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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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saß. Schließlich setzte Piataphi sich auf die vordere Kante des linken Hockers.
    Lephi hob die Schriftrolle. »Dies ist die Antwort, die wir von den Barbaren aus Lornth erhalten haben. Wisst Ihr, was darin steht?«
    »Nein, Herr.« Ein dünner Schweißfilm bildete sich auf Piataphis Stirn.
    »Nichts steht darin – außer, dass wir unhöflich wären. Wir aus Cyador, dem alten und mächtigen Land, wir wären unhöflich gewesen. Wir aus Cyador, die wir Ordnung aus Unordnung und Städte aus wildem Wald erschaffen haben, wir waren unhöflich. Wir, die wir die Metallverarbeitung erfunden und die ersten Handelsschiffe über die Meere gelenkt haben, wir wären unhöflich. Kein Wort von unseren Töchtern, die sie vor Generationen fortgelockt haben, kein Wort von den Gefahren, denen unsere Vorfahren zum Opfer fielen, kein Wort von den tödlichen Wasserechsen, die es damals überall gab.«
    Piataphi wartete.
    »Das spielt für sich genommen aber noch keine Rolle, Major. Nein, das ist nicht wirklich wichtig.« Lephi stand auf und kam hinter dem weiß lackierten Tisch hervor, der schon den letzten acht Generationen des cyadorischen Herrscherhauses gedient hatte. Der Imperator ging zum Buntglasfenster und blieb vor dem polierten Edelholzrahmen stehen, um Cyador zu überblicken, das sich unter dem Hügel vor dem Weißen Palast erstreckte. Bis zum Hafen reichte der Blick, bis zu den Pieren, wo einst die Weiße Flotte der Vorfahren gelegen hatte, bis Lephis Großvater zu der Ansicht gekommen war, dass die Barbaren rings um das Westmeer nichts zu bieten hatten. Lephi lächelte leicht, während er die Kräne und Holzstapel in der Werft westlich der Steinpiere betrachtete.
    Die mit weißem Stein gepflasterten Straßen glänzten hell, denn Straßenfeger arbeiteten unermüdlich, damit die Weiße Stadt makellos weiß blieb. Wer auf den Straßen unterwegs war, nannte gute, saubere Kleidung sein Eigen und duftete nach Ölen und Gewürzen.
    Ohne sich zu Piataphi umzudrehen, fuhr Lephi fort: »Ihr werdet die Barbaren lehren, was Unhöflichkeit bedeutet. Sie haben vergessen, dass sie alles, was sie besitzen, den alten Herrschern Cyadors zu verdanken haben. Da sie keine Dankbarkeit kennen, müssen wir sie das Fürchten lehren. Sie konnten leben, weil Cyador sie leben ließ, und wir wollen nicht, dass es in dieser Hinsicht auch nur den Hauch eines Missverständnisses gibt.«
    »Ja, Herr.« Piataphi blieb nahezu reglos auf der Kante des Hockers sitzen.
    »Ich wünschte, wir hätten noch die alten Feuerkanonen und Lichtlanzen. Nun, es wird nicht lange dauern, bis wir sie wieder einsetzen können.«
    »Wir konnten diese Geräte bisher nicht kopieren, Herr, und auch die Speicher konnten wir noch nicht füllen.«
    »Im Augenblick vermögen wir die Waffen nicht zu kopieren«, meinte Lephi nachdenklich. »Aber das wird sich ändern. Wir bauen bereits ein Feuerschiff und bald werden wir die Feuerkanonen nachbauen. Ihr werdet sie aber jetzt nicht brauchen. Cyador ist größer und wohlhabender als zur Zeit meines Großvaters.« Er drehte sich wieder zu Piataphi um. »Wir müssen die Kupfermine im Norden in die Hand bekommen, denn die Minen in Delapra werden eines Tages erschöpft sein. Nehmt alle Kompanien der Spiegellanzenreiter mit geraden Zahlen und die Fußsoldaten ...«
    »Alle, Eure Hoheit?«
    »Ich bin mir keiner anderen Bedrohung bewusst, der Cyador im Augenblick ausgesetzt wäre. Und Ihr?«
    »Nein, Herr.«
    »Ich wünsche, dass die Barbaren ausgelöscht werden – alle Barbaren im Umkreis von fünfzig Meilen um das Bergwerk. Mit den Übrigen könnt Ihr verfahren, wie Ihr es für richtig haltet. Wenn sie uns nicht aus Dankbarkeit achten, dann werden sie uns wegen der Truppen achten, die Ihr befehligt.«
    »Es sind jetzt zweifellos viel mehr als noch vor ein paar Jahren, Herr. Sie vermehren sich wie die Eidechsen.«
    »Ihr könnt auch die Schwertkämpfer mitnehmen.«
    »Danke, Herr.«
    »Beginnt morgen mit Euren Vorbereitungen. Ihr könnt die Hälfte der Dampfwagen auf der Nordstraße einsetzen.«
    »Wie Ihr befehlt, Herr.«
    »Wie ich befehle ... ja, wie ich befehle, Major. Und ich befehle Euch, einen Pfad der Zerstörung zu legen und jeden zu vernichten, der sich Cyador entgegenstellen oder vergessen könnte, was wir für ihn getan haben.«
    Der Major nickte.
    »Ihr könnt jetzt gehen.«
    Piataphi stand auf und nahm Haltung an. »Gelobt seien Eure Majestät und das ruhmreiche Cyador.«
    »Geht jetzt ...« Lephi winkte, als wollte er eine

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