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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sie jetzt erst angerufen, als sie sicher sein konnte, daß die Frau weg war - wer immer sie sein mochte. Sie fragte ihn danach. Angelo lachte. Die Rothaarige sei eine geniale Computerexpertin, sie könne Wesentliches zum Design des Elektroautos beitragen. Seitdem sprachen sie nun über das Geschäftliche: das neue Auto und die Firma.
    »Warum darum herumreden?« sagte Roberta. »Ich weiß nicht mehr, wem ich die größere Loyalität schulde, ihm oder dir. Das ist alles Schnee von gestern. Ich weiß es einfach nicht.«
    »Wo bist du denn jetzt gerade, nach Lorens Glauben?«
    »Genau hier, in Houston. Er glaubt, ich erkundige mich nach Möglichkeiten für unseren Ruhesitz.«
    »Ah? Und was ist mit Paris passiert?«
    »Die sprechen französisch ... Ich fürchte, diese Sprache wird er nie mehr lernen.«
    »Texanisch aber auch nicht«, sagte Angelo.
    Sie schüttelte den Kopf. »So schlecht, wie du ihn dauernd machst, ist er nun auch wieder nicht.« Sie nippte an ihrem Kaffee, den ihr Angelo von seinem Frühstückstablett eingeschenkt hatte, und fuhr überraschenderweise fort: »In mancher Beziehung ist er sogar noch schlimmer.«
    »Na ja«, räumte Angelo ein, »in mancher Beziehung bin ja auch ich eher der Erbe von Nummer eins als er. Ich werde nämlich nicht zulassen, daß er die Firma kaputtmacht.«
    »Wirst du nicht zulassen, eh? Und wie, bitte schön?«
    »Wer nicht fragt, kriegt keine Lügen zur Antwort«, sagte Angelo. »Und nachdem du, wie du selbst sagst, nicht mehr weißt, zu wem du loyal sein sollst oder mußt, sprechen wir lieber nicht weiter davon.«
    Doch Roberta lehnte kopfschüttelnd ab. »Nein, nein, nein, so nicht. Ich habe schon mal eine Firma gerettet, und wen kratzt das? Mein erster Mann ist gestorben und ...«
    »Es gibt sehr wohl Leute, die es kratzt«, schnitt ihr Angelo das Wort ab. »Da gibt es Familien in Detroit, die schon seit fünfzig Jahren bei Bethlehem-Motors und seitdem bei XB Motors arbeiten. Und es gibt im ganzen Land Leute, die ebensolange Sundancer und seitdem Stallions fahren und nie ein anderes Auto haben wollten.«
    Roberta griff nach seiner Hand. »Gehen wir denn nicht ins Bett?« fragte sie.
    Er lächelte sarkastisch. »Also weißt du doch, wo deine Loyalitäten liegen?«
    Ernst sagte sie: »Mach dich nicht über mich lustig, Angelo.« Sie beugte sich zu ihm vor und küßte ihn auf den Hals, gleich unter dem Ohr. »Betsy und ich tragen an der gleichen Tragödie. Sie konnte dich nicht heiraten und ich auch nicht.«
    »Ich wußte gar nicht, daß auch du daran dachtest.«
    »Habe ich auch nicht. Ich meinte damit nicht, daß ich dich persönlich nicht bekommen konnte. Sondern keinen wie dich. Ich habe schon den zweiten Ehemann unter dem Pantoffel. Aber das mußte ich, sie dominieren, alle beide. Wenn nicht ...«
    »Erzähl mir nicht zuviel«, unterbrach er sie.
    Sie stellte ihre Kaffeetasse beiseite. »Eigentlich möchte ich lieber einen kräftigen Scotch.« Sie runzelte die Stirn. »Das sagt ja auch einiges über mich, nicht? Scotch schon am Vormittag.«
    »Wie wäre es statt dessen mit einem Martini? Eiskalt? Ein sauberer Geschmack, der nicht hängenbleibt. Ich trinke einen mit.«
    Sie nickte, und er ging zu der kleinen Bar. »Soll ich mich ausziehen?« fragte sie.
    »Ohne das geht es schlecht.«
    »Für das, was ich als erstes tun möchte«, widersprach Roberta, »brauchen wir keinen Faden abzulegen. Bring es her. Wollen mal sehen, was passiert, wenn eine Frau eiskalte Martini-Lippen hat.«
    6
    Die Viscountess Neville wußte Mittel und Wege, zu bekommen, was sie haben wollte. Sie wollte, daß ihr erstes Kind, Loren van Ludwig - mittlerweile allgemein als Van bekannt - in Harvard studierte. Genau das hatte sie erreicht. Im Herbst 1989 sollte sein erstes Semester dort beginnen.
    Sie rief Cindy an und bat sie um einen Gefallen: Konnte Van vielleicht schon im Juni nach Amerika kommen und bei den Perinos wohnen, bis er nach Cambridge zog? Er war noch nie in Amerika gewesen und es war wichtig für ihn, daß er sich akklimatisierte, bevor er in Harvard Yard einzog.
    Cindy machte einen Gegenvorschlag. Betsy sollte Van selbst herbringen, nicht nur schicken, und bei dieser Gelegenheit auch John mitbringen, der dann seine Halbgeschwister kennenlernen konnte.
    So verblieben sie dann. Sie wollten am 3. Juni ankommen, Betsy mit Van, siebzehn, und John, sechs. Drei Gäste wären allerdings zuviel für das Haus, also sollten Betsy und John bei Alicia wohnen und nur Van Unterkunft im Hause Perino

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