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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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draußen zu übernachten«, sagte sie.
    Wie um ihre Bemerkung zu bestätigen, platschten weitere Tropfen von der Decke, während draußen der Regen zu einem starken Rauschen anschwoll und immer neue Donnerschläge hallten.
    Nylan drehte sich zur Seite, vorsichtig, um Weryl nicht zu wecken und die heilende Schulter nicht zu belasten.
    Untermalt vom Plitschen der Regentropfen begann der ältere Mann auf der anderen Seite des Raumes zu schnarchen. Es klang wie eine Schrotsäge, die über Nylans Nerven raspelte.
    Er schloss die Augen ...
    ... und öffnete sie sofort wieder, als der nächste Tropfen auf dem Holzboden landete.
    Der Ingenieur wandte sich flüsternd an Ayrlyn. »Und da sagst du, es wäre hier besser als draußen.«
    Im Dunkeln lächelte sie, langte nach seiner Hand und drückte sie. »Es ist hier wirklich besser. Du hast es hier trocken.«
    Ja, er hatte es trocken. Und er war müde und die Wunden und Muskeln taten weh.
    Er holte tief Luft und versuchte, sich zu entspannen.
    Neben ihm regte Weryl sich unruhig. Ayrlyn drückte noch einmal seine Hand.

 
XXVIII
     
    N ylan sah die Straße hinunter, die kaum mehr war als ein paar parallel verlaufende Wagen- und Hufspuren. Der Himmel zeigte sich als Flickwerk aus Blaugrün und weißen und grauen Wolken, die rasch nach Westen zogen.
    Auf einem Feld links neben der Straße stand eine kleine Hütte, die von Gärten umgeben war. Eine Frau in zerlumpter Hose und verschlissenem grauem Hemd jätete mit einer Hacke mechanisch das Unkraut aus den Beeten. Sie blickte nicht einmal zur Straße.
    »Glaubst du immer noch, wir sollten nach Lornth gehen? Aber warum?« Nylan ließ die Schultern kreisen und genoss das Gefühl, Weryl nicht tragen zu müssen.
    »Nenne es eine Ahnung ...« Heute Morgen hatte sie den Tragesack umgebunden, in dem Weryl steckte. Der silberhaarige Junge war wach, aber still. Er beobachtete die Rinder mit den langen Hörnern, die hinter dem Weidezaun auf der Südseite der Straße grasten.
    Dafür musste Nylan jetzt das graue Packpferd am Seil führen. Er sah sich über die Schulter um, der Wallach folgte geduldig.
    Auch hier wuchsen Eisenholzbäume am Nordrand der Straße. Nylan fragte sich, über wie viele Meilen sich der Wald noch erstrecken mochte. Auf der Südseite stand kein einziger Baum. Weil die Bauern sie ausrotteten, solange sie noch klein waren? Nylan hätte es so gehalten. Die Bäume im Norden konnten sie nicht fällen, weil das Land den Herren von Lornth gehörte, wie Nylan sich inzwischen zusammengereimt hatte.
    »Kannst du wirklich keinen Grund dafür nennen, dass wir nach Lornth gehen sollen?«, fragte er noch einmal.
    »Nein, eigentlich nicht. Irgendetwas sagt mir, wir müssen da hin ... es könnte daran liegen, dass eine Frau unter den Regenten ist ... eine Ahnung, dass Lornth besser sein könnte als andere Länder.«
    »Das ist, als würdest du sagen, dass Ryba nachsichtiger ist als jemand anders.« Nylan lachte heiser. »Frauen sind nicht notwendigerweise freundlicher als Männer, nur weil sie Frauen sind. Du bist freundlicher, weil du du bist.«
    »Das mag sein.« Ayrlyn zuckte mit den Achseln. »Aber es ändert nichts daran, dass ich es für richtig halte, nach Lornth zu gehen.«
    »Hoffentlich behältst du Recht damit.« Nylan lächelte Weryl an.
    Der Junge winkte mit beiden Armen und stieß Ayrlyn den Ellenbogen in die Rippen.
    »Ooooh ... Junge, du hast ganz schön spitze Knochen.« Die Heilerin rieb sich die Rippen. »Wir müssen uns überlegen, wie wir für ihn eine Art Sitz bauen können, den wir hinter dem Sattel befestigen.«
    »Hinter dem Sattel?«
    »Das ist sicherer und wir hätten die Arme frei, um die Klinge oder den Bogen in die Hand zu nehmen, falls wir Räubern begegnen. Oder hast du schon vergessen, wie du neulich verprügelt worden bist?«
    »Nein, du hast Recht. Ich werde darüber nachdenken ... sobald wir einen Ort erreichen, an dem ich so etwas bauen kann.«
    Vor ihnen, wo die Straße eine sanfte Rechtskurve beschrieb, konnte Nylan eine weitere Hütte sehen, die der letzten ähnlich war, doch mit dem Unterschied, dass hier niemand den Garten pflegte.
    »Sagtest du nicht, du hattest einen Traum? Was für ein Traum war es?« Ayrlyn lenkte ihren Kastanienbraunen näher an Nylan heran.
    »Bäume ... alte Bäume, die sich gegen irgendetwas gewehrt haben. Ordnung und Chaos waren miteinander verflochten, aber das Seltsamste war, dass es irgendwie stimmig schien, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie Ordnung und

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