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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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hinter den drei Ellen breiten Bronzeklampen, die wie Rindergeweihe geformt waren. Zwei Seile waren an ihnen befestigt.
    »Hü-ah ...« Die gedämpften Rufe der Viehtreiber auf dem Treidelpfad wehten in der grauen Morgendämmerung herüber, während die vier Zugochsen die Weiße Lilie auf dem Kanal aus Fyrad heraus nach Norden zogen. Die Hufe klapperten leise auf den ausgetretenen Pflastersteinen des Weges, der ursprünglich für die Dampfschlepper angelegt worden war, mit denen einst die Boote aus der Stadt des Winterpalastes heraus gezogen worden waren. Die Schlepper waren von genau den Chaos-Maschinen angetrieben worden, die heute von den Weißen Ingenieuren unter vielen Mühen nachgebaut wurden, damit das Feuerschiff Seiner Majestät in Cyad möglichst schnell fertiggestellt werden konnte.
    Themphi runzelte die Stirn. Ochsen waren heutzutage zuverlässiger, erheblich zuverlässiger. Was den Nachbau eines alten Feuerschiffs anging ... er schüttelte den Kopf. Es war schon schwierig genug, den Dampfantrieb für die Palasttüren in Stand zu halten. Jetzt wollte Lephi auch noch, koste es was es wolle und ohne Rücksicht auf das empfindliche Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos, ein Feuerschiff mit einer altmodischen Feuerkanone haben.
    Er blickte zu den Aufbauten, in denen die vornehmeren Passagiere und die sieben noch lebenden schuldigen Offiziere der Spiegellanzenreiter untergebracht waren, dann zum Segeltuch, unter dem die anderen Passagiere schliefen. Einer der Offiziere hatte versucht, den Magier anzugreifen. Themphi hatte Besitz und Konkubinen dieses Offiziers verkauft und den Erlös, aufgestockt durch je ein Jahresgehalt von den anderen Offizieren, dem missbrauchten Bauernmädchen gegeben. Lephi hatte in diesem Punkt Recht behalten. So jähzornig der Imperator auch war, er irrte sich nur selten. Der Weiße Magier schüttelte den Kopf und blickte in die Richtung, in der Cyad lag.
    »Ein Bauernmädchen ... und jetzt ist sie die reichste Frau in ... wie hieß dieser verdammte Ort noch gleich? Nystrad, richtig.« Themphi streckte sich und sah zum Deckhaus, wo der junge Fissar noch schlief. Junge Menschen schliefen anscheinend immer und hatten keinen Sinn für das komplizierte Leben der Erwachsenen.
    Weit hinter dem Deckhaus lagen die Piere von Fyrad. Themphi war mit einem schnellen Küstenschiff von Cyad gekommen und hatte sein Reiseziel auf diesem Weg viel schneller erreicht als auf der Nordstraße.
    Dann fiel sein Blick wieder auf die spiegelglatte Wasserfläche des Kanals. Wasserläufer, fast so groß wie die Faust des Magiers, huschten über die Oberfläche, schossen zwischen den Stängeln des Schilfs herum, das man auf weniger als eine Elle zurückgeschnitten hatte, sodass es genauso hoch stand wie die glatten Grausteinblöcke, die den Kanal einfassten. Auf dem Großen Kanal glitt das Boot aus Fyrad heraus nach Norden, vorbei an geschnittenem Schilf und alten Steinmauern.
    Etwa eine Meile östlich des Kanals strömte der Fluss in Schlangenlinien dahin, voller gefährlicher Wasserechsen und Krokodile mit scharfen Zähnen. Der Fluss wurde von Bauern befahren, die nicht genug Geld für die Kanalgebühren hatten – und natürlich auch von jenen, die den Wunsch hatten, den scharfen Augen der imperialen Inspektoren zu entgehen.
    »Hü-ah ...«
    Themphi betastete sein glatt rasiertes Kinn, blickte gerade nach unten und sah im silbergrauen Wasser sein Spiegelbild schimmern.
    Das mit weißen Streifen verzierte Boot glitt durch das stille Wasser des Großen Kanals. Auch dieses Bauwerk, dachte Themphi, war eine Leistung, zu der das Reich, dem er diente, nicht mehr imstande war. Im Norden lag der weite Verwunschene Wald ... wer weiß, was hinter den weißen Steinmauern und den Sperren lauerte, die seit der Gründung Cyadors dort standen ... und vielleicht sogar noch länger.
    Er schauderte, als er an das unsichere Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos dachte und an die Aufgabe, die vor ihm lag.

 
XIII
     
    D ie Hufe der Stute platschten im Schlamm, als sie Nylan die schlammige Straße hinunter zur Ziegelmanufaktur und zum Mühlteich trug. Ayrlyn, die neben ihm ritt, hatte sich für eine kastanienbraune Stute entschieden. Wie üblich hatte sie die Jacke fest geschlossen, während Nylans Jacke halb offen stand.
    Weniger als hundert Ellen rechts von ihnen, im Westen, erhob sich fast lotrecht eine Meile hoch die Klippe, über der Westwind auf einer Hochebene lag. Sie waren kurz nach dem Frühstück aufgebrochen und

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