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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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lang. Steve hatte ihm einige starke Schmerztabletten und das
Rezept für ein entzündungshemmendes Mittel mitgegeben, das Scott in der
Klinikapotheke eingelöst hatte. Anschließend war er in sein Büro zurückgekehrt
und hatte sich darangemacht, einige der trockenen, langweiligen
Dinge aufzuarbeiten, für die er unter der Woche normalerweise kaum Zeit
fand. Meistens musste er einen Teil seiner Freizeit darauf verwenden.
    Während er den
Hörer abnahm und sich meldete, fischte er die Zeichnungen aus der Schublade und
breitete sie vor sich auf dem Schreibtisch aus. An den Stellen, wo der Laborant
den Farbstoff weggekratzt hatte, waren die bösartigen Augen des Ungeheuers auf
dem Seegrund weiß und leer.
    »Hallo, Dr.
Bowman, Mike von der Hämatologie. Es ist tatsächlich Blut .« »Menschliches? «
    »Ja,
menschliches, Blutgruppe A negativ.« »Danke, ich weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen .« Während er auflegte, machte sein Herz einen Satz und
klopfte unruhig. Der Alte hatte die Blutgruppe Null negativ, das hatte er
seinem Krankenblatt entnommen, ehe er Steve Franklin konsultiert hatte. Wenn es
nicht sein eigenes Blut ist, wessen dann ? Als Scott
unwillkürlich die immer noch verbundene Kuppe seines rechten Zeigefingers
berührte, wurde es ihm schlagartig klar.
    Er griff in
die Hüfttasche, kramte die Brieftasche hervor, ging die Plastikfächer durch,
zog die Karten heraus und ließ sie eine nach der anderen auf die
Schreibtischplatte fallen - die ärztliche Zulassung, den Mitgliedsausweis der
kanadischen Ärztevereinigung, Visa, American Express. Schließlich fand er, was
er gesucht hatte: eine hellblaue Karte mit leichten Eselsohren. Die hatte er
vom Roten Kreuz bekommen, als er einmal (und nie wieder) Blut gespendet hatte.
Darauf waren Name, Adresse und Blutgruppe vermerkt: A negativ.
    Es war
verrückt - beinahe zu verrückt, um ernsthaft darüber nachzudenken aber nach
kurzer Zeit glaubte Scott zu wissen, was geschehen war. Er hatte einiges über
das Paranormale gelesen (selbstverständlich mit dem belustigten Interesse des
Skeptikers, dennoch waren ihm ein paar Grundregeln bekannt) und zwei, drei der
besseren Filme gesehen, die sich mit hellseherischen Gaben und ähnlichen Dingen
befassten. In der Regel musste irgendein physischer Kontakt zwischen dem Medium
und seiner Versuchsperson hergestellt werden. Häufig geschah das durch etwas so
Einfaches wie das Berühren der Hände. Falls etwas daran war, würde Blut sicher
dieselbe Wirkung erzielen, oder? Nachdem er sich den Finger an einem Blatt des
Alten geschnitten hatte, war es dem Zeichner offenbar gelungen, sich etwas von
diesem Blut zu sichern. Es hatte als Verbindung zwischen ihnen gedient. Und der
Alte hatte damit die Augen auf der Skizze koloriert. Das Blut erklärte auch,
warum er sich an diesem Tag nicht auf einen der Studenten, sondern auf Scott
konzentriert hatte.
    Während er am
Schreibtisch saß und sich bemühte, der Sache auf den Grund zu gehen, merkte
Scott mit leichtem Schrecken, dass er von jetzt auf nachher zu jemandem
geworden war, der an Präkognition glaubte. Wenn er dieses Phänomen als gegeben
nahm, musste er, was den Alten betraf, völlig umdenken. Als ihm das klar
geworden war, ertappte er sich dabei, dass er in Gedanken alles, was er bislang
als unstrittige Tatsachen betrachtet hatte, einer Prüfung unterzog. Er ging
sogar so weit, seine ganze bisherige Vorstellung von Realität in Frage zu
stellen. Wenn es so etwas wie Präkognition gab - und inzwischen war er davon
fest überzeugt -, welche wunderbaren Dinge (oder Schrecken) mochten dann noch
existieren, knapp außerhalb der Reichweite des normalen menschlichen
Begriffsvermögens? Wie viele der zahllosen anderen Dinge, die er sein Leben
lang mit einem Lachen abgetan hatte, waren womöglich ganz real? Das gab ihm ein
seltsames Gefühl, irgendwie so, als sei er aus der Spur geraten, von der
Weltkugel gepurzelt und auf einem fremden Planeten gelandet. Einem Planeten,
der der Erde zwar in jeder Hinsicht glich, sich aber dennoch in tief
greifender, grundlegender Weise davon unterschied.
    Scott spürte,
wie sich seine Kehle vor Panik verengte. Dass irgendein Tattergreis sein Blut
dazu benutzte, in die Zukunft zu sehen, war ja schon schlimm genug. Aber warum war
der Alte dann auch noch so pervers gewesen, das Blut für die Zeichnung zu
verwenden? Dieser Aspekt war es, der ihm wirklich unter die Haut ging und ihm
zu schaffen machte.
    Allerdings war
da, abgesehen von allem anderen, eine

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