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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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finden, den ganzen Sommer über, und sich in dieser Zeit hoffentlich genügend amerikanisieren, um im Herbst in Cambridge nicht allzu fremd zu wirken.
    7
    Len Bragg hatte seinen besten Anzug an, den dunkelblauen mit Nadelstreifen, dazu ein weißes Hemd mit Knopfkragen und eine dunkelblaue, winzig weiß gepunktete Krawatte. Es war ein warmer Frühlingsabend, und ein Mantel oder Regenmantel waren nicht nötig. Trish Warner trug ein burgunderfarbenes Leinenkostüm.
    Sie fuhr. Sie kannte die Gegend. Außerdem war Len ein wenig nervös und wollte kein Risiko eingehen, wenn er irgendwie falsch fuhr und sie dadurch die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich ziehen würden.
    Sie hatten sich in der Westchester County in einem Courtyard Inn als Mr. und Mrs. David Englehart aus Boston eingemietet. Barzahlung hätte zur Folge gehabt, daß der Portier sich an sie erinnerte, also hatte Len sich lieber eine Kreditkarte auf diesen Namen besorgt. Sie sollte ausdrücklich nur dieses eine Mal und dann nie wieder benützt werden. Trish hatte mit der Kreditkarte ihrer Agentur in Detroit einen Chevrolet gemietet, aber am La-Guardia-Flughafen in New York, wo jeden Tag Tausende Autos gemietet wurden.
    Das Gewehr hatte Len schon vor einem Jahr in Indiana gekauft, gegen Barzahlung, eine Remington-Durchladewaffe mit Zielfernrohr. Damit konnte er zuverlässig auf hundert Schritt Entfernung treffen, näher mußte er nicht heran. Mehr noch, er konnte binnen zehn oder zwölf Sekunden zwei- oder dreimal schießen. Nach dem ersten Treffer war das Opfer sowieso ein leichteres Ziel, als wenn es noch stand und sich bewegte. Alles aus hundert Schritt Entfernung. Keine Notwendigkeit, näher heranzugehen.
    Trish hatte das ganze Areal gut erkundet. In diesem Teil von Greenwich, Connecticut, bauten sich die Leute gern Mauern um ihre Häuser. Das bedeutete, es war unwahrscheinlich, daß Perinos Nachbarn ihren am Straßenrand geparkten Wagen sahen.
    Der Plan war ganz einfach. Am Parkplatz des Westchester Airport konnten sie den XB-Geschäftsjet bei der Landung ausmachen. Er hatte das Firmenlogo am Leitwerk. Dann konnten sie Perino abpassen, bis er aus dem Abfertigungsgebäude - Flügel für Privatflugzeuge - kam und zu seinem Wagen ging. Gleich dort zu schießen, hatte Trish anfangs vorgeschlagen. Doch dort waren zu viele Leute in der Nähe. Und Polizei obendrein, wie sie beim Einparken entdeckt hatten. Nein, es war besser, zu schießen, wenn er zu Hause aus dem Auto stieg.
    Trish hatte beobachtet, daß Cindy Perino ihren Porsche immer in der Garage parkte. Die Tochter fuhr einen Stallion , der normalerweise ebenfalls in der Garage stand. Perino aber parkte seinen Wagen stets in der Einfahrt.
    Trish mußte also nur vor Perino auf der Straße sein, also aus dem Parkplatz fahren, noch ehe er dort eingestiegen war, und weit genug vor ihm bleiben, daß er sie nicht ein- und überholte. Andererseits war es besser, nicht zu früh vor seinem Haus vorzufahren. Wenn sie dort am Straßenrand länger als ein paar Minuten standen, wuchs die Wahrscheinlichkeit an, daß sie auffielen; zumal in Greenwich die Polizei besonders stark präsent war und ständig durch die Straßen patrouillierte.
    Es war Donnerstag abend. Wenn Perino seinem üblichen Zeitplan folgte, mußte er unmittelbar nach Sonnenuntergang in Westchester ankommen. Falls nicht, mußten sie ihn morgen abpassen. Er war die meisten Wochenenden zu Hause.
    Sie hatten tatsächlich kein Glück. Der XB-Jet landete nicht. Sie warteten noch bis zehn Uhr.
    Len Bragg und Trish Warner waren kein Liebespaar. Sie nützten einfach nur die Gelegenheit, wenn sie in einem gemeinsamen Zimmer übernachteten. Viel Gefühl und Anteilnahme war dabei weder bei ihm noch bei ihr im Spiel. Jeder x-beliebige andere Partner hätte es ihnen beiden in solcher Situation auch getan.
    Am Morgen fuhren sie wieder zum Westchester Airport, um nachzusehen, ob der XB-Jet etwa noch spät nachts angekommen sei und jetzt also an der Rampe stand. Er stand nicht dort.
    Sie hüteten sich den ganzen Freitag, tagsüber an Perinos Haus vorüberzufahren. Die Straße, die dorthin führte, war eine Nebenstraße in ein reines Wohnviertel, und da wäre ein Wagen mit einem New Yorker Kennzeichen sofort aufgefallen, wenn er zu oft vorbeikäme.
    Dafür blieben sie in ihrem Motelzimmer und sahen fern, um die Nervosität zu überbrücken. Bragg ging alle fünf Minuten zum Fenster, um nach dem Wagen draußen zu sehen. Er war besessen von der Angst, jemand könnte das im

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