Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Tubenligation mitzuteilen. Daraufhin beschloß sie, ihm lieber nicht zu sagen, daß das, was er hatte machen lassen, ganz unnötig war - jedenfalls für sie beide.
    2
    Trish Warner vermied es, sich in Greenwich selbst in ein Hotel oder Motel einzumieten. Sie hatte statt dessen am La-Guardia-Flughafen einen Wagen gemietet und war damit bis zu Stouffer’s Inn am Cross-Westchester Expressway gefahren. Sie war mit Len Bragg übereingekommen, es sei besser, wenn sie Greenwich allein erkunde. Sie konnte ihr Aussehen bis zu einem gewissen Grad verändern, er nicht.
    Sie hatte sich mit dem elektrischen Rasierapparat das Haar vom Kopf geschoren. Damit saß ihre gutaussehende dunkle Perücke sehr viel besser und war weniger als künstliches Haarteil zu erkennen. Da Perino natürlich nie gesehen hatte, was sein bestellter Schläger mit ihrem Gesicht angerichtet hatte, war ihre Tarnung perfekt.
    Ihr Mietwagen war ein unauffälliger Ford. Aber zu ihrer Nikonkamera hatte sie ein kompaktes Spiegelreflex-Teleobjektiv. Ihre Filme schickte sie mit der Post von einem Postamt in Rye, New York, an Len Bragg in Detroit.
    Innerhalb von vier Tagen hatte sie das Haus der Perinos aus allen möglichen Blickwinkeln fotografiert und auch alle Leute, die dort ein und aus gingen. Ehefrau und Kinder waren identifiziert, und die ganze Lage des Hauses und seine Umgebung waren ihr nun bestens vertraut.
    Der Job konnte mit einem Gewehr verrichtet werden. Sobald Hardeman nur das Zeichen gab.
    3
    Herbert Froelich war siebenundsechzig Jahre alt. Seine Haare und sein buschiger Schnurrbart waren völlig weiß. Seine Gesichtshaut hatte viele Falten, war schlaff und hing. Er trug eine kleine, runde Hornbrille und gab sich in der Haltung eines Mannes, der weiß, daß er aufrecht und ehrlich sei, sich aber ständig aller möglichen Verleumdungen und Angriffe erwehren müsse.
    »Ich habe«, sagte er in ernstem, salbungsvollem Ton, »schon viel mit den Erben von Männern zu tun gehabt, die große Imperien aufbauten. Für diese waren das große Herausforderungen, Aufgaben, die ihre ganze Kraft erforderten, der sie ihre ganze Existenz so widmeten und unterordneten, daß nichts anderes in ihrem Leben mehr zählte. Aber für die Erben ... Die Aufgabe, zu erhalten, was die Vorfahren aufbauten, ist keine so riesige Arbeit, daß sie sich gezwungen sehen müßten, ebenfalls ihr ganzes Leben rückhaltlos und ausschließlich darauf auszurichten. Sie sind dessen auch in aller Regel gar nicht willens. Sondern sie fühlen sich berechtigt- und sind es -, Ansprüche an Sicherheit und Komfort zu stellen.«
    Er saß zusammen mit Loren und Roberta beim Dinner im Hause Hardeman in Detroit. Loren war noch einmal zur Hausbar gegangen und hatte sich einen weiteren Scotch eingeschenkt, nachdem Roberta ihm keinen nachgegossen hatte. Er war aufgebracht darüber.
    »Mein Mann«, sagte Roberta zu Froelich, »erbte eine Firma, die bereits in großen Schwierigkeiten steckte. Der Sundancer verlor laufend Marktanteile. Der erste Mr. Hardeman hatte in seinen späten Jahren ein wenig den Bezug zur Realität verloren.«
    Froelich nickte und prostete Loren mit seinem Weinglas zu.
    »Aber Mr. Hardeman hatte den Wagemut, Angelo Perino zu holen und eine Partnerschaft mit Shizoka einzugehen, um den XB Stallion zu bauen, was die Firma vor dem Abgrund rettete.«
    »Ganz genau«, murmelte Loren.
    Froelich nickte wieder und hob sein Glas etwas höher. Sein grauer dreiteiliger Anzug beulte sich über einer Packung Zigaretten in der Westentasche aus. »Meine Geschäftspartner und ich haben eine penible Analyse Ihrer Firma erstellt«, sagte er. »Nachdem die Aktien nur privat gehandelt werden, ist eine Wertabklärung schwierig. Zu einem bestimmten Zeitpunkt waren wir bereit, achthundert -fünfzig Dollar pro Aktie zu bezahlen. In diesem Sinne haben wir damals auch Kontakt mit Ihnen aufgenommen. Ich muß Ihnen aber nicht ausdrücklich sagen, das wissen Sie ja selbst, daß infolge des Marktzusammenbruchs von ‘87 sich alle Aktienwerte drastisch verändert haben. Derzeit denke ich also lediglich in einer Größenordnung von etwa sechshundert für Ihre Aktien. Äußerstenfalls könnte ich meine Partner vielleicht bis auf sechshundertfünfzig überreden.«
    »Das ist aber ein ziemlicher Abschlag, Mr. Froelich«, sagte Roberta nachdenklich.
    Froelich nickte. »Tja, so ist das nun mal, Mrs. Hardeman«, erklärte er. »Geld ist derzeit teuer. Ich bezweifle sehr, daß Sie einen anderen Käufer finden könnten, der

Weitere Kostenlose Bücher