Der Chaos-Pakt
Spitzhacken besorgen und ich werde etwas schmieden.«
»Tut, was Ihr für nötig haltet.« Fornal stand auf und hob die Flasche hoch. »Der Wein war beinahe genießbar, Engel.« Er nickte steif. »Guten Abend.« Dann verschwand er mit der Flasche in seinem Zimmer und schloss hinter sich fest die Tür.
»Ich muss wieder ins Quartier.« Auch Lewa stand auf.
Erst nachdem der Unteroffizier gegangen war, schüttelte Huruc den Kopf. »Ihr Engel seid ihnen nicht geheuer«, sagte er leise. »Ser Fornal weiß, dass er siegen muss, aber er hat Schwierigkeiten mit den alten Traditionen. Lewa will ohnehin nur das anerkennen, was schon seit jeher gilt.«
»Und was ist mit Euch, Huruc?«, fragte Nylan.
»Die Welt verändert sich. Eine Hand voll Frauen und ein einziger Magier haben die mächtigste Truppe von Bewaffneten vernichtet, die ich je im Leben gesehen habe. Drei Weiße Magier fanden den Tod. Ein Schmied und Magier nimmt eine kleine, schwere Klinge, entwaffnet den Machthaber und entschuldigt sich für seine Geschicklichkeit.« Huruc lächelte wehmütig. »Aber ... aber die Ehre soll den Menschen dienen und sie nicht zerstören.« Er stand auf. »Ich muss jetzt nach meinen Männern sehen.«
An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Ich hoffe, Ihr habt beim Kampf gegen die Weißen Dämonen so viel Erfolg wie beim Kampf gegen Lornth.« Damit verschwand er in der Dunkelheit.
»Das hoffe ich auch«, sagte Nylan. Er betrachtete Ayrlyns Schatten an der Wand, der sich im flackernden Kerzenschein ständig veränderte.
»Wir werden siegen.« Ayrlyn nahm seine Hand. »Heute Abend können wir nichts weiter tun. Ob wir Erfolg haben oder nicht, das Leben ist viel zu kurz. Sylenia trifft sich mit Tonsar im alten Heuschober und Weryl schläft.«
Nylan drückte ihre Hand. Sie standen auf und gingen eng umschlungen in ihr Zimmer.
Der Schmied hoffte, er würde später nicht wieder von Bäumen träumen, die von Ordnung und Chaos zugleich erfüllt waren. Mit beidem hatte er tagsüber schon genug zu tun. Und doch ... er wusste, dass er herausfinden musste, was der Traum von den Bäumen ihm zu sagen hatte. Er wusste nur nicht, wann er die Zeit dafür finden würde.
»Später«, flüsterte Ayrlyn.
LXXV
... u nd so geschah es, dass Ryba als letzter Engel im Himmel regierte und die Legende begründete, der alle folgen müssen. Doch Ryba wünschte nicht, dass die Legende von Westwind hinausgetragen wurde.
Denn als der Prophet Relyn von dannen gezogen war und überall östlich der gewaltigen Westhörner von der Legende und dem Triumph der Ordnung erzählte, wurde Ryba unzufrieden und rief ihre Wächterinnen zu sich.
Von diesem Tag an nahmen die Engel keinen ausgewachsenen Mann mehr auf, wie krank oder gebrechlich er auch sei. Jeder Mann, der sich im Reich von Westwind blicken ließ, musste entweder aus eigener Kraft gehen oder auf dem Dach der Welt den Tod finden.
Und kein Mann wurde in Westwind erzogen, der ein Schwert erheben konnte, denn es ward vorhergesagt, dass Westwind fallen würde, sobald ein Mann die Klinge erhob. Bis dahin aber würde der Schwarze Turm ganz Candar vom Osten bis zum Westen Stand halten, sogar allen Magiern der Welt.
Als aber die Kunde zum Schwarzen Turm drang, dass der Schmied Nylan wieder mächtige Klingen schmiedete und dass die Menschen in Lornth mit dem alten Cyador Krieg führten, bebten die Schwarzen Steine unter den Vorahnungen des Engels.
Nun kündigte Ryba an, dass Lornth den Tag bereuen sollte, an dem es sein Vertrauen auf Nylans Eisen und Ayrlyns Lieder gesetzt hatte, denn alles, was ein Mann mit Eisen baut, wird vom Eisen zerstört, und die Lieder, an denen ein Mann Gefallen findet, enthalten keine Wahrheit.
Und die Wächterinnen von Westwind verschlossen ihre Herzen und wurden kalt und schrecklich wie das Eis, das niemals von Freyja weicht ...
B UCH A YRLYN
Abschnitt I [Gekürzter Text]
LXXVI
N ylan klopfte der Stute auf den Hals und ließ sie einem weiten Bogen folgen, um gemächlich zum südlichen Rand von Jirec zurückzureiten und den Weg ins Dorf so zu sehen, wie die Cyadoraner ihn sehen würden. Rechts von der Straße stand die Ruine eines ehemaligen Stalls. Eine Seite war völlig zusammengebrochen, sodass eine Art Rampe entstanden war. Hinter dem mit Gras gedeckten Schuppen waren die geschwärzten Mauern eines Wohnhauses zu sehen, das von den Cyadoranern vor einigen Achttagen zusammen mit den anderen Häusern im Dorf in Brand gesteckt worden war.
Dünne Rauchfahnen
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