Der Chaos-Pakt
Holzkohle wehte ihnen entgegen, durchsetzt mit scharfen Staubpartikeln, die der warme Wind emporwirbelte.
Nylan schluckte und deutete zum Haupthaus. »Die Pferde können wir hier unterstellen. Man kann sie vom Wald oder von der Straße aus nicht sehen.«
»Dies ist das dritte Mal, dass du es sagst.« Ayrlyn lachte heiser. »Ich habe es dir schon beim ersten Mal geglaubt.«
Nylan grinste verlegen. »Entschuldige.«
Sie ritten am niedergebrannten Gebäude vorbei, wo Nylan eine zehn Ellen lange Barriere aus Steinen errichtet hatte, hinter der sie geschützt waren, während sie die Pfeile abfeuerten. Er hoffte, seine Geschicklichkeit im Umgang mit einem Kompositbogen hatte noch nicht zu sehr nachgelassen.
Dann ritten sie nach Norden, zu ihrem derzeitigen Quartier und ihrem so genannten ›Lager‹, das im Augenblick hauptsächlich aus übergroßen Kochfeuern und äußerst primitiven Schlafstellen in einer Scheune bestand, die praktisch kein Dach mehr hatte.
Tonsar kam den beiden entgegen, als sie die Pferde zügelten. Fast lässig schwang er ein kurzes Stück einer rostigen Kette.
»Wie lange werden wir noch hier sein?«, fragte Tonsar. Hinter ihm, im Schatten der halb niedergebrannten Scheune, standen die Pferde der Bewaffneten gesattelt bereit. Die meisten Bewaffneten saßen oder standen unter den Teilen des Dachs, die noch intakt waren und etwas Schatten und damit einen Schutz vor der erbarmungslos brennenden Sonne boten. Ayrlyn und Nylan hatten die Leute abwechselnd als Gräber und Fallenbauer eingesetzt, sodass zu jedem Zeitpunkt höchstens ein Drittel ihrer Streitmacht mit den Arbeiten beschäftigt war. »Jetzt sind es beinahe drei Tage ... aber niemand kommt.«
»Sie werden kommen«, prophezeite Nylan. Er rutschte im Sattel hin und her und tupfte sich die Stirn ab. »Sie werden kommen.«
»Vielleicht müssen wir gar nicht mehr so lange warten.« Ayrlyn deutete nach Südosten, wo ein einzelner Reiter über die staubige Straße nach Jirec galoppiert kam und dabei, genau wie Nylan, einen Bogen um den Olivenhain machte.
»Er reitet, als wären die Weißen hinter ihm her«, meinte der stämmige Unteroffizier.
Die drei sahen zu, wie der Reiter in den Hof hereingeritten kam, sich in der Scheune umsah und zu ihnen eilte, kaum dass er sie entdeckt hatte.
»Sie kommen, es sind mehrere Züge. Sie haben diese langen Stangen dabei«, keuchte der schlanke Bewaffnete.
»Wie weit sind sie hinter dir?«, fragte Ayrlyn.
»Höchstens fünf Meilen.«
»Und sie reiten schnell?«, wollte Nylan wissen.
»Nein, Ser.« Der Späher schluckte. »In gemächlichem Tempo wie immer.«
»Wir haben genug Zeit, es richtig zu machen«, sagte Ayrlyn, indem sie Tonsar zunickte.
»Siplor! Reite zu den Fallen und sage den Männern, sie sollen aufräumen und aufsitzen.« Tonsar winkte und marschierte zu ihrem heruntergekommenen Quartier. Die Kette warf er über das Ende eines verkohlten Balkens. »Formiert euch!«
»Buretek, Ailsor! Holt die Bogen!« Ayrlyns Stimme hallte wie eine Peitsche. »Wir müssen uns aufstellen.«
Die anderen zwei Bogenschützen liefen über den Hof zu ihren Pferden, Ayrlyn nahm den Braunen herum und ritt schon voraus zu der Stelle, wo sie den Hinterhalt legen wollten.
Unter heißer Sonne und klarem Himmel wartete Nylan. Die Haut juckte vor Schweiß und Staub, das Gesicht brannte aus den gleichen Gründen. Er zwang sich, ruhig zuzuschauen, und holte seine Wasserflasche, um ein paar große Schlucke zu nehmen. Befehlshaber mussten Ruhe ausstrahlen, selbst wenn ihnen das Herz bis zum Halse schlug. Betont gelassen steckte er die Wasserflasche wieder weg und drehte sich ein wenig im Sattel um.
Die Bewaffneten schienen sich zu bewegen, als wateten sie durch Schlamm, aber als sie auf den Pferden saßen und der Schmied sein Pferd antrieb, war Ayrlyn erst eine halbe Meile vor ihnen.
»Los dann.«
»Ich kann noch keine Staubwolke sehen«, meinte Tonsar.
»Gut.«
Als sie die Gruppe zerstörter Gebäude halb hinter sich gelassen und den langgestreckten Stall erreicht hatten, der sie vor den Blicken der Cyadoraner schützen würde, wenn die Weißen Lanzenkämpfer Jirec erreichten, nahm Nylan sein Pferd herum und hob die Hand, um die Männer zum Schweigen zu bringen. Siplor und die Gräber waren aufgesessen und warteten schon. Meresat grinste, aber Fuera wich Nylans Blicken aus.
»Ich habe es euch gesagt und Tonsar hat es euch gesagt, aber ich werde es euch trotzdem noch einmal sagen. Wie lange ihr noch lebt, hängt
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