Der Clan
haben.«
»Genauso hat es doch Nummer eins auch gemacht. Und mehr als nur einmal.«
Aber Betsy sagte: »Ich möchte nicht unbedingt finanziell von meinem Ehemann abhängig werden, weißt du.«
Angelo lächelte, als er ihr das Glas reichte. »Ist das bereits das Schlimmste, was du dir vorstellen kannst?«
»Tatsache ist«, sagte Betsy ernst, »daß mein Vater dir noch immer den Hals umdrehen will. Er war stinksauer, als du die alten Firmenrevisoren rausgeschmissen hast. Ich habe mich sowieso gewundert, daß er dieses Thema bei der Sitzung nicht zur Sprache brachte.«
»Es war lange überfällig«, erklärte Angelo. »Die Firma braucht seriöse und unabhängige Revisoren. Ich kann dir auch schon sagen: Der Staat Michigan verlangt eine unabhängige Buchprüfung der Hardeman-Stiftung.«
»Zu welchem Zweck denn?«
»Eine Stiftung muß nach dem Gesetz eine unabhängige Körperschaft sein. Das war die Hardeman-Foundation aber nie, so wie Nummer eins sie konstruiert hat. Das ging einmal ja sogar schon nach hinten los, damals 1972, als dein Vater ihm eben damit die Firma aus der Hand nahm. Nummer eins hatte einen großen Anteil der Firmenaktien der Stiftung überschrieben, unter Einschluß der damit verbundenen Steuererleichterungen übrigens, bei Gemeinnützigkeit. Er hat aber trotzdem damit abgestimmt, wie es ihm jeweils in den Kram paßte, nämlich über Treuhänder, die nur seine Marionetten waren.«
»Mein Vater macht es doch genauso«, sagte Betsy.
Angelo nickte. »Ja, eben. Um damit die Mehrheitskontrolle zu behalten. Er hat sich zwar nicht gegen meine Wahl zum Generaldirektor gestemmt und auch nicht gegen Tom Mason als Vorstandsmitglied. Aber beides kann er mit der Stiftungsstimme nach wie vor rückgängig machen, nach Belieben, wenn es ihm paßt.«
»Beispielsweise bei der nächsten Vorstandssitzung.«
»Richtig.«
»Doch das wird er schön bleibenlassen, Angelo. Bis dahin steckt XB Motors schon so tief in deinem Zero-Zero-Zero-Projekt, daß es den sofortigen Bankrott bedeuten würde, wollten wir noch aussteigen. Und ohne dich kann XB den Wagen nicht bauen.«
»Das würde ich auch ganz gerne glauben«, sagte Angelo. »Aber letzten Endes ist bekanntlich niemand unersetzlich. Ich habe schon ein paar sehr clevere junge Leute an dem Tripel-Zero sitzen. Sollte ich irgendwann mit dem Lear-Jet vom Himmel runterfallen und tot sein, können sie weitermachen.«
»Ja, nur, daß sie sich nicht gegen die Opposition wehren und durchsetzen könnten.«
Angelo nickte stirnrunzelnd. »Das allerdings, ja. Zum Beispiel gegen Peter Beacon. Dessen emotionale Aversion gegen mich steht der deines Vaters allmählich kaum noch nach.«
Betsy küßte ihn zärtlich. »Paß du nur gut auf dich auf, mein Lieber. Das Glück vieler Leute hängt von dir ab.«
3
Roberta holte Van am Detroit Metro Airport ab. Er hatte sie noch nie gesehen. Sie erschien ihrerseits mit der festen Absicht, ihm nicht als Großmutter, genauer gesagt Stiefgroßmutter, zu begegnen. Obwohl sie keineswegs vom Tennisplatz kam, war sie deshalb bewußt in Tenniskleidung gekommen, ganz in Weiß, im kurzen Röckchen, unter dem ihre sonnengebräunten Beine unbekümmerte und sportliche Jugendlichkeit suggerierten. Ihre Absicht war, ihn zu verblüffen, und das gelang ihr auch voll.
Sie war in einem Stallion S vorgefahren - einem der letzten, die es auf den Straßen von Detroit noch zu sehen gab.
»Ich bin froh, daß wir ein bißchen Zeit für uns haben«, sagte sie zu ihm, »bevor du Loren siehst.« Sie vermied das Wort Großvater ausdrücklich. »Ich kann dir vielleicht den einen oder anderen guten Rat geben.«
»Ach, habe ich welchen nötig?« fragte Van zurück. Er war hier, weil er praktisch herzitiert worden war, und hatte nicht vor, übermäßig zurückhaltend zu sein.
Roberta nahm den Blick kurz von der Straße und musterte ihn einen Moment lang, ehe sie achselzuckend meinte: »Na, vielleicht auch nicht. Ich bringe trotzdem ein paar Bemerkungen an. Sieh mal,
Van, du bist ein Hardeman, ob es dir besonders paßt oder nicht. Ich nicht. Ich bin bloß angeheiratet. Deshalb kann ich einiges offen aussprechen. Nämlich, daß diese ganze Familie so seltsam ist wie kaum etwas anderes auf der Welt. Deinen Ururgroßvater, den man Nummer eins zu nennen pflegte, hast du nicht mehr kennengelernt. In den paar Jahren, in denen ich ihn noch kannte, erinnerte er mich immer an diesen Tiberius, wie ihn Bob Guccione in dem Film Caligula spielte.«
»Habe ich nicht
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