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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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fröhlich den Biskuit und nuckelte und schlürfte das Wasser.
    Schließlich setzte der Ingenieur ihn wieder in den Tragesack und stieg auf sein Pferd. »Wie lange wird es wohl dauern, bis wir die nächste Pause einlegen müssen?«
    »Das geht leider nicht nach Stundenplan«, erwiderte Ayrlyn.
    »Ich weiß. Aber ich fühle mich, als müssten wir dringend etwas tun und hätten nicht mehr viel Zeit.«
    »So fühlst du dich doch immer.«
    »Mag sein.« Aber innerlich war Nylan nicht ihrer Meinung. Er blickte ein letztes Mal zu Freyja zurück, bevor der Weg einer weiten Biegung des Wasserlaufs folgte und die Eisnadel hinter einer grauen Felswand, in der sich vereinzelte immergrüne Bäume halten konnten, verschwand.

 
XXI
     
    » W ie weit ist es noch bis zu den Sperren?«, fragte Themphi.
    Wild im Sattel eines rotbraunen Kleppers schaukelnd, der nach einem Wagenpferd aussah, machte der einheimische Führer eine Bewegung, die einem Achselzucken nahe kam. »Wie weit es ist, geehrter Magier? Das ist schwer zu sagen.«
    »Warum?«, fragte der Magier resigniert zurück.
    »Weil ... weil die Sperren nicht mehr existieren und die Mauer mit Sprossen und Ranken bedeckt ist.«
    Der dunkelhaarige Magier verkniff sich ein Seufzen. »Was ist dort geschehen?«
    »Wir wissen es nicht. Der Wald hat alles überdeckt. Der Wald war schon hier, als der Großvater meines Großvaters lebte, und auch die Mauern waren schon da und lange Zeit hat sich nichts verändert. Ich kann mich erinnern, wie ich den ganzen Tag lang an den Mauern entlanggegangen bin, ohne die nördliche Ecke zu erreichen. Von Geliendra aus sind es mehr als fünfzehn Meilen, Ser Magier. Als ich noch jung war, habe ich selbst eine ganze Meile der Mauer unterhalten. Ich habe Pflanzen geschnitten und gestutzt. Einmal bin ich sogar über die Mauer geklettert, aber ich bin schnell wieder zurückgekommen. Dahinter lauerte die größte Waldkatze, die ich je gesehen hatte. Und jetzt ... jetzt können wir nicht einmal mehr das Weiß der Mauern sehen.«
    »Und ihr habt niemanden geschickt, um die Wächter zu überprüfen?«
    »Doch, das haben wir. Wir haben meinen Schwestersohn Byudur geschickt. Er war der Dorf-Magier. Er ist nicht zurückgekehrt. Auch der Magier aus Nordwald ist nicht zurückgekehrt.« Der Führer sah sich verstohlen zu Themphi um. »Deshalb haben wir unser Gesuch an Seine Hoheit geschickt. So etwas musste der Herr von Cyador doch auf jeden Fall erfahren. Und nun seid Ihr ja hier, der Magier aller Magier.«
    Hinter ihnen, in den Reihen der berittenen Lanzenkämpfer, war ein Kichern zu hören, das Themphi jedoch ignorierte. »Ich bin hier und es tut mir Leid, dass Euer Schwestersohn verschwunden ist. Hat man irgendeine Spur gefunden?«
    »Der Verwunschene Wald hinterlässt keine Spuren.«
    Jetzt seufzte Themphi, wenngleich nur leise und verhalten. Es wurde immer schlimmer. Lephi hatte keine Ahnung, was wirklich in Cyador vor sich ging, und träumte lieber davon, den früheren Ruhm zurückzugewinnen.
    Der Magier runzelte die Stirn, als er vor sich eine grüne Wand sah, die sich bis zum Horizont erstreckte. Sie erhob sich hinter den Feldern, durch welche die unbefestigte Straße lief. Nicht weit vor ihnen endete die Straße an einem Holztor, das in einen niedrigen Zaun eingelassen war. Das Tor stand weit offen, im feuchten Boden waren Hufspuren zu sehen.
    »Da, nun seht Ihr es selbst. Seit gestern ist der Verwunschene Wald schon wieder ein Stück gewachsen.«
    Der Weiße Magier lenkte sein Pferd durchs Tor auf das Feld dahinter und ritt noch einmal hundert Ellen, bis er es zügelte.
    Grüne Kriechpflanzen bedeckten das Feld zur Hälfte und er glaubte fast zusehen zu können, wie sich das Grün unerbittlich in seine Richtung schob. Er blinzelte einmal, zweimal. War es nicht tatsächlich schon wieder ein Stück näher gekommen?
    »Seht Ihr, geehrter Magier?«, fragte der Führer aus Geliendra.
    Im Osten hinter dem neu aufgeschütteten Deich eines Reisfeldes sah es noch schlimmer aus. Dort waren Bäume gewachsen, noch nicht besonders hoch, sie reichten einem Mann höchstens bis zum Knie, aber dieser Wuchs in nur einer Jahreszeit? Oder gar in weniger als einer Jahreszeit?
    Wie der Führer gesagt hatte, konnte Themphi die Grenzmauern nicht sehen. Sie mochten hundert Ellen tief oder noch weiter drinnen im vorrückenden Grün stehen. Der Magier betrachtete den Wald und stellte einige Überlegungen an. Die höheren und älteren Bäume befanden sich nicht mehr als zweihundert

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