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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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leichten Zug der warmen Luft, die aus den Luftschächten der Säule kamen, um die herum das Treppenhaus und der Turm gebaut waren. Hin und wieder wehte auch eine Bö kalter, trockener Luft von der Haupttür des Turms herein, wenn Wächterinnen eintraten, um Schlachtvieh zu bringen oder Holz einzulagern.
    Das Frühstück bot die übliche Kost – etwas Brot, etwas Käse und für die Unerschrockenen etwas Haferbrei. Nylan erduldete den gelbgrünen Wurzel-und-Blätter-Tee, nahm rasche Schlucke und versuchte, den Becher außerhalb der Reichweite von Dyliess' suchenden Fingern zu halten. Das Brot war dunkel und kalt, schmeckte aber herzhaft und gut.
    »Gaa... da... oooh...« Seine Tochter griff nach dem Brot.
    »Sie ist neugierig, was?«, meinte Hryessa, die ein Stück weiter unten am Tisch saß.
    »Das sind alle Kinder in diesem Alter, soweit ich weiß«, antwortete Nylan. »Sie wollen die Welt betasten und erforschen und begreifen.«
    »Wollen wir das nicht alle?«, murmelte Huldran, die sich gerade ein Stück Käse und etwas Brot in den Mund geschoben hatte.
    Nylan hielt wieder einmal Dyliess' schweifende Hand auf, bevor sie die Tülle der Teekanne erreichen konnte. »Manchmal sind Forschungen gefährlich.«
    »Umso mehr, je älter man wird.« Saryn runzelte die Stirn und fügte nach kurzem Schweigen hinzu: »Ryba sagte, du machst wieder Schwerter?«
    »Wir haben den ganzen Winter über Schwerter hergestellt. Hast du denn nicht bald genug?«
    »Für den Augenblick reicht es, aber Ryba meint, wir müssten bis zum Herbst vier Züge Wächterinnen unter Waffen haben, vielleicht sogar noch mehr, und wir müssten die Hälfte des vierten Stocks in eine Art Kaserne oder so etwas verwandeln.« Saryn drehte den Kopf hin und her, als könnte Ryba jeden Augenblick auftauchen. Das kurze, dunkelbraune Haar wirkte im großen Saal, in dem es nur vier Armaglasfenster als Lichtquellen gab, beinahe schwarz.
    »Oder wir müssen den Turm erweitern«, sagte Nylan.
    »Du sagtest doch, hier könnten mehr als hundert Menschen Platz finden.«
    »Das ist richtig«, antwortete der Schmied. Mit Blicken suchte er immer noch nach Ayrlyn. Auch Istril hatte er noch nicht gesehen. »Wie viele Jahre wird es dauern, den Anbau zu errichten, wenn wir jeden Stein mit Hammer und Meißel aus der Wand der Schlucht schlagen müssen?« Nylan war nicht gerade begeistert von der Idee, Westwind weiter auszubauen, aber er wollte seinen Mangel an Begeisterung nicht offen zur Schau stellen.
    »Oh ...«
    »Genau.« Nylan fütterte Dyliess mit einem kleinen Stück Brot, obwohl sie bereits gegessen hatte. Dyliess kaute gehorsam und ließ prompt einen Klecks brauner Spucke auf Nylans Hand fallen.
    »Ich habe mir so meine Gedanken gemacht«, fuhr die ehemalige Raumschiffpilotin fort. »Gibt es eine Möglichkeit, dass du noch mehr Bogen herstellst? Ich meine, du hast ja die ersten Schwerter mit dem Laser gemacht, aber danach hast du einen Weg gefunden, auch ohne Laser zurechtzukommen.«
    »Cormclit haben wir noch«, räumte Nylan ein, »aber das ist ein Verbundmetall, das als Hitzeschild gedacht ist. Ich hatte schon mit dem Laser enorme Schwierigkeiten, es zu schneiden. Wenn ich versuche, es mit dem Meißel zu zerteilen, zerfasert es einfach. Eine Blechschere dagegen frisst sich fest oder zerreißt das Material in kleine Stücke. Dann sind da noch die Legierungen. Die leichten, für hohe Temperaturen geeigneten Legierungen bekomme ich mit meinen jetzigen Mitteln nicht einmal weich genug, um sie zu formen. Was auch nur halbwegs brauchbar war, habe ich schon für die Bogen verwendet.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe es versucht, aber ...«
    Er runzelte die Stirn. Hatte er da nicht Ayrlyns roten Schopf auf der Treppe gesehen?
    »Ich dachte, ich frage einfach mal. Wir haben nur noch sechzehn von diesen mörderischen Bogen.« Saryn hustete. Im Winter litten viele Wächterinnen an Husten. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie in der Kälte auf dem Dach der Welt zu viel durch den Mund geatmet hatten. »Wir haben in den Kämpfen bisher nur einen einzigen verloren.«
    »Habt Ihr nicht gedroht, jede Wächterin umzubringen, die einen Bogen verliert, selbst wenn sie im Sterben liegt?«, fragte Huldran. »Ich kann mich noch gut daran erinnern.«
    »Und ich hatte Recht damit«, erklärte Saryn. »Sie waren zweimal so gut wie alles, was die Einheimischen haben. Die Bogen sind unersetzlich.«
    »Wir haben hier noch viel zu viel, das unersetzlich ist«, warf Nylan ein. »Wir müssen

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