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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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unterhalb des Palastes, der von seinem Balkon aus gesehen etwas im Südwesten lag. Er runzelte die Stirn, als er zwischen den grünen und weißen Markisen eine einzige blaue entdeckte.
    »Blau? Blau ... das wird verschwinden, genau wie die Barbaren.«
    Lephi nickte, blickte wieder zu den Pieren und zur Werft, wo die Aufbauten des ersten Feuerschiffs, das seit Generationen auf Kiel gelegt worden war, sich bereits höher als die umliegenden Gebäude erhoben.
    »Cyad ... auf ewig.«
    Der Hüter der Stufen des Paradieses lächelte.

 
XCIII
     
    D ie Nachmittagsstille war dem abendlichen Zirpen der Insekten gewichen, ein leichter Wind wehte von Norden heran und schien eine winzige Spur Feuchtigkeit mitzubringen.
    Nylan rieb sich den Nacken und dann die Schläfen, als er an der Spitze ihrer Truppe neben Ayrlyn ritt. Hinter ihnen folgten die drei Züge Bewaffneter, dahinter fünf reiterlose Pferde, auf zweien waren Gefallene festgebunden, und wieder dahinter die drei schweren Wagen, die laut genug krachten und quietschten, dass Nylan eine Gänsehaut bekam. Ayrlyn zuckte nur leicht zusammen, aber Nylan wusste, dass die weniger heftige Reaktion lediglich für größere Selbstbeherrschung und nicht für weniger Schmerzen sprach.
    »Wir können so nicht weitermachen«, sagte er schließlich leise.
    »Nein.«
    »Hast du mit den Bäumen schon etwas erreicht?«
    Sie schien unsicher mit den Achseln zu zucken und er wartete.
    »Die Bäume, von denen wir träumen, sind weit im Süden. Nordwestlich von Syskar, etwa dreißig Meilen entfernt, ist ein kleiner Hain, der sich ganz ähnlich anfühlt.«
    Der Schmied konnte Tonsars Verwunderung spüren.
    »Wir müssen etwas tun«, sagte Ayrlyn. »Du kannst nicht gleich wieder ins Feld ziehen und die nächste Schlacht schlagen.«
    »Du auch nicht.«
    »Nein.«
    »Sollen wir zu diesem näheren Wäldchen reiten?«, fragte er.
    »Was haben wir dabei zu verlieren?«
    Ayrlyn hatte vermutlich Recht. Wären die Lanzenreiter, die die Wagen verteidigt hatten, gut ausgebildet gewesen, dann wären er und Ayrlyn aufgrund ihrer immer heftigeren Reaktionen auf getötete Gegner vermutlich selbst getroffen oder mindestens schwer verwundet worden. Jede weitere Schlacht würde zu einem ähnlichen Ergebnis führen. Aber durften sie einfach wegreiten und hoffen, dass eine Reihe von Träumen, ein Gefühl von Ordnung und ein kleines Wäldchen ihnen irgendeine Antwort liefern könnten? Zumal Nylan nicht einmal wusste, wo genau das Problem lag?
    Über ihnen tauchten die ersten Sterne auf, unvertraut und fremd für die Engel. Klar und kalt standen sie über dem hügeligen Grasland, das selbst mit Nylans Nachtsichtigkeit zu fahlem Weiß verblasste.
    »Wird ... wird es uns irgendwie helfen, wenn wir zu diesem Wald reiten?«, fragte er nach einer Weile.
    »Ich weiß es nicht. Willst du Sicherheit in Zeiten wie diesen? Sicher ist nur, dass wir nicht überleben werden, wenn wir nicht etwas verändern.«
    Das war klar. Es war so klar, dass er sich die Antwort schenkte. Ayrlyn wusste ohnehin, was in ihm vorging. Er massierte sich wieder die Schläfen.
    Es wurde dunkel, immer mehr Sterne waren zu sehen, die Wagen krachten und quietschten.
    »Da ist Syskar«, sagte Ayrlyn.
    Nylan blickte in die Dunkelheit und bemerkte vor sich ein paar Lichtpunkte. »Tonsar, schickt einen Boten zum Lager. Lasst Ser Fornal, Lewa und Huruc wissen, dass wir kommen und gutes Kupfer und ein paar Vorräte mitbringen.« Wieder rieb Nylan sich die Stirn und wünschte, die Kopfschmerzen würden endlich nachlassen.
    »Ja, Ser.« Der Unteroffizier drehte sich um und rief einen Mann zu sich. »Kysta, hierher.«
    Die Engel ritten schweigend weiter, während Tonsar seinem Untergebenen den Auftrag erklärte und dem jungen Rekruten, der einen roten Bart hatte, im Handgalopp vorausschickte.
    »Ihr werdet doch nicht lange für ... für Eure Reise brauchen?«, fragte Tonsar, nachdem Kysta fort war.
    »Es dürfte nicht lange dauern«, meinte Ayrlyn.
    So oder so wird es nicht lange dauern, fügte Nylan in Gedanken hinzu.
    »Die Männer ... sie fühlen sich besser, wenn Ihr das Kommando habt«, gestand der Unteroffizier. »Wenn man einen Engel auf seiner Seite hat, kann man nicht verlieren.«
    »Im Augenblick könnte mich ein einarmiger Cyadoraner aus dem Sattel werfen«, widersprach Nylan.
    »Und deshalb müsst Ihr ...«
    »So in etwa«, antwortete Ayrlyn ausweichend.
    Tonsar nickte nachdenklich und schwieg, bis sie das Lager erreichten.
    Fackeln brannten vor

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