Der Clan
sie den ganzen Nachmittag und Abend angehabt hatte. Es brauchte Stunden, bis sie wieder weg waren. Mit Strumpfgürteln hatte man dieses Theater nicht. Sie schwor sich, nie mehr Strumpfhosen anzuziehen. Sie trug auch BHs längst nur noch, wenn es unvermeidlich war, und wenn, dann nur noch weiche und nicht zu enge, die keine Druckstellen hinterließen.
»Vielleicht haben wir ja sogar in gewisser Weise Glück«, sagte sie. »Unsere Kinder scheinen richtig monogam zu sein. In diesem AIDS-Zeitalter muß man das sehr bedenken.«
»Sie machen doch auch diesen Drogenmist nicht mit, hoffe ich?« fragte Angelo.
»Na ja, Anna trinkt schon mal ein Bier hin und wieder. Das hat sie mir gestanden. Ich kann mir denken, daß John einen Schritt weiter geht. Aber irgendwelche Probleme hat es bisher nicht gegeben.«
Angelo lag auf dem Bett und wartete auf sie. Er schüttelte den Kopf. »Ich habe in meiner Jugend ja auch allerlei angestellt«, sagte er, »aber niemals bin ich auch nur an einen Schnupfer Koks rangegangen. Gut, ein bißchen Gras mal, aber das war schon alles.«
»Bei mir genauso«, gestand Cindy. »Zu der Zeit damals, als ich an den Boxen der Rennstrecken herumhing, habe ich schon öfter mal Marihuana mitgepafft. In dem Milieu war dem praktisch gar nicht auszuweichen. Aber damit war bei mir dann Schluß. Härteres Zeug habe ich nie versucht.«
»Soll ich dir mal was sagen? Wir sind ganz schön alte Knacker, wir beide. Denk doch mal, in ein paar Jahren bin ich sechzig!«
Cindy sah ihn an und lächelte vielsagend. Er lag auf dem Rücken, und »sein bester Freund« ragte unübersehbar in die Höhe. »Ach was«, sagte sie, »du bist noch immer jung genug und ein gutaussehender Bursche, o du mein Gatte, mein.« Sie kam näher. »Tust du mir einen Gefallen?«
»Was denn?«
»Laß dich von Amanda malen. Dann hängen wir John woanders hin und dich neben mich.«
»Womöglich so wie jetzt?« fragte er grinsend und gab sich dann mit übertriebenem Seufzen geschlagen. »Na schön, wenn ich mal Zeit finde.«
3
»Ganze siebenunddreißig beschissene Millionen?« rief Roberta schrill. »Hast du sie nicht mehr alle? Was, zum Teufel, ist aus den zweihundertelf Millionen geworden?«
»Darüber haben wir doch nun schon oft genug geredet«, sagte Loren ungehalten. »Neunzehn Millionen Schuldverschreibungen kommen doch noch hinzu. Macht schon sechsundfünfzig. Und das Paket, das Froelich & Green übernehmen, ist vierhundertfünfundzwanzig pro Aktie wert. Wenn ich meine Garantie darauf einlöse, bekomme ich noch einmal hundertsechs Millionen dazu.«
»Wer’s glaubt, wird selig, Mann!« schimpfte Roberta. »Das glaubst du doch selber nicht, oder?«
»Wenn es am Ende unter dem Strich ohne Kapitalgewinnsteuer nur siebenunddreißig Millionen sind, bin ich doch immer noch ein reicher Mann! Ein Multimillionär, der sich geruhsam und sorglos mit seiner geliebten Frau an einem schönen Platz zur Ruhe setzen kann, wo wir aufs Meer hinausschauen.«
»Dein Meer kannst du dir in den Arsch stecken, damit du es weißt! Was für eines denn überhaupt? Wieso Meer? Wollten wir denn nicht in Paris leben?«
Roberta war betrunken. Er hatte sie schon in diesem Zustand vorgefunden, als er nach Hause gekommen war. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte sie Blue Jeans an, die sie sonst so gut wie niemals trug, und dazu nur einen einfachen weißen BH. Sie war nicht nur einfach betrunken. Sie war schlicht und ergreifend voll wie eine Haubitze. Er hatte selbst bereits auf dem Heimweg des Guten zuviel getan mit seinen Scotches, einem nach dem anderen, aber Robert war tatsächlich völlig weggetreten, dazu weiner-
lich und ordinär obendrein, und sie taumelte nur noch unsicher herum.
Keine Chance, vernünftig mit ihr zu reden. Nicht in diesem Zustand.
Sowieso konnte nichts mehr, was sie auch vorbringen mochte, noch das geringste an den Dingen ändern. An diesem Nachmittag hatte er die Papiere unterzeichnet, mit denen er seine 250 000 Aktien von XB Motors an Froelich & Green abtrat. Deren Scheck über sie-benunddreißigeinhalb Millionen Dollar war bereits auf der Bank -fällig allerdings erst am 1. März. Auch die Schuldverschreibungen und Aktiengarantien waren bei der Bank deponiert, ebenfalls mit Abruffristen.
Außerdem waren die Treuhänder der Hardeman-Stiftung telefonisch abgefragt worden. Er hatte sich von ihnen mit Mehrheit die Verkaufsermächtigung für die Aktien der Stiftung erteilen lassen, die dafür zweiundfünfzigeinhalb Millionen
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