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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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stand in der Tür. Kaum mehr als ein Mädchen war sie, sicher nicht älter als Niera, das Waisenmädchen in Westwind, dessen Mutter bei Gerlichs Angriff ums Leben gekommen war.
    »O ja, das sind sie«, antwortete er freundlich.
    »Ich bin Kisen, Jirt ist mein Mann. Er hat die Herde auf der unteren Wiese.« Kisen setzte sich auf eine Ecke der Veranda und ließ die Beine baumeln.
    Nylan beförderte Weryl wieder auf die Veranda. Dieses Mal starrte der Junge Kisen mit großen Augen an.
    »Ein Junge?«, fragte sie.
    »Mein Sohn.« Nylan erkannte, dass das braunhaarige Mädchen eigentlich nicht dick, sondern vielmehr schwanger war.
    »Er hat Eure Haare, nicht die der ... der Engelsfrau. Haben alle Engel silberne oder feuerrote Haare?« Sie rückte etwas hin und her, von ihrem Bauch behindert.
    »Nein. Manche haben auch schwarze oder braune oder blonde Haare. Auch unter den Engeln sind silberne und flammend rote Haare eher selten.« Während er ihr antwortete, begann Nylan unwillkürlich zu grübeln. In den ersten beiden Jahren war nur ein Engel mit silbernem oder feuerrotem Haar gestorben, einer von sechs. Von den anderen hatten nur vier überlebt. War es Glück? Oder gab es andere Eigenschaften, die gemeinsam mit der Haarfarbe ... Er schüttelte den Kopf. Alle Engel mit seltsamen Haaren konnten die Ordnungs- und Chaos-Felder fühlen und das half, wenn man überleben wollte.
    »Zuerst dachte ich, Ihr wärt auch eine Engelsfrau. So hart wie die anderen. Wie kommt es, dass Ihr keinen Bart habt?«
    »Bärte sind unangenehm. Und zu warm.«
    Kisen nickte. »Man sagt, Ihr habt es gern kalt. Ist das wahr?«
    »Das ist wahr.« Nylan beugte sich vor, um Weryl aufzuhalten.
    Eine Bö fegte ein paar Regentropfen unter das Dach der Veranda. Ayrlyn kam mit den Satteltaschen, ihrer Bettrolle und Weryls zweitem Beutel um die Ecke geeilt.
    »Ich habe die Sachen drinnen in die Ecke gestellt«, sagte Nylan.
    »Ihr seid beide mit zwei Klingen bewaffnet?«, fragte Kisen verwundert.
    »So kann man ein Schwert werfen und behält noch eines übrig«, erklärte Ayrlyn knapp, während sie ins Haus trat. Eines ihrer Kurzschwerter knallte gegen den Türrahmen.
    »Ihr werft damit?«
    »Ja.«
    »Habt Ihr schon jemanden getötet?«
    Nylan zuckte zusammen, nickte.
    »Viele?«, bohrte das Mädchen weiter.
    »Viel zu viele«, sagte Nylan.
    Eine neue Bö wehte noch mehr Regentropfen herbei und Nylan hob Weryl auf. »Es wird Zeit, nach drinnen zu gehen, Weryl.«
    In der Stube war Ayrlyn schon dabei, Brocken von Dörrfleisch zu zerteilen und in den Eisenkessel zu geben, der über dem Kochfeuer hing. »Das muss jetzt aber noch eine Weile kochen.«
    »Es wird sowieso noch etwas dauern, bis Jirt nach Hause kommt.« Hisek wandte sich an Kisen. »Kannst du Brötchen backen, Kisen?«
    »Ich kann's versuchen.« Kisen ging zum Tisch in der Ecke.
    Nylan setzte sich auf einen dreibeinigen Hocker neben ihre Siebensachen und pflanzte Weryl auf den Boden. Rohe Dielenbretter waren es, dicht aneinander gelegt und von Stiefeln und Füßen blank gescheuert. Weryl packte sofort Nylans Hosen und zog sich hoch, um auf wackligen kurzen Beinchen einen Augenblick zu schwanken, ehe er auf den Hintern plumpste. Nach ein paar Augenblicken tasteten die Finger wieder nach der Lederhose.
    »Er wird schneller laufen lernen, als dir lieb ist«, bemerkte Ayrlyn, während sie sich den zweiten Hocker nahm und sich neben Nylan setzte.
    »Sieht ganz so aus.«
    Nach einem weiteren und noch einem Versuch begann Weryl zu glucksen und lächelte.
    Nylan schnüffelte und schnappte sich den Jungen. »Gibt es hier einen Brunnen oder einen Bach?«, fragte er etwas lauter.
    »Hinter dem Stall ist ein Brunnen. Der Eimer steht daneben«, sagte Hisek.
    Nylan nahm ein sauberes Tuch aus Weryls Packen mit und schleppte den Jungen durch den leichten Regen zum Brunnen. Das Wasser war zwar etwas wärmer als das eiskalte Nass der Gebirgsbäche in den Westhörnern, aber Nylans Hände waren dennoch rot und rau, als er Weryl und die verschmutzte Windel gewaschen hatte und ins Haus zurückkehrte.
    Ein Neuankömmling stand in der Tür. Nylan musste abrupt stehen bleiben, um nicht mit dem gedrungenen Mann zusammenzuprallen.
    »Das ist mein Sohn, Jirt«, stellte Hisek ihn vor. »Jirt, das sind Engel. Reisende sind sie, außer dass die mit dem roten Haar manchmal auch als Händlerin kommt. Der mit dem silbernen Haar ist Schmied.«
    »Die Gäste meines Vaters sind auch mir willkommen.« Jirt starrte Nylan stirnrunzelnd an,

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