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Der Chinese

Der Chinese

Titel: Der Chinese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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war. »Kannst du sagen, mit wie vielen Schlägen er ermordet wurde?«
     
    Die Ärztin beugte sich vor und richtete eine Nachttischlampe auf den Körper. Es dauerte mehrere Minuten, bis sie antwortete. »Es sieht so aus, als hätte ihn nur ein Hieb getroffen. Der war direkt tödlich.«
     
    »Kannst du mehr sagen?«
     
    »Er kann nichts gemerkt haben. Der Hieb hat das Rückgrat durchtrennt.« »Hast du dir die anderen Toten schon ansehen können?« 
    »Ich habe mich hauptsächlich darauf konzentriert festzustellen, dass sie wirklich tot sind. Ich will auf meine Kollegen warten, bis ich mit Einzelheiten anfange.« 
    »Kannst du sagen, ob auch bei anderen Leichen der Tod durch einen einzigen Hieb herbeigeführt wurde?« Zunächst schien Valentina Miir ihre Frage nicht zu verstehen. Dann ging sie in ihrer Erinnerung durch, was sie gesehen hatte. »Wohl nicht«, sagte sie schließlich. »Wenn ich mich nicht irre, sind all die anderen mit mehreren Hieben getötet worden.«
     
    »Die vielleicht nicht unmittelbar tödlich waren?« 
    »Es ist zu früh, diese Frage zu beantworten. Aber möglicherweise hast du recht.« 
    »Dann danke ich dir.«
     
    Als die Gerichtsmedizinerin gegangen war, suchte Vivi Sundberg im Zimmer nach den Sachen des Jungen, um etwas zu finden, was ihr seinen Namen verraten konnte. Es gab nichts, nicht einmal eine Busfahrkarte. Sie ging nach unten und trat auf den Hof. Weil sie ungestört sein wollte, ging sie auf die Rückseite des Hauses, die dem eisbedeckten See zugewandt war. Sie versuchte sich klarzumachen, was ihre Entdeckung bedeutete. Der Junge war mit einem einzigen Hieb getötet worden, die anderen Toten waren einer planvolleren Gewalt ausgesetzt worden. Was konnte das heißen? Sie fand nur eine plausible Erklärung, die zugleich überaus erschreckend war. Die Person, die den Jungen getötet hatte, wollte ihn nicht quälen. Dagegen ließen die Wunden der anderen an eine ausgedehnte Folter denken.
     
    Sie blickte zu den im Dunst verschwindenden Bergen auf der anderen Seeseite hinüber. Er wollte sie quälen, dachte sie. Der Mann, der das Schwert oder das Messer in der Hand hielt, wollte, dass ihnen bewusst war, dass sie sterben sollten. Warum? Vivi Sundberg fand keine Antwort. Ein starkes Motorengeräusch ließ sie zur Vorderseite des Hauses zurückkehren. Ein Hubschrauber senkte sich über die bewaldeten Hügel herab und landete in einer Schneewolke auf freiem Feld. Tobias Ludwig sprang aus dem Hubschrauber, der sogleich wieder abhob und Kurs nach Süden nahm.
     
    Vivi Sundberg ging ihm entgegen. Tobias Ludwig trug Halbschuhe und stapfte durch den Schnee, der ihm über die Knöchel reichte. Aus der Distanz machte er auf Vivi den Eindruck eines verwirrten Insekts, das im Schnee feststeckte und mit den Flügeln schlug.
    Sie trafen sich auf der Straße. Ludwig klopfte sich den Schnee ab. »Ich versuche zu verstehen«, sagte er, »was du erzählt hast.«
    Die Richterin
     
    »Es liegen viele Tote in diesen Häusern. Ich wollte, dass du sie siehst. Sten Robertsson ist hier. Ich habe so viel Personal hergerufen, wie zur Verfügung stand. Aber jetzt musst du die Verantwortung dafür übernehmen, dass wir noch mehr Hilfe bekommen.«
     
    »Ich kann es immer noch nicht verstehen. Viele Tote? Nur Alte?«
     
    »Es gibt einen Jungen, der aus dem Rahmen fällt. Nur ein Kind. Aber es ist auch tot.«
     
    Zum vierten Mal an diesem Tag ging sie durch die Häuser. Tobias Ludwig an ihrer Seite stöhnte. Sie beendeten den Rundgang bei dem Zelt, in dem das Bein lag. Die Gerichtsmedizinerin war verschwunden.
     
    Tobias Ludwig schüttelte hilflos den Kopf. »Was ist hier eigentlich geschehen? Es muss ein Wahnsinniger gewesen sein, der das getan hat.«
     
    »Wir wissen nicht, ob es einer ist. Es können mehrere sein.« 
    »Wahnsinnige?«
     
    »Wenn wir das wussten.«
     
    Er sah sie forschend an. »Wissen wir überhaupt etwas?« »Eigentlich nicht.«
     
    »Das hier ist eine Nummer zu groß für uns. Wir brauchen Hilfe.«
     
    »Das ist deine Aufgabe. Außerdem habe ich den Journalisten gesagt, dass wir gegen sechs eine Pressekonferenz halten.« 
    »Was sagen wir?«
     
    »Das hängt davon ab, wie viele Angehörige wir bis dahin erreicht haben. Das ist auch deine Aufgabe.« »Nach Angehörigen zu suchen?« »Erik hat eine Namenliste. Du musst zunächst die Arbeit organisieren. Freies Personal hinzuziehen. Du bist der Chef.«
     
    Robertsson näherte sich auf der Straße.
     
    »Es ist entsetzlich und

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