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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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ab.
    »Ser?«, fragte Wuerek. Er kam zu Nylan geritten, hielt aber nicht an. »Müssen wir jetzt Gräber ausheben?«
    »Nein. Mindestens zwei sind geflohen. Wir müssen möglichst schnell verschwinden. Nehmt alle freien Pferde mit.«
    »Gut.«
    »Wir müssen auch unsere Toten mitnehmen.« Nylan deutete zu Ailsors Leichnam.
    »Ja, Ser.« Wuerek schien nicht gerade begeistert, aber das war Nylan egal.
    »Sage Fuera Bescheid.« Nylan zog an den Zügeln und lenkte sein Pferd zu Ayrlyn. In der Hoffnung, es werde den Druck im Schädel lindern, massierte er sich den Nacken. Es half nicht.
    Sollte er an die Bäume denken? Aber woher die Zeit nehmen? Er schnaubte.
    Tonsar kam gleichzeitig mit Nylan bei Ayrlyn an. Der Unteroffizier zügelte sein Pferd und salutierte. »Diese Burschen ...« Der stämmige Bewaffnete nickte in Richtung der toten Bewaffneten, die noch auf dem Kutschbock hingen, »die waren nicht sehr gut. Ein paar von unseren Leuten waren schon nach ein paar Tagen Training mit Euch besser.«
    Ayrlyn und Nylan wechselten einen Blick.
    War es eine Hinterlist gewesen? »Was ist auf den Wagen?«
    »Oh, das ist Kupfer, viele Barren Kupfer.« Tonsar lächelte breit. »Große Barren.«
    Der Schmied lenkte sein Pferd zum Wagen und stieg ab. Er zog die staubige Plane weg. Auf dem schweren Stoff waren ein paar Blutspritzer, und als er sie bemerkte, wurde ihm bewusst, dass sein Hemd nicht besser aussah. Staub stieg auf, er rieb sich mit der linken Hand die Nase, doch das Niesen wollte nicht aufhören.
    Schließlich rieb er sich ein paarmal kräftig die Nase und betrachtete die Ladung. Richtig, es waren Kupferbarren, einige hatten Grünspan angesetzt.
    Nylan deckte die Plane wieder darüber. Das Niesen wollte und wollte nicht aufhören. »Dieser von Dämonen verdammte Staub.« Er rieb sich noch einmal die Nase und stieg wieder auf. Ayrlyn sah ihn nachdenklich an.
    »Meinst du, es ist verdächtig leicht gegangen?«, fragte sie ihn. Sie musste blinzeln, als wäre die Sonne plötzlich viel heller geworden.
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, meine Nylan nickend. »Lasst uns sofort alles einpacken und verschwinden.«
    »Ich habe mich schon mit dem Wind umgesehen, soweit sich hier überhaupt ein Lüftchen regt. Weit und breit keine Cyadoraner zu sehen, höchstens Späher.« Ayrlyn schloss die Augen und massierte sich Nacken und Stirn mit der rechten Hand.
    »Ich glaube, einer ist entkommen. Nein, eigentlich sogar zwei, aber einer hat nicht einmal zu kämpfen versucht«, sagte Nylan. »Das kam mir seltsam vor.« Er sah Tonsar an. »Wir können später darüber reden. Lasst die Kutscher aufsitzen und die Wagen anfahren. Je eher wir wieder in Syskar sind, desto besser.«
    Ayrlyn nickte zustimmend.

 
XCII
     
    L ephi stand auf dem Balkon und blickte zum Hafen. Seine luftigen silbernen Gewänder wallten im leichten Wind, der vom blauen Wasser von Süden herüberwehte. Der Duft der Leydar und Orangenbäume mischte sich in die salzige Luft.
    Jetzt, am Spätnachmittag, warf die Sonne lange Schatten. Der des Palastes reichte beinahe bis zu den Steinpieren, die in makellos reinem Weiß funkelten, seit Cyad vor vielen Generationen gegründet worden war. Jede der Dutzend Piere reichte mehr als fünfhundert Ellen weit ins tiefe Hafenwasser hinein und war jeweils um den doppelten Abstand von seinem Nachbarn entfernt. Hinter den Pieren ging das grünblaue Wasser des Hafenbeckens langsam ins Dunkelblau des großen Westmeeres über.
    Der Hüter der Stufen des Paradieses betrachtete die weißen Wolken, die im Süden über dem Ozean hingen. Sie schienen Regen anzukündigen. Dann blickte er wieder zu den schier endlosen weißen Pieren, vor denen die Küstenschiffe, die hier und dort festgemacht waren, zwergenhaft klein erschienen.
    »Cyad wird wieder so mächtig werden wie ... sogar noch mächtiger als früher ...«, murmelte er. »Keine Barbaren, keine Wälder, kein Leben in Dekadenz und Luxus mehr ... nein ...«
    Obwohl der Schatten des Palastes die Große Hauptstraße bis fast zu den Pieren hinunter bedeckte, funkelten die weißen Pflastersteine und Bordsteine in einem Weiß, das aus dem Zwielicht unter den dunkelgrünen Bäumen förmlich hervorzuspringen schien. Alle Straßen in Cyad waren von diesem Weiß, makellos und in der Nachmittagssonne schimmernd, auch im Zwielicht noch und sogar des Nachts im Schein der Straßenlaternen. Und jede Straße war sicher, sauber und gut.
    Dann fiel sein Blick auf den sechseckigen weißen Marktplatz

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