Der Chinese
Kapitäns. Dieser stellte Branntwein und Gläser auf den Tisch und gab nicht nach, bis jeder von ihnen zwei Schnäpse getrunken hatte.
»Sie sind immer noch hier«, sagte er. »Wie halten Sie das aus?«
»Wir folgen unserem Ruf«, sagte Elgstrand.
»Wie geht es voran?«
»Womit?«
»Mit der Bekehrung. Bringen Sie die Chinesen dazu, an Gott zu glauben, oder verbrennen sie immer noch Weihrauch vor ihren Abgöttern?«
»Es dauert lange, einen Menschen zu bekehren.«
»Und wie lange dauert es, ein ganzes Volk zu bekehren?«
»So rechnen wir nicht. Wir können ein Leben lang bleiben. Nach uns kommen andere, die weitermachen.«
Der Kapitän betrachtete sie forschend. Elgstrand erinnerte sich, dass Dunn bei dem früheren Besuch viel Negatives über das chinesische Volk gesagt hatte.
»Zeit ist das eine«, sagte Dunn. »Sie zerrinnt uns zwischen den Fingern, wie sehr wir sie auch festzuhalten suchen. Aber wie ist es mit dem Abstand? Bevor wir Instrumente erfanden, mit denen wir unsere Reisen in Seemeilen berechnen konnten, hatten wir nur ein Maß, das nannten wir eine Kennung. Es reichte so weit, wie ein Seemann mit guten Augen sehen konnte, bis zu einer Landmarke oder einem anderen Schiff. Wie messen Sie Abstände, meine Herren Missionare? Wie messen Sie den Abstand zwischen Gott und den Menschen, die Sie bekehren wollen?«
»Geduld und Zeit sind auch Abstände.«
»Ich bewundere Sie«, sagte Dunn. »Gegen meinen Willen, aber es ist so. Der Glaube hat noch keinem Schiffskapitän geholfen, zwischen Untiefen und Riffen hindurch zu finden. Für uns gilt Kenntnis, sonst nichts. Sagen wir es so, wir segeln mit ungleichem Wind.«
»Ein schönes Bild«, sagte Lodin, der sich bisher schweigend und abwartend verhalten hatte.
Der Kapitän beugte sich zu einer Holzkiste hinunter, die neben seiner Koje stand. Er schloss sie auf und holte eine Menge Briefe, einige dickere Sendungen und schließlich einen Packen Geld und Wechsel heraus, die die Missionare bei den englischen Kaufleuten in Fuzhou einlösen konnten. Kapitän Dunn gab Elgstrand ein Papier, auf dem die Summe verzeichnet war. »Bitte zählen Sie nach und quittieren Sie für die Summe.«
»Ist das notwendig? Ich glaube nicht, dass ein Schiffskapitän Geld stiehlt, das bei armen Menschen eingesammelt wurde, um den Heiden zu einem besseren Leben zu verhelfen.« »Was Sie glauben, ist Ihre Sache. Für mich ist es nur wichtig, dass Sie mit eigenen Augen sehen, dass Sie die richtige Summe erhalten haben.«
Elgstrand blätterte die Banknoten und Wechselformulare durch. Als er sah, dass alles in Ordnung war, unterschrieb er eine Quittung, die Kapitän Dunn in der Kiste verschloss. »Sie opfern den Chinesen eine Menge Geld«, sagte er. »Sie müssen Ihnen wichtig sein.«
»Das sind sie auch.«
Es begann schon dunkel zu werden, als Elgstrand und Lodin schließlich wieder das Fallreep hinunterkletterten. Kapitän Dunn stand an der Reling und sah zu, wie sie in das Boot stiegen, das sie nach Hause rudern sollte.
»Leben Sie wohl«, rief er. »Wer weiß, ob wir noch einmal hier auf dem Fluss zusammentreffen.« Das Boot stieß ab. Die Mannschaft hob und senkte die Ruder in gleichmäßigen Schlägen.
Elgstrand sah Lodin an und brach in Lachen aus. »Kapitän Dunn ist ein sonderbarer Mann. Ich glaube, er hat eigentlich ein gutes Herz. Obwohl er den Eindruck macht, unverschämt zu sein.«
»Er wird mit seinen Ansichten wohl kaum allein sein«, antwortete Lodin.
Sie fuhren schweigend weiter. Sonst hielt sich das Ruderboot immer nahe am Ufer. Aber dieses Mal zogen es die Ruderer vor, mitten im Flussbett zu fahren. Lodin schlief, und Elgstrand fielen die Augen zu. Er wachte auf, als plötzlich mehrere Boote aus dem Dunkel kamen und sie mit ihrem Bug rammten. Es ging so schnell, dass Elgstrand keine Zeit hatte zu begreifen, was geschah. Ein Unglück, dachte er. Warum sind die Ruderer nicht wie sonst nahe am Ufer geblieben?
Dann verstand er, dass es kein Unglück war. Männer mit maskierten Gesichtern sprangen zu ihnen ins Boot. Lodin, der erwacht war und aufzustehen versuchte, bekam einen harten Schlag auf den Kopf und sackte zusammen. Die Ruderer versuchten nicht, Elgstrand zu verteidigen oder mit dem Boot zu entkommen.
Elgstrand begriff, dass der Überfall genau geplant war. »In Jesu Namen«, rief er. »Wir sind Missionare, wir tun euch nichts Böses.«
Plötzlich stand ein
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