Der Chaos-Pakt
pitte?«, bettelte Weryl.
»Still, Kind, sei still.«
»Wassah.«
Nylan ließ sich weder durch Weryl noch durch die immer lauter dröhnenden Hufschläge ablenken. Mit einem Gefühl, als würde es in seinem Kopf laut knacken, durchbrach er die »Isolierung« zwischen Ordnung und Chaos und hielt die Barriere ringsum fest, während unsichtbare brennende weiße Fäden, hässliche rote Fontänen von Energie und geschmolzenem Gestein, nach oben brodelten.
Hier und dort stiegen Staubwolken auf, der Boden bebte. Nylan ging in die Knie, wollte sich wieder aufrichten, blieb aber sitzen, als er Ayrlyn neben sich spürte. Sie kniete nieder und nahm seine Hand.
Während die Flammen aus dem Boden hervorbrachen und sich wie ein brennender Vorhang rings um die vier und ihre Pferde legten, wallten Schwefeldämpfe auf und reizten seine Nase. Beinahe hätte er sich übergeben.
Die Pferde kreischten voller Panik.
Nylan hoffte, Sylenia konnte sie unter Kontrolle behalten. Er wünschte, das Kindermädchen wäre abgestiegen, aber er zwang sich, nur noch an die Barrieren zu denken, die sie vor dem losgebrochenen Chaos schützten. Er konnte jetzt nicht einmal an Weryl denken, er musste sich auf die unsichtbare Grenzlinie zwischen dem Chaos und ihnen konzentrieren.
Wieder kreischten Pferde, dieses Mal aber andere, weiter entfernt.
Ein dünner Faden aus Weißer Energie wurde in ihre Richtung ausgestreckt. Nylan konnte spüren, wie Ayrlyn ihn fast lässig wegschlug, als wäre er ein Insekt – einmal, noch einmal.
Wieder bebte der Boden ... ein weiteres Beben ... und das Feuer, das aus der Erde hervorgebrochen war, brandete durch Nylans Kopf. Er schluckte, hielt die Augen fest geschlossen. Mund und Kehle waren trocken, die Brust wurde ihm eng, sein Herz raste.
Obwohl er inzwischen mit beiden Knien auf dem Boden hockte, fühlte sich der Ingenieur, als würde er im Unterraumsprung auf den Kraftströmen eines Raumschiffs und zugleich auf einem Pferd des Chaos reiten, während ein chirurgischer Laser seine Nervenbahnen in Einzelteile zerschnitt.
Schwärze und ein zornig flackerndes rotweißes Netz wirbelten um den Ingenieur und die Heilerin herum, zerrten an ihnen, ließen sie zittern und rissen sie auseinander. Hitze wallte auf und durchschlug die Barriere. Nylans Gesicht fühlte sich an, als würden sich feurige Linien einbrennen, Sand flog gegen seine Haut.
Kreischend tobte das Chaos vor der Barriere aus Ordnung ... immer und immer weiter ...
Fast instinktiv verschlossen die Engel den Riss, den Nylan geöffnet hatte, schoben, drückten, drängten die Fäden der Ordnung zurück, bis sie wieder glatt dahinströmten.
Im Gleichgewicht ... waren die ganze Zeit im Gleichgewicht ... Das waren Nylans letzte Gedanken, während er mit einer Hand Ayrlyns Hand fasste und sich mit der anderen abstützte, damit er nicht auf den heftig bebenden Boden schlug, von dem überall Staub aufstieg.
Doch als der Riss zwischen Ordnung und Chaos versiegelt war, konnte er sich nicht mehr halten. Die Barriere brach zusammen und gleichzeitig kippte er um und die beiden Kräfte, jetzt wieder im Gleichgewicht, brachen wie eine gewaltige Woge über ihm zusammen.
CXXXII
D er Magier taumelte unter der weißen Markise und hielt sich am weißen Klapptisch fest.
»Etwas ... etwas Schreckliches ...«, murmelte Themphi. Er starrte die Glassplitter auf der weißen Tischfläche an. Blut tropfte aus seinen Schnittwunden auf der Stirn und hinterließ wässrige rote Flecken auf den Scherben und dunkelrote Punkte auf dem chaosgebleichten Holz.
»Was war das?« Fissar schüttelte ihn an der Schulter und bot ihm ein feuchtes weißes Tuch an. »Das Glas ist zersprungen, ich habe es gespürt.«
»Es hat sich angefühlt wie ein anderer, mächtiger Magier, aber es fühlte sich auch an wie der Verwunschene Wald und es war näher, viel näher. Höchstens eine halbe Tagesreise im Osten.« Der Weiße Magier tupfte sich sachte das Blut ab, blieb stehen und zog sich über dem rechten Ohr einen Glassplitter aus den Haaren. »Geh und berichte es Triendar ...«
»Äh ...«, stammelte Fissar, während er zwischen Themphi und dem drahtigen weißhaarigen Magier hin und her sah, der gerade aus dem Sonnenlicht in den Schatten unter der Markise getreten war. »Äh, Ser ...«
»Sagt mir, Themphi, warum ist Euer Zelt aufgeschlagen? Und mit welcher neuen Magie habt Ihr gespielt? Ich konnte das Pulsieren von Ordnung und Chaos noch in der Kutsche des Marschalls spüren.«
»Ich habe
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