben als Nächste dran waren, gehörte zu der
jeweiligen Kleingruppe.
    Außerdem hat
sich in den Siebzigern eine russische Forschungsgruppe mit Versuchen an
Kaninchen befasst. Zu einem festgesetzten Zeitpunkt wurden kleine Kaninchen in
einiger Entfernung zu ihren Eltern getötet. Auch bei diesem Experiment konnten
die Forscher einen bestimmten Grad von psychischer Perzeption nachweisen. Denn
unmittelbar vor oder zu dem Zeitpunkt der Tötung wurden viele Elterntiere auffällig
unruhig.
    Worauf ich
hinauswill, ist Folgendes: Offenbar hat der Mensch größere Probleme als andere
Lebewesen damit, an den Teil seines Hirns heranzukommen, der für die besondere
    Wahrnehmungsfähigkeit
zuständig ist Das liegt am Neocortex, dem phylogenetisch jüngsten Teil der
Gehirnrinde« - er griff sich mit dem grazilen Finger an die Stirn - »der ein
Skeptiker ist. Er weigert sich, bestimmte Botschaften aufzunehmen, die er von
niedrigeren, tierischen Schichten empfangt , die in
evolutionsbiologischer Hinsicht älter sind. Aber dieser Zeichner mit seiner
geschrumpften, lädierten Großhirnrinde ... Möglich, dass er irgendwie auf
ähnliche Weise reagiert wie die französischen Ratten und die russischen
Kaninchen .« Bateman grinste weise.
    Scott, dessen
Blick immer noch auf den Zeichnungen ruhte, nickte zustimmend. Allerdings hatte
er eigentlich gar kein Interesse an irgendwelchen Erklärungen. Schließlich
hatte er Beweismaterial vorliegen, und das reichte ihm aus. »Und was sollen wir
jetzt mit ihm machen ?«
    »Befassen Sie
sich mit ihm, beobachten Sie ihn«, erwiderte Bateman, als habe er einen Trottel
vor sich. »Isolieren Sie ihn. Morgen früh werde ich als Erstes dafür sorgen,
dass er ein privates Einzelzimmer erhält. Außerdem werde ich eine
Krankenschwester anweisen, ihn ständig zu überwachen .« Als Bateman grinste, flackerte etwas in seinen Augen auf, das Scott nicht sympathisch war. »Vielleicht haben wir jetzt einen kleinen
Wahrsager vor Ort, der uns ganz persönlich zur Verfügung steht .« Batemans schmale Lippen verzogen sich zu einem humorlosen
Lächeln. »Das wär doch was, oder? Wenn er durchhält, wird er im Herbst bei der
Jahrestagung für Parapsychologie in New Orleans einen ausgezeichneten Fall für
die Präsentation abgeben. Vielen Dank dafür, Scott, dass Sie mich einbezogen
haben. Dafür schulde ich Ihnen etwas .«
    Er stand auf.
    »Keine
Ursache«, entgegnete Scott. »Ich war nur schwer beeindruckt ... von diesen
verdammten Zeichnungen .« Er zögerte und warf erneut
einen Blick auf die bedrohlichen, roten Augen des Seeungeheuers. Dies war das
einzige Blatt, auf dem Scott irgendeine Kolorierung entdeckt hatte. Er reichte es
Bateman. »Welchen Färbstoff hat er Ihrer Meinung nach für die Augen verwendet ?«
    Bateman hielt
das Blatt in den Lichtkegel der Schreibtischlampe und kratzte mit dem
Daumennagel an der dünnen roten Farbschicht. Dann zuckte er die Achseln und gab
Scott das Blatt zurück. »Sieht wie Blut aus .«
    11
    »Können Sie es
herausbekommen ?«
    Der Laborant
kratzte sich am bärtigen Kinn. »Das kann ich jetzt noch nicht sagen, Dr.
Bowman. Die Probe ist schrecklich klein .«
    Nachdem Scott
Batemans Büro verlassen hatte, war er direkt ins Labor der Hämatologie
gegangen, das sich im Kellergeschoss der Klinik befand. Batemans Hypothese, es
könne sich bei dem Farbstoff um Blut handeln, hatte bei Scott eine Gänsehaut
ausgelöst Er wollte diese Sache geklärt wissen. Schließlich war es ja durchaus
möglich, dass der Alte zu krankhaften Selbstverstümmelungen neigte, auch wenn
die körperlichen Anzeichen dafür fehlten.
    »Können Sie
das nicht in irgendeiner Flüssigkeit oder so was auflösen? Die Sache ist
wichtig !«
    »Kann's
versuchen .« Der Labortechniker kratzte den Farbstoff
ab und trug ihn auf einer flachen, kleinen Platte auf. »Aber das wird ein
bisschen dauern. Wo kann ich Sie erreichen ?«
    »Am besten,
Sie piepsen mich über Funk an. Heute Nachmittag bin ich die meiste Zeit in der
Klinik unterwegs .«
    Anschließend
ging Scott in sein Büro, teilte seiner Sekretärin im Vorzimmer mit, er

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