Der Chaos-Pakt
uns mithilfe einfacher, örtlicher Technologien eine neue Grundlage schaffen.«
»Meinst du damit Anlagen wie deine Sägemühle?«, fragte Saryn grinsend. »Und was kommt danach?«
»Ich dachte auch an eine Getreidemühle, aber wir sind hier zu hoch, um Getreide anzubauen ...«
»Der Mann hört wohl nie auf zu denken.« Die Zweite in der Rangfolge der Wächterinnen von Westwind trank ihren Tee mit einem großen Schluck aus.
Es gab vieles, über das er nachdenken musste, grübelte Nylan. Rybas Kälte, die Kinder, Ayrlyn. Ganz zu schweigen von den Schmiedearbeiten. Die Fußprothese für Daryn war bisher nur bis zu einem groben ersten Entwurf gediehen. Ein Hilfsmittel für einen Mann stand natürlich weit unten auf Rybas Liste, dachte er. Jedenfalls unterhalb der Waffen.
»Ich muss los«, sagte Saryn. »Wir werden ja sehen, wie die Lage unten im Wald neben der Ziegelmanufaktur ist. Erinnerst du dich noch an die Eisenholzbäume? Sie sind unglaublich schwer zu schlagen, aber die Heilerin meint, man könnte gute Holzkohle daraus machen, und du hast ja gesagt, dass du Holzkohle brauchst.«
»So ist es. Ohne Holzkohle können wir in der Schmiede nicht viel ausrichten.«
»Daa...«, unterbrach Dyliess die Unterhaltung. Sie machte Anstalten, wieder nach Nylans Becher zu greifen.
Als er die suchenden Finger aufgehalten und seinen Tee in Sicherheit gebracht hatte, war Saryn schon verschwunden.
»Sie ist schon ein Prachtstück«, meinte Huldran.
»Wer, Saryn? Ja, sie ist eine gute Wächterin.«
»Ich meinte Eure Tochter«, gab Huldran lachend zurück. »Sie ist schon jetzt sehr eigensinnig.«
Genau wie die Mutter, dachte Nylan. Aber er beschränkte sich darauf zu sagen: »O ja, das ist sie.« Dann trank er seinen Tee aus und aß den letzten Bissen Käse, bevor er wieder aufstand und die Treppe hinunter in die unterste Etage ging.
Mit Dyliess auf dem Arm stieg Nylan langsam nach unten, wo es deutlich wärmer war. Als er der Küche, wo Blynnal mit ihren Helferinnen arbeitete, den Rücken kehrte, entdeckte Nylan Ayrlyn in der Ecke der Holzwerkstatt. Sie saß auf einem Hocker und probierte Akkorde auf der Lutar. Sie sang nicht und die Augen waren verquollen.
»Ich habe dich schon gesucht«, sagte er, während er Dyliess auf den anderen Arm nahm.
»Warum?«
»Weil ich mit dir reden wollte.«
»Ouuu«, machte Dyliess.
»Es gibt nichts zu bereden.«
»Doch, es gibt etwas.«
»Was denn?« Ayrlyns Stimme war tonlos.
»Was war das denn in der letzten Nacht? Warum habt ihr das gemacht? Und warum bist du nicht zum Frühstück gekommen?«
»Weil ...« Ayrlyn holte tief Luft. »Es gefällt mir nicht, dich mit anderen Frauen zu teilen, aber ich kann nicht tun, was Ryba getan hat. Zunächst einmal, weil wir nicht mehr über die Technologie verfügen, und zweitens, weil ich dich nicht hintergehen will. Aber leicht ist es nicht.« Die Heilerin holte tief Luft und ein Schauer lief durch ihren Körper. »Ihre Tochter wird alles sein, was Istril jemals haben wird, weißt du das? Wie könnte ich ihr das verwehren? Du hast ihr zweimal das Leben gerettet, sie betet dich an und ... es ... es sollte doch etwas Persönliches sein ...« Tränen traten der Heilerin in die dunkelbraunen Augen.
»Was ist mit Weryl?« Nylan schüttelte den Kopf. »Mir entgeht da etwas. Viel zu viel entgeht mir.« Er nahm ihre Hand. »Aber das kann warten. Ich habe mir überlegt ...«
»Die Zeit drängt«, unterbrach Ayrlyn ihn. Sie schluckte einmal, zweimal, ehe sie weitersprechen konnte. »Wie lange kann Istril sich darauf verlassen, dass Weryl in Westwind gut aufgehoben ist, da Ryba allen Männern so sehr misstraut? Bis er fünfzehn oder zwanzig ist und sich davonstiehlt?« Ayrlyn hustete und räusperte sich. »Er ist dein Sohn. Glaubst du wirklich, er wird einfach schlucken, was Ryba ihm erzählt? Zusammen mit den ganzen Legenden, die sich um dich ranken werden?«
»Du redest, als wäre ich dann nicht mehr da.«
»Du wirst nicht mehr hier sein. Du und Ryba, ihr schafft es gerade noch, nicht aneinander zu geraten. Jeder kann es spüren, aber niemand sagt etwas dazu. Ryba braucht noch mehr Schwerter und du fühlst dich für Dyliess, Weryl und Kyalynn verantwortlich. Wie lange kannst du der Kinder wegen noch hier ausharren ...« Die Heilerin mit dem hellroten Haar schüttelte den Kopf. »Nylan ... du bist warmherzig, aber manchmal unglaublich begriffsstutzig.«
»Ich weiß, ich weiß.« Nylan blickte zur Tür. Murkassa kam gerade mit zwei neuen
Weitere Kostenlose Bücher