Der Chaos-Pakt
dem Offiziersquartier und an der Scheune, warfen aber nur ein trübes Licht auf das Gelände.
»Fornal ist da drüben«, sagte Ayrlyn, indem sie nach links deutete.
Sie ritten zum Haus und zügelten die Pferde, ohne abzusteigen.
»Schon wieder Räuberei und Mord, Ihr Engel?«, fragte der Regent amüsiert.
»Kupfer und Vorräte ... und wir haben noch einen Zug Weiße Lanzenreiter erledigt«, antwortete Nylan müde.
»Wie viele Männer habt Ihr selbst verloren?«
»Zwei«, antwortete Ayrlyn.
»Wir haben einfach eine Menge Pfeile abgeschossen und angegriffen, wie es in Lornth üblich ist, Ser Fornal.« Nylan konnte spüren, dass hinter dem Regenten zwei weitere Männer im Schatten warteten – Huruc und Lewa.
»Nun denn ... die Grundbesitzer werden darüber sehr erfreut sein. Dann habt Ihr also tatsächlich offen gekämpft.«
»Ja, das haben wir.« Nylan richtete sich mühsam auf. »Ihr müsst ein paar Wächter abordnen, wenn Ihr die Wagen nach Lornth schickt.«
»Wächter? Wozu?«, fragte Fornal. »Ich dachte, Ihr hättet Vorräte mitgebracht.«
»Die Wagen sind voller Kupferbarren. Die Vorräte behalten wir hier, sehr viel ist es ohnehin nicht. Aber ich nehme doch an, dass Ihr das Kupfer nicht an Wegelagerer verlieren wollt, und auch die Wagen sind etwas wert.«
»Dann wollt Ihr die Wagen nicht selbst nach Lornth bringen?«
»Nicht unbedingt«, erwiderte Nylan.
»Selbst nach ein paar Zugängen aus Hurucs Truppe haben wir höchstens anderthalb Züge«, sagte Ayrlyn müde. »Die Wagen mit dem Kupfer brauchen mindestens einen Trupp als Begleitschutz.«
»Wächter für Kupfer. Wir sind doch Krieger, keine Krämer.«
Fornal war keines von beidem, sondern eher eine wandelnde Nervensäge, dachte Nylan. Kein Wunder, dass Gethen seinen Sohn auf Abstand hielt. Der Ingenieur fragte sich, welch seltsame Wege das Erbgut manchmal ging. Wie konnte ein Mann eine so kluge Tochter und einen so beschränkten Sohn haben? Oder führten die kulturellen Eigenheiten dieses Landes dazu, dass Männer zur Dummheit erzogen wurden?
»Ser Fornal«, sagte der Ingenieur langsam, »das Kupfer auf diesen Wagen ist einige Dutzend Goldstücke wert, vielleicht noch mehr. Eure Schwester und Euer Vater brauchen das Gold, um Eure Truppe zu unterhalten. Außerdem ist es nötig, dass sie den Grundbesitzern gegenüber einen Sieg für sich reklamieren können. Wenn Ihr die Wagen nach Lornth schickt, erreicht Ihr beides mit einem Schlag. Besonders wenn Eure Bewaffneten den Transport begleiten.«
Nach kurzem Überlegen nickte Fornal. »Das klingt vernünftig, Ser Engel. Und ich könnte auch gleich die Bitte übermitteln, unsere Gefallenen durch frische Rekruten zu ersetzen.«
Nylan spürte Ayrlyns Zorn und Unmut, zugleich aber auch eine Art grimmige Belustigung.
»Der zweite Punkt ist der, dass wir uns für ein paar Tage abmelden müssen. Nennt es eine Art magische Suche.« Nylan hob eine Hand. »Es ist wichtig, aber ich kann Euch den Grund nicht nennen.«
»Wollt Ihr Eure Truppen mitnehmen?«
»Nein. Ich dachte an höchstens drei Männer und natürlich Sylenia und Weryl. Die drei Männer, die wir mitnehmen, werden hier kaum fehlen.«
»Eine magische Suche – das kann ich Euch schlecht verwehren. Nicht nachdem Ihr mit Euren Waffen so erfolgreich gekämpft habt.«
Du wirst uns mehr denn je brauchen, wenn die Weißen ernstlich angreifen. Und das werden sie. Nylan sah Fornal in die Augen, bis der Regent den Blick abwandte. Dann lenkte der Schmied sein Pferd zur Koppel.
Ayrlyn folgte ihm, sie strahlte immer noch eine eisige Kälte aus.
XCIV
... u nd als die Weißen Lanzenreiter von Cyad endlich die Kupfermine im Norden erreichten, warfen die Menschen aus Lornth ihre Spitzhacken und Schaufeln und Klingen weg und flohen in die Grashügel, denn sie wussten genau, dass die Kupfermine ihnen nicht gehörte, und sie hatten Angst vor dem gerechten Zorn des Herrn von Cyador.
Die Weißen Lanzenreiter bauten das Bergwerk wieder auf und richteten die Mine ein und brachten Ordnung und Disziplin in die Grashügel, ohne die Menschen in ihren Dörfern bei ihrem Tagewerk zu stören.
Der hinterhältige Nylan aber, einer Bergkatze gleich, die es nicht wagt, sich dem gut gerüsteten Jäger im Tageslicht zu stellen, redete dem arglosen Rat von Lornth hinter verschlossenen Türen zu und sprach: Wenn die Cyadoraner nicht essen und schlafen können, dann werden sie das Bergwerk, in dem Eure Väter und Vorväter arbeiteten, nicht lange halten können.
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