Der Chaos-Pakt
Dann müssen sie sich zurückziehen.
Die Schürfer und Gräber aus Cyad arbeiteten schwer und unter großen Mühen, um das Kupfer aus dem Berg zu holen, und vertrauten auf die Ehre der Menschen in Lornth und die Streitmacht der ehrenwerten Weißen Lanzenkämpfer.
Denn zu jener Zeit wollte niemand glauben, dass der hinterlistige Nylan fähig wäre, unschuldige Pferde zu metzeln und rechtschaffene Wagenlenker zu morden und im Schutze der Nacht Feuerkugeln zu schleudern und Lanzenreiter und Schürfer im Schlaf zu verbrennen. All dies jedoch tat Nylan und noch viel mehr. Schreckliche und unehrenhafte Dinge tat er, die man besser in der Vergangenheit ruhen lässt. Aber nicht vergessen wollen wir, dass auf diese Weise die dunklen Engel in Candar an die Macht gekommen sind ...
D IE F ARBEN DER W EISSE
(Handbuch der Gilde von Fairhaven)
Vorwort
XCV
D ie Engel zügelten auf der Kuppe des niedrigen Hügels die Pferde. Nylan löste die Wasserflasche vom Geschirr und trank einen großen Schluck. Sylenia drehte sich im Sattel um und bot Weryl Wasser an. Der Junge griff begierig zu und spritzte sich das Wasser auf die gebräunten Beine. Ehe Sylenia sich's versah, hielt er ihr schon wieder die Flasche hin. Die Flasche rutschte herunter, fiel zu Boden und blieb im Straßenstaub liegen.
Noch bevor Nylan seine eigene Flasche wegstecken konnte, war Fuera vom Pferd gesprungen und hatte die Wasserflasche geborgen. Er reichte sie Sylenia. Auf der Straße breitete sich ein feuchter, dunkler Fleck aus.
»Danke.« Das Kindermädchen mit den dunklen Haaren lächelte freundlich.
»Sag nur Tonsar, dass wir gut auf dich aufgepasst haben.« Fuera grinste sie offen und charmant an.
Sylenia schüttelte den Kopf, sah aber lächelnd zu, wie Fuera ebenso elegant, wie er vom Pferd gesprungen war, wieder in den Sattel stieg.
Ayrlyn lächelte ein wenig amüsiert. Nylan unterdrückte ein Grinsen und konzentrierte sich auf den Ausblick, der sich ihnen nun darbot.
Unter der warmen Nachmittagssonne und dem grünblauen Himmel, auf den nur einige dicke weiße Wolken getupft waren, schlängelte sich die Straße nach rechts den Hügel hinunter, um gleich danach wieder den nächsten Hügel hinaufzuführen. Dort oben stand ein kleiner Hain niedriger Bäume, eine Schafherde graste auf der überwiegend grünen Wiese im Westen der Straße. Hinter den Tieren waren mehrere niedrige Gebäude und ein mit Grassoden gedecktes Wohnhaus zu sehen.
»Immer noch in diese Richtung?«, fragte Nylan. Er nickte in Richtung der Straße vor ihnen.
»Da ist eine Spur von Ordnung. Ja, es ist in dieser Richtung stärker«, erklärte Ayrlyn.
Nylan ließ sich von seinen Ordnungs-Sinnen leiten. Auch er konnte jetzt im Nordwesten einen Faden der Ordnung und noch etwas anderes spüren.
»Es wird stärker.«
Er nickte, verstaute die Wasserflasche und fragte sich, ob sie noch vor Sonnenuntergang den Wald mit seiner Ordnung erreichen könnten und was sie dort erwarten würde.
Etwa zehn Meilen und drei Hügelketten weiter stand die Gruppe abermals vor einem niedrigen Höhenzug und blickte auf einen Flickenteppich aus Äckern und Wiesen hinunter, auf denen hier und dort Schafherden grasten.
»Wir sind nahe«, sagte Ayrlyn.
Nylan wollte das Gelände unterhalb des Hügels betrachten, aber sein Blick wanderte wie von selbst zur gegenüberliegenden Erhebung. Er runzelte die Stirn. Eigentlich hatte er doch nach unten sehen wollen.
Statt noch einmal zu schauen, lauschte er in die Stille, die nur hin und wieder von einer leichten Bö gestört wurde. War da nicht das Glucksen eines Baches zu hören?
Wieder wollte er nach unten schauen, aber es verschwamm ihm vor den Augen.
»Da ist irgendetwas.« Die rothaarige Heilerin runzelte die Stirn.
»Ich weiß. Es ist irgendwie abgeschirmt.«
»Es sind Bäume, irgendeine Art von Kiefern, und sie sind groß.«
Aus dem Augenwinkel konnte Nylan sehen, wie Sylenia in der niedrig stehenden Sonne verwirrt blinzelte und zu verstehen versuchte, worüber sich die beiden Engel unterhielten.
»Nur ein Hügel ...«
»Warum halten wir hier?«, wollte Fuera wissen.
»Der Schmied und die Heilerin sehen etwas«, antwortete Sias.
»Ich kann nichts erkennen«, erwiderte Buretek.
»Sie sehen eine Menge Dinge, die wir nicht erkennen können. Er kann ins Innere von Metallen sehen, sie kann in Leute hineinschauen.« Nylans Lehrling überlegte. »Ich glaube, es ist gar nicht so gut, wenn man so viel sieht wie sie.«
»Abwarten«, meinte Buretek
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