Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
Vom Netzwerk:
Wächterinnen herein. Eine hieß Jiess, fiel Nylan ein. »Lass uns ein Stück gehen.«
    »Jetzt gleich?«
    »Jetzt gleich«, bekräftigte der Schmied. »Ich muss nur rasch Dyliess bei Antyl unterbringen.«
    »Einen Augenblick.« Ayrlyn verstaute die Lutar und legte den Koffer auf ein leeres Regalbrett, wo zu Anfang des Winters noch Balken und Bretter gestapelt gewesen waren. »Wir treffen uns am Ende der Zufahrt. Aber lass dir nicht zu viel Zeit, sonst erstarre ich zu Eis.«
    »Wir haben Frühling.«
    »Dann friere ich nur halb durch.«
    »Ich beeile mich.«
    Nylan ging rasch zur Kinderkrippe hinauf und sah sich um. Schließlich entdeckte er Antyl in der Ecke neben der Nordtür, die zum Badehaus und zur Waschküche führte.
    »Ich habe mich schon gefragt, wann Ihr kommen würdet«, begrüßte ihn die Frau mit dem brünetten Haar. Sie streckte die Arme aus, um Dyliess zu übernehmen. »Jakon vermisst die Silberköpfe. Er ist genau wie Dephnay viel unruhiger, wenn sie nicht hier sind. Es ist, als würden die Silberköpfe den anderen Trost spenden. Genau wie Ihr, Ser.«
    Hatten sie es von ihm geerbt? War es ein kindlicher Ausdruck der Empfänglichkeit für die Ordnungs-Felder? Die Schwarze »Magie« von Candar?
    »Ich?«, gab Nylan gegen seinen Willen zurück.
    »Ihr und die Heilerin mit den roten Haaren. Und die anderen mit den silbernen Haaren. Die Leute fühlen sich in Eurer Nähe sicher. Abgesehen von der Marschallin, meine ich, aber die ist ja auch ein Engel, das ist noch etwas anderes. Ich weiß nicht, was manche von uns gemacht hätten, wenn Westwind nicht gewesen wäre. Aber ich will Euch nicht weiter behelligen ... Die Kleinen sind gut bei mir aufgehoben.«
    Nylan lächelte und ging zur Haupttür des Turms, zur Südtür. Er blieb einen Augenblick stehen, um Llyselle vorbeizulassen, die mit einem Arm voll Feuerholz für Blynnals Kochherd hereinkam.
    »Was macht die Hand?«, fragte er.
    »Fast verheilt.« Die silberhaarige Wächterin schüttelte den Kopf. »Das war aber auch dumm. Ich habe nur einen Moment nicht auf die Säge geachtet. Da überlebt man ausgemachte Schlachten und verliert an einer verdammten kleinen Säge beinahe die Hand.«
    »So etwas kommt vor.«
    »Dumm ist es trotzdem, aber ich hatte Glück, dass Ihr und die Heilerin in der Nähe wart.« Mit einem letzten Lächeln ging Llyselle ins unterste Stockwerk. Der Ingenieur und Schmied schloss hinter sich die Tür des Turms und eilte zum Ende der Zufahrt. Die Jacke der Schiffsuniform hatte er nur halb geschlossen.
    Trotz des hellen Sonnenscheins, trotz der ersten grünen Sprossen der Schneelilien, die durch das schmelzende Weiß lugten, trotz der Feuchtigkeit unter den Schneehaufen neben der Straße hatte Ayrlyn sich die Jacke bis oben zugeknöpft und die behandschuhten Hände tief in die Taschen ihres Winterparkas gesteckt. Es war eines der wenigen dicken Kleidungsstücke, die sie in den Landefahrzeugen der Winterspeer mit auf den Planeten gebracht hatten.
    »Ist dir kalt?«, fragte er.
    »Mir ist hier immer kalt, sogar im Sommer.« Die braunen Augen schienen wieder einmal blau zu blitzen, obwohl der Schmied genau wusste, dass dieser blaue Schein eher ein Ausdruck der Ordnungs-Felder als eine visuelle Wahrnehmung war. Ordnungs-Feld oder nicht, das Blitzen stand meist für Zorn. »Für jemanden, der im Gegensatz zu euch anderen nicht im Kühlschrank aufgewachsen ist, habe ich mich wacker geschlagen. Ich verkrieche mich nicht im Turm und hocke nicht ständig am Küchenherd. Die Dunkelheit weiß, wie sehr mir danach wäre. Aber ich mache es nicht.«
    »Ich habe nie auch nur ein Wort darüber verloren.«
    »Das musst du auch nicht. Du bist nicht so schlimm wie die anderen, aber ihr seid alle so verdammt herablassend. Kommt doch einfach mal im Sommer mit mir ins Tiefland, damit ich euch anlächeln kann, wenn euch der Schweiß über die Stirn läuft und ihr das Gefühl habt, ihr würdet gleich einen Hitzschlag bekommen.«
    Nylan schürzte die Lippen. War er wirklich so gemein? »Bin ich wirklich so gemein?«
    »Nein, normalerweise nicht, aber ich bin in einer miesen Stimmung und den Grund dafür solltest du eigentlich wissen. Ja, du solltest ihn kennen.«
    »Du warst für mich da ...«, begann er langsam. »Als niemand sonst da war ... der mich verstanden hätte.«
    »Gab es noch andere? Du hast mir doch gesagt ...«
    »Es gab keine anderen. Abgesehen von der letzten Nacht ... nein, es gab keine anderen ... nicht mehr seit der großen Schlacht im letzten

Weitere Kostenlose Bücher