Der Chaos-Pakt
schwarzen Bart. »Aber wir haben bisher in Lornth nur davon gehört. Worte sind gut und schön und wichtig, aber unsere Grundbesitzer finden Worte oft weniger überzeugend als ein Beispiel.« Fornal lächelte höflich. »Und die Farbe der Haare jener, die sich Engel nennen, ist ungewöhnlich, aber die Haarfarbe macht natürlich keinen Krieger.«
»Das ist wahr«, erwiderte Nylan. »Wir haben nie behauptet, dass die Haarfarbe den Krieger ausmacht.«
»Ich selbst glaube Euch ja. Aber wie soll ich den Grundbesitzern und dem Volk erklären, dass Ihr es wirklich seid?« Fornal zuckte mit den Achseln. »Wie ich schon sagte, sind Worte schön und gut, aber die Grundbesitzer glauben nun einmal eher an Ehre und kaltes Eisen als an Worte.«
»Worte können viel gefährlicher sein als Eisen, wenn man sie einzusetzen versteht.« Nylan runzelte die Stirn, legte sich Weryl über die andere Schulter und hielt eine von seinen kleinen Händen ab, die beharrlich nach seinem Kinn suchte. »Darf ich Euch so verstehen, dass Ihr Euch wohler fühlen würdet, wenn Ihr außer bloßen Worten noch eine Art Beweis bekommen könntet?«
»Das würde es uns viel leichter machen, und wenn Ihr mir dabei helfen wollt, dann könntet Ihr es auch für diejenigen leichter machen, die viel verloren haben.« Der jüngere Regent zuckte mit den Achseln.
»Was wünscht Ihr nun von uns, Regent?«, fragte Nylan, der sich entschlossen hatte, den endlos anmutenden Austausch von Andeutungen abzukürzen.
Fornal kratzte sich beinahe abwesend am Bart. »Man könnte es vielleicht eine Vorführung nennen, einen Beweis für Eure Geschicklichkeit im Umgang mit dem Schwert. Euer Schwert gegen meines. Natürlich nur im Übungskampf.« Er lächelte. »Damit einige unserer Bewaffneten von Eurer Geschicklichkeit lernen können.«
Ayrlyn kniff die Augen zusammen und sah Zeldyan und Gethen an, die mit unbewegten Gesichtern zuhörten.
»Nur ein Übungskampf?«, fragte Nylan.
»Mit echten Schwertern?«, fragte Ayrlyn.
»Natürlich«, erwiderte Fornal. »Wie denn sonst?«
Die Rothaarige sah Nylan an.
Der Schmied zuckte mit den Achseln. »Aber natürlich. Wie auch sonst ... und wenn Ihr unbedingt wollt, kann man es natürlich so sehen, wie Ihr es dargestellt habt.«
»Das ist aber eine seltsame Antwort, Engel. Wie sonst sollte man den Schwertkampf üben wenn nicht mit Schwertern?« Fornal lächelte ironisch.
»Wir üben mit Holzschwertern. Das gibt einem beim Unterricht mehr Möglichkeiten, und wenn man Fehler macht, ist der Schaden nicht so groß.« Jetzt lächelte Nylan. »Aber da wir in Lornth sind, wollen wir uns natürlich nach dem richten, was hier üblich ist.«
»So soll es sein«, erwiderte Fornal. »Huruc hier wird der Unparteiische sein.«
Der Mann mit dem hellblonden Bart nickte. »Wie Ihr wünscht, Ser Fornal. Ich würde vorschlagen, dass Ihr Schläge gegen den Kopf vermeidet.«
»Keine Schläge gegen den Kopf«, bestätigte Fornal.
Nylan nickte und übergab Weryl an Ayrlyn.
»Stell dir vor, dass er Gerlich ist«, sagte Ayrlyn so leise, dass selbst Nylan sich anstrengen musste, um die Worte zu verstehen. »Jederzeit bereit, die Spielregeln zu brechen, um dich hinterrücks zu verstümmeln.«
»Ich hab's begriffen«, meinte Nylan. Er ließ die Schultern kreisen und streckte sich, scharrte ein wenig mit den Stiefeln auf dem staubigen, rosafarbenen Pflaster herum und versuchte abzuschätzen, wie gut sein Stand hier wäre. Dann sah er sich auf dem Hof um. Fast drei Dutzend Ellen Platz zwischen den Mauern des Bergfrieds und den Ställen – und alles lag in morgendlichem Schatten. Wenigstens würde die Sonne nicht blenden.
Schließlich zog er die dunkelgraue Eisenklinge, die er selbst geschmiedet hatte, trat vor und neigte den Kopf vor dem schwarzbärtigen Regenten.
Fornal hob die große Klinge. »Ich bin bereit, Engel.«
»Ihr könnt beginnen«, sagte Huruc.
Nylan hob das Schwert, bewegte sich aber nicht, sondern wartete ab.
Auch Fornal wartete.
»Ein vorsichtiger Engel«, sagte der Regent mit dem schwarzen Bart nach einer Weile. »Sehr vorsichtig. Seltsam für jemanden, der im Ruf steht, ein so grimmiger Kämpfer zu sein.«
Nylan wartete ab.
Fornal machte einen vorsichtigen Schritt, die große Klinge vor sich ausgestreckt.
Nylan wich nach rechts aus und wünschte, er hätte mit den glatten Ledersohlen seiner Stiefel einen besseren Halt auf den Steinen.
Fornal stampfte mit dem Fuß auf, ließ seine Klinge etwas sinken und griff an. Die schwere
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