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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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du es tun möchtest?« Sie begann mit den ersten Strichen zu einer Vorskizze mit Kohlestift auf ihrer aufgespannten Leinwand. »Ich arbeite nicht gern mit Leuten, die mir zwar Modell stehen, es aber eigentlich gar nicht wollen.«
    John deutete ein ironisches Lächeln an. »Ist schließlich Familientradition.«
    »Wir haben darüber gesprochen«, warf Cindy von der Couch her ein. »Ich habe ihm gesagt, er muß nicht denken, ich will ihn dazu zwingen.«
    »Außerdem bin ich damit der einzige in meiner Schule, der so gemalt wird«, sagte John. »Natürlich würde ich nicht im Traum daran denken, es zu tun, wenn Sie nicht eine echte und bekannte Künstlerin wären. Die Bilder, die Sie von meiner Mutter gemalt haben, gefallen mir gut. Und auch das Porträt von meinem Vater.«
    »Aber ich muß dich warnen«, sagte Amanda. »Ein Junge, der mir vor Jahren mal genauso Modell stand, hat später gesagt, daß er es sehr bereut hat. Es brachte ihn bei seinen Mitschülern in peinliche Verlegenheit, als das Bild dann in einer Galerie hing.«
    »Ich bin nicht verschämt«, stellte John knapp fest.
    Cindy und Amanda wechselten einen amüsierten Blick.
    Sie waren sich beide nicht sicher, warum. Aber deutlich hing sein Glied nicht schlaff herunter, sondern stand eine Spur vom Skrotum ab, in einer ersten Andeutung von Erektion.
    Mit vierzehn hatte er bereits die Muskulatur und das Organ eines erwachsenen Mannes. Seine Figur war kantig und nicht mehr kna-
    ben- und jünglings weich. Sein Vater war ein ziemlich behaarter Typ, und offensichtlich wuchs John ihm in dieser Hinsicht nach. Jetzt bereits hatte er dunkle Haare auch auf der Brust, nicht nur in den Achseln und als Schamhaare. Sein Selbstbewußtsein war ebenfalls schon ziemlich ausgeprägt.
    Cindy schätzte sich froh und glücklich, daß sie die Familie aus der Stadt heraus nach Greenwich gebracht hatte und die Kinder in Privatschulen erziehen ließ. Johns Schulfreunde waren alle wie er intelligent, selbstsicher und hatten gute Manieren. Für Anna galt genau das gleiche. Cindys einzige Sorge war, wie bald sie sich mit Drogen und Alkohol beschäftigen und »sexuell aktiv« würden. Amanda wollte John für sein Modellstehen gut bezahlen, und Cindy fragte sich, was er mit dem Geld wohl tun werde. Daß es ein eigenes Geld war, stand außer Diskussion. Weder ihr noch seinem Vater sollte er darüber Rechenschaft schuldig sein. Sie war sich nicht ganz sicher, ob nicht überhaupt das sein wahres Motiv gewesen war, dem Modellstehen zuzustimmen, und nicht seine angebliche Bewunderung für Amandas künstlerisches Talent.
    Jedenfalls war ausgemacht, daß dieses Bild, für das er hier Modell stand, ihr gehören sollte. Sie hatte es bereits im voraus gekauft. Doch er sollte für insgesamt fünf Bilder stehen. Die anderen vier waren zum Verkauf in der Galerie VKP bestimmt.
    6
    John und Buffy fuhren an einem eisigkalten Samstag im Februar mit dem Nachmittagszug nach New York. Er brachte sie zur Galerie.
    »John! O mein Gott!«
    Buffy kannte das erste Bild nicht, für das er Modell gestanden und das seine Mutter gekauft hatte. Es hing bei ihm zu Hause im Elternschlafzimmer. Er hatte keine Gelegenheit gehabt, sie noch einmal dorthin zu bringen wie schon einmal bei einer günstigen Gelegenheit.
    Eine zufällige Besucherin der Galerie erkannte John als das Modell der zwei Jünglingsakte, die im Hauptausstellungsraum im Obergeschoß hingen, und lächelte ihn an.
    John fragte Buffy: »Wie wäre es denn überhaupt mit dir? Amanda zahlt prima Modellgeld.«
    »Du hast Nerven. Meine Eltern würden vor Entsetzen zum Dach rausfliegen.«
    »Na ja«, sagte John achselzuckend, »die Galerie hier gehört meiner Mutter. Das macht natürlich einen Unterschied. Ich meine, unsere ganze Familie hat mit Kunst zu tun.«
    »Ich wollte, ich könnte meine Familie dazu bringen, eines davon zu kaufen«, sagte Buffy.
    »Um Gottes willen«, rief John, »lieber nicht.«
    1988 1
    Punkt zehn Uhr klopfte Loren Hardeman der Dritte mit einem Kugelschreiber auf den Konferenztisch und eröffnete die Jahressitzung 1988 der Aktionäre von XB Motors Incorporated. Anwesend waren außer ihm selbst Betsy, Roberta, Angelo und James Randolph, der Direktor der Hardeman-Foundation.
    »Es wird festgestellt«, erklärte Loren mit einem Hauch von grimmigem Sarkasmus in der Stimme, »daß Elizabeth Viscountess Neville per Vollmachten das Stimmrecht für ihre Mutter Alicia Hardeman und für    ihre    Tante    Anne, Prinzessin Aljechin,

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