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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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blonden Haars aus der Stirn, legte die Hand auf den Tisch, krümmte die Finger um den Fuß des Kristallbechers, in den das Siegel von Lornth eingeätzt war. Das Weinglas war mit bernsteinfarbenem Weißwein aus Carpa gefüllt.
    »Ich glaube, nicht einmal alle Schwerter in Candar könnten sie aufhalten.« Gethen kratzte sich am Bart.
    »Fornal würde es behaupten.«
    »Ja, das ist mir klar.«
    »Mein Bruder behauptet vieles.« Zeldyan blickte zum Schlafzimmer ihres Kindes. »Mein Bruder ...«
    »Du willst doch nicht etwa sagen ...«
    »Es gefällt mir nicht, wie er Nesslek anschaut«, meinte Zeldyan. »War es nicht Sylenia, die die Engel rief, damit sie meinen Sohn heilten? War es nicht Fornal, der meinte, Nesslek wäre nicht krank? Aber ich fühle mich nicht wohl dabei, wenn ich dies ausspreche.«
    »Dennoch sprichst du es aus.«
    »Gegen meine Gefühle kann ich nichts tun. Ähnlich habe ich empfunden, als Fornal Relyn vorschlug, er könne die Eisenholzwälder für sich gewinnen.«
    »Das hat Fornal vorgeschlagen?«
    Zeldyan nickte. »Wusstest du es nicht?«
    Gethen räusperte sich, hob seinen Becher, nippte am Wein und setzte den Becher wieder ab. Es dauerte eine Weile, bis er wieder das Wort ergriff. »Wo sind deine Engel jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, solange Lornth noch steht.« Zeldyan trank einen Schluck aus dem Weinglas, das sie bisher nur ein einziges Mal nachgefüllt hatte.
    »Du hast mehr Vertrauen als ich, meine Tochter.«
    »Vertrauen? Ich weiß nicht mehr, was Vertrauen bedeuten soll. Aber ich kenne die Menschen. Fürstin Ellindyja wird eines Tages sterben, nachdem sie bis zu ihrem Tode über die lächerliche Ehre lamentiert hat. Fornal greift unter dem geringsten Vorwand jederzeit zum Schwert. Du setzt Waffen ein, aber erst wenn alles andere nichts mehr nützt. Und die Engel werden ihr Wort halten oder sterben. Wenn sie es können, werden sie zurückkehren.« Die Kerzen flackerten, als ein Windstoß durchs offene Fenster hereinfuhr und den säuerlichen Geruch von Rohrn mitbrachte, einer Stadt, die schon bessere Tage gesehen hatte.
    »Wenn sie können ...«, sagte Gethen nachdenklich.
    »Wir sind noch nicht ganz und gar verloren.«
    »Noch nicht, aber die Weißen Dämonen sind wie Heuschrecken oder wie ein Steppenbrand. Was sich ihnen in den Weg stellt, wird ein Raub der Flammen.« Gethens graue Haare schimmerten im trüben und unsteten Licht, als die Kerzen im auffrischenden Wind flackerten. »Wenn die Engel nicht zurückkehren ... dann müssen wir kämpfen, so gut wir können ...«
    »Sie werden zurückkehren.« Zeldyans Finger spannten sich um den Weinkelch. Abermals blickte sie zur offenen Tür. »Sie werden zurückkehren.«

 
CXXXIV
     
    E in kühler Wind strich ihm übers Gesicht und Nylan schauderte. Er schauderte? In der Hitze im Süden von Lornth? Aber das Schaudern hörte nicht auf.
    »Ihr müsst etwas trinken, Ihr seid halb verbrannt«, sagte jemand.
    Verbrannt? Wer hatte da gesprochen?
    Bilder vom Chaos-Feuer, von Grenzschichten der Ordnung, Schreie von sterbenden Menschen und Pferden wirbelten durch seinen Kopf. Gewalt, Gewalt und wieder Gewalt.
    »... Gewalt ...«, murmelte er. Nicht Ayrlyn war es gewesen, die durch die Dunkelheit zu ihm gesprochen hatte. Ayrlyn, die immer für ihn da gewesen war. Nein – Ayrlyn war mit ihm in die Dunkelheit gerissen worden. Ryba? Auch die dunkle Marschallin war es nicht.
    »Trinkt.«
    Eine Wasserflasche wurde an seine Lippen gedrückt und er trank langsam mit rissigen Lippen und trockenem Mund und spürte schließlich, dass es Sylenia war, die die Flasche hielt.
    Nylan öffnete die Augen, schloss sie aber sofort wieder, als er grelle Lichtblitze sah. Er saß halb aufgerichtet – mit Satteltaschen oder Decken im Rücken – und trank das Wasser, das Sylenia ihm anbot. Selbst mit geschlossenen Lidern zuckten die Augen noch unter heftigen Lichtblitzen, als würden Energiestöße durch seinen Kopf laufen. Anders als nach den Schmerzwellen, die ihn nach den bisherigen Schlachten überschwemmt hatten, fühlte er sich jetzt eher ausgelaugt als niedergeschlagen. Der abendliche Wind brachte einen beißenden Geruch mit – nach verbranntem Gras, nach versengter Erde und verkohltem Fleisch. Nylan schluckte den bitteren Geschmack herunter.
    »Ayrlyn?«, fragte er schließlich.
    »Ich bin wach«, ließ sich im flackernden Licht eine Stimme vernehmen. »Ich bin etwas besser dran als du, aber nicht viel besser. Wir haben es

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