Der Chaos-Pakt
Ayrlyn. »Er sagte, niemand würde es wagen, Sylenia anzurühren.«
»Enyah!« Weryl machte sich auf den Weg zum Brunnen.
Der Schmied folgte dem Jungen schnell und hob ihn hoch. »Lass sie doch mal in Ruhe, junger Mann.« Er setzte sich seinen Sohn auf die Schultern und kehrte zum Haus zurück, wo er Weryl wieder auf die Treppe beförderte. Sich selbst setzte er breitbeinig davor, um mit Körper und Beinen den Fluchtweg zu blockieren.
»Enyah?«
»Später.« Obwohl die Abenddämmerung gekommen war, tropfte Nylan immer noch der Schweiß von der Stirn. »Bei der Dunkelheit, ist das heiß. Die Leute hier sind wohl wirklich Nachkommen der alten Rationalisten-Dämonen.«
»Dabei ist noch nicht einmal Hochsommer.« Ayrlyn zog die Mundwinkel hoch. »Sie glauben übrigens, wir wären Nachkommen der Eisengel, wie du weißt.«
»Ein verrücktes Universum ...«
»Ich glaube, wir haben noch lange nicht herausgefunden, wie verrückt es tatsächlich ist.«
Trotz der Wärme schauderte Nylan, als er die Gewissheit hörte, die aus ihren Worten sprach.
LXXIV
F ornal saß auf dem einzigen Hocker am Ende des Tisches vor einem Becher und einer offenen Flasche essigsaurem bernsteinfarbenem Wein. Er hob die Flasche und füllte sein Glas. »Ich hoffe, das Zeug hier ist besser als die letzte Flasche.«
»Ich denke schon.« Nylan hatte versucht, die Hand voll Weinflaschen mit den Sinnen zu prüfen und die herauszusuchen, in der das größte Maß an Ordnung zu spüren war.
Fornal trank einen Schluck und wischte sich den Mund mit dem Handrücken sauber. »Der Beste unter den Schlechten. Es ist hier zu heiß für guten Wein.« Wieder nahm er einen Schluck. »Ihr wolltet mich sprechen?«
Auf der anderen Seite des Tisches saßen Huruc und Lewa auf ihrer Bank. Als sie nickten, warf der Kerzenschein groteske Schattenbilder ihrer Bewegungen an die fleckige Wand hinter ihnen.
»Wir sollten Jirec zu unserem ›offiziellen‹ Lager erklären«, meinte Ayrlyn, nachdem sie einen Schluck Wasser getrunken hatte.
»Sogar ich weiß, dass Jirec kein guter Ort für ein Lager ist«, erwiderte Huruc. »Der Bach trocknet aus, die Brunnen geben nur noch Brackwasser.«
»Ja, Brackwasser«, wiederholte Lewa. »Es ist zu nahe am Lager der Weißen Dämonen.«
»Fahrt fort«, sagte Fornal freundlich, während er seinen Becher nachfüllte.
»Wir bauen ein paar große Lagerfeuer auf, verbringen einen Tag dort, machen Lärm mit den Glocken und sorgen dafür, dass unsere Freunde uns besuchen kommen. Und dann werden sie eine unangenehme Überraschung erleben.«
Fornal und Lewa wechselten verwirrte Blicke, Huruc und Nylan grinsten.
»Was für eine Überraschung meint Ihr?«, fragte Fornal misstrauisch.
»Wir stellen ihnen eine Falle. Bisher haben wir immer offen angegriffen. Barbaren greifen ja nicht zur Hinterlist«, erklärte Nylan. »Die Cyadoraner wissen, dass Ihr keinesfalls etwas so Hinterhältiges tun würdet.« Er wollte noch etwas in der Art hinzufügen, dass die Ehre dem im Wege stehe, aber er entschied sich, Fornal nicht unnötig zu ärgern.
»Wenn Ihr tatsächlich ein ... eine solche Hinterlist anwenden wollt«, sagte Fornal schließlich, »dann wünsche ich Euch und Euren Rekruten alles Gute.« Er trank seinen Becher mit einem großen Schluck aus. Anscheinend, dachte Nylan, hielt sich der junge Regent in bewundernswerter Selbstdisziplin zurück.
Jedenfalls hatte er nicht offen ausgesprochen, dass es unehrenhaft sei, überlegte Nylan. »Wir sollten in der Lage sein, einen großen Teil der Gegner zu töten, wenn wir es richtig anfangen.« Er lächelte Fornal an. »Auf diese Weise müsst Ihr später umso weniger auf dem Schlachtfeld bekämpfen.« Der Magen drehte sich ihm um – die Ordnungs-Felder duldeten keinerlei Täuschung, jedenfalls keinen Selbstbetrug, und sein Unbehagen wurde immer schlimmer.
»Ich freue mich inzwischen wirklich darüber, dass Ihr für Lornth kämpft«, sagte Fornal langsam. »Dieses Ausweichen und Pläneschmieden gefällt mir nicht, aber die Weißen Dämonen haben sich nicht ehrenhaft verhalten. Während Ihr Euren Plan ausführt, werde ich nach Clynya zurückkehren und neue Bewaffnete ausheben, um diejenigen zu ersetzen, die wir verloren haben. Ich hoffe, das wird Euch keine Schwierigkeiten machen?«
»Nein«, erwiderte Nylan. »Wir werden versuchen, dafür zu sorgen, dass Ihr Euch bei Eurer Rückkehr mit erheblich weniger Cyadoranern auseinanderzusetzen habt. Wir müssen noch Hacken, Schaufeln und
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