Der Clan
sind, nicht schon vorher.«
Betsy seufzte vernehmlich. »Mach dem Kerl den Garaus, Angelo, verdammt.«
»Bildlich, meinst du natürlich nur«, sagte Angelo, »nicht wahr?«
Dies war der Artikel im Wall Street Journal dieses Tages, der die ganze Aufregung verursachte:
Playboy als Chef von XB Motors?
Revisoren deuten Unkorrektheiten an und sorglosen Umgang mit Stiftungsvermögen
Exklusivbericht des »Wall Street Journal« von Wilma Worth
Von Bennet & Pringle, einer Revisorenfirma in Detroit, die auch für XB Motors Inc. tätig ist, gibt es Andeutungen und Hinweise, wonach Generaldirektor Angelo Perino schwerwiegende sach-fremde Verwendung von Firmengeldern vorzuwerfen sei, indem er Finanzmittel der Firma, auch für seine persönlichen Geschäftsinteressen eingesetzt habe. Jedenfalls läßt sich dies Bemerkungen Mason Pringles, eines der Seniorpartner seiner Firma, in einem Gespräch mit dem »Wall Street Journal« vom Donnerstag entnehmen. Als Mr. Perino in den Vorstand und dann zum geschäftsführenden Generaldirektor gewählt wurde, war an sich klar, daß der einstige Rennfahrer erhebliche Geschäftsinteressen auch außerhalb von XB Motors hatte, darunter vor allem in seiner eigenen Beratungsfirma und in der Firma CIND Y Incorporated, die die exklusive Lizenz für die USA zur Produktion eines Epoxidharzkunststoffs besitzt — des Materials, das Mr. Perino auch beim Bau des erfolglos gebliebenen XB Super Stallion verwendete und nun für das Projekt des Elektroautospropagiert, das zu bauen er XB aufgenötigt bat.
Mr. Pringle ließ durchblicken, daß er einen Interessenkonflikt gegeben sähe, falls bei XB das Material der Firma CINDY Inc. für den neuen Wagen verwendet werde, weil dies die im Geschäftsleben übliche Pflicht eines Managers von Treu und Glauben gegen seine Firma und deren Aktionäre verletzen würde.
Die Revisoren vertreten auch die Meinung, es sei unzulässig, daß Perino den XB-Firmenjet für Flüge zwischen Detroit und dem Westehester Airport verwendet, weil viele dieser Flüge seinen Geschäftsinteressen außerhalb XB Motors dienen. In einer tpyischen Woche, stellen sie fest, kommt Mr. Perino am Montag abend oder auch erst am Dienstag morgen in Detroit an und fliegt bereits am Donnerstag abend oder spätestens Freitag vormittag wieder zurück. Er widme, heißt es, selten mehr als drei Tage pro Woche der Arbeit für die Firma, dafür aber mindestens ebensoviel Zeit seinen anderen und persönlichen Interessen.
Der Artikel schloß mit dem Hinweis, der Firmenvorstand überlege, bei seiner nächsten Sitzung Angelo Perino seines Amtes zu entheben.
4
Seit fast zwanzig Jahren war Angelo mindestens zweimal jährlich Gastredner auf den Treffen der Vereinigung der Bankiers, Anlageberater und Firmenmanager. Deren wöchentliche Essen stellten eine Informationsbörse für zahlreiche Wirtschaftsbereiche dar. Die Automobilindustrie war dabei mindestens zehnmal pro Jahr Thema der Gespräche. Angelo stand in dem etablierten Ruf, stets einen objektiven Gesamtüberblick zu geben.
Sein nächster vorgesehener Auftritt nach dem Erscheinen des diffamierenden Artikels stand schon zehn Tage danach an. Allein dies hatte ungewöhnlich viele Teilnehmer zur Folge. An sich waren keine Tonbandaufzeichnungen üblich oder zulässig, dieses Mal aber stimmte er selbst zu, daß sein Referat aufgenommen wurde, ebenso war er mit der Anwesenheit eines Fernsehteams von CNBC einverstanden, das live übertrug.
Der Clubvorsitzende klopfte an sein Glas, um das Treffen zu eröffnen, und hatte sofort die allgemeine gespannte Aufmerksamkeit. Schließlich waren alle nur gekommen, um Angelo Perinos Antwort zu hören.
Angelo, im dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd und einer kastanienbraun und weiß gestreiften Krawatte, gab eine imposante Figur ab, wie er selbstsicher und hochaufgerichtet ans Rednerpult trat und sich das Mikrophon zurechtrückte.
»Natürlich«, begann er, »bin ich auch dieses Mal in erster Linie hier, um Ihnen einen Gesamtzustandsbericht über die Automobilindustrie zu geben. Aber sie sehen es mir vielleicht nach, wenn ich zunächst doch ein paar Minuten darauf verwende, mich mit einem Artikel im Journal zu befassen, in dem ich vor einigen Tagen als Playboymanager apostrophiert und aller möglichen geschäftlichen Missetaten bezichtigt wurde.«
Er blickte in die erwartungsvolle Runde. »Lassen Sie mich zunächst sagen, daß ich mich freue, auch die Anwesenheit von Ms. Wilma Worth feststellen zu dürfen, die ich
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