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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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Fliege verscheuchen.
    Der Major salutierte, drehte sich um und marschierte aus dem kleinen Empfangssaal.
    Lephis braune Augen wanderten zu den alten Kunstwerken an den Wänden. Eines war ein Kupferstich eines Dampfwagens, dessen Feuerkanone gerade einige Bäume und Tiere zu Asche verbrannt hatte. Sogar eine riesige Wasserechse wurde als Opfer der Flammen dargestellt.
    »Cyador wird wieder mächtig werden«, flüsterte er. »Wir werden mehr Dampfwagen und Feuerkanonen haben denn je. Ja, so wird es kommen, weil ich will, dass es so kommt. So war es am Anfang und so wird es immer sein.«

 
XX
     
    D er Wasserlauf gluckste und gurgelte und schien beinahe Anstalten zu machen, aus seinem Bett zu springen, obwohl der Wasserspiegel ein gutes Stück unter dem Weg aus fest getretenem Lehm lag, der mehr als eine Wagenspur, aber noch nicht ganz eine Straße zu nennen war.
    Die grauen Blätter der Bäume, die an Weiden erinnerten, hatten noch nicht die grüne Farbe des Sommers angenommen. Vereinzelte Siebensterne blühten auf der anderen Seite des Bachs, wo sie zwischen den verwitterten Felsen, die im Laufe der Jahre von den Wänden der Schlucht heruntergebrochen waren, etwas Sonne bekamen. Ein Vogel mit stahlblauem Gefieder zwitscherte im Wipfel einer zerrupften Kiefer, während die beiden Pferde ihre Reiter in westlicher Richtung bergab trugen.
    Nylan klopfte Weryl sachte und beruhigend auf den Rücken. Der Junge sollte so lange wie möglich schlafen. Aus welchem Grund auch immer, wenn er seinen Sohn trug, wurde Nylan das Reiten noch eher leid als sonst, obwohl der Einjährige nicht viel wog. Oder lag es daran, dass er jetzt mit zwei Schwertern bewaffnet war? Oder an allem zusammen? Er rutschte ein wenig im Sattel hin und her und sofort protestierten seine Knie.
    »Haben wir eigentlich einen Anhaltspunkt, wohin wir uns am besten wenden sollten? Abgesehen davon, dass wir nach Westen gehen?«, fragte Ayrlyn.
    »Nein. Ich wünschte, ich hätte eine Idee, aber ...«
    Nylan drehte sich im Sattel um und sah über die Schulter zu Freyja zurück, zu dem Berg, der sich als vereiste Zinne hinter ihnen erhob. Über den grauen Felsen der Schlucht, durch welche die Straße verlief, war der Gipfel inzwischen kaum noch zu erkennen. Er atmete tief durch. »In gewisser Weise fühle ich mich, als hätte ich mich verirrt. Bisher habe ich immer andere für mich entscheiden lassen. Die Streitkräfte brauchten Ingenieure, also bin ich Ingenieur geworden. Ryba und die Marineinfanteristinnen brauchten einen Zufluchtsort, also habe ich einen gebaut. Jetzt aber ...« Er zuckte mit den Achseln und sah sich zu Ayrlyn um. »Jetzt muss ich mir selbst überlegen, wohin es gehen soll und was ich noch vom Leben erwarte, aber mir fällt nichts ein.«
    Ayrlyn nickte. »Du bist ehrlicher mit dir selbst, das ist schon mal ein Anfang.«
    »Wundervoll. Ich habe jetzt also herausgefunden, dass bisher immer andere Menschen über mein Schicksal bestimmt haben. Das macht es nicht einfacher, meinen Weg zu finden, und das macht es auch dir nicht einfacher, mit mir umzugehen.«
    »Das ist etwas, das wir gemeinsam haben, Nylan.« Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln. »Wir werden uns schon zurechtfinden.«
    »Auch mit Weryl?«
    »In gewisser Weise ist es sogar einfacher so. Er ist noch so klein.«
    Der Schmied leckte sich die Lippen, dann fragte er: »Wie lange werden wir noch brauchen, um aus den Westhörnern herauszukommen? Du bist doch schon mehrmals über diese Straße gereist.«
    »Nach meinen vier oder fünf Handelsexpeditionen bin ich bei weitem keine Expertin. Wir hatten auch nicht sehr viel Gelegenheit, etwas über dieses Land zu lernen. Ich habe mich hauptsächlich darum gekümmert, die Dinge aufzutreiben, wie wir brauchten, und dabei den einheimischen Bewaffneten aus dem Weg zu gehen.«
    »Dies hier ist keine stark befahrene Straße.« Bisher stammten, soweit Nylan es sehen konnte, die einzigen, längst verwaschenen Spuren auf der schmalen, gewundenen Straße von Skiodras Gefolge. Stellenweise lagen frischere Abdrücke von Hirschen und einmal von einem Bären darüber. Offenbar reisten nicht viele Einheimische durch die Westhörner – oder zumindest nicht im Frühling.
    »Sie wird eines Tages stärker befahren sein. Ryba hat dafür gesorgt, dass die meisten Räuber tot sind oder sich zurückgezogen haben.«
    »Wir wollen es hoffen. Ganz überzeugt, dass sie wirklich alle verschwunden sind, bin ich aber nicht.« Nylan sah nach vorn, wo sich das schmale, leicht

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