Der Clan
lange Sicht auch ihre Kunden, weil sie ihre Autos aus Detroit voller Mängel ausliefert und außerdem nicht bereit ist, einen anständigen Service zu leisten.
Chrysler wollte nun wissen, wie die Japaner ihre Qualität schafften. Natürlich gab es bereits Berichte in Mengen, von denen die meisten das Schwergewicht auf das Arbeitsethos und den Fleiß der Japaner legten - was in Amerika niemals erreichbar war, schon weil die Gewerkschaften es nicht zulassen würden. Bei Chrysler setzte man also nun Angelo Perino an, der sich in Japan etwas eingehender umsehen sollte.
Als er endlich in seinem Hotel war, besserte sich seine schlechte Laune schlagartig. Der Service dort war prompt, zuverlässig und dienstbereit. Man führte ihn in seine luxuriöse Suite im achtzehnten Stock mit einem atemraubenden Blick über die Stadt und die Bucht von Tokio. In der Suite gab es sogar eine eigene kleine Küche, wo er auch einige Flaschen Johnny Walker Black und Beefeater Gin, Vermouth und Bier vorfand. Und daneben lag eine Karte:
DER GASTWIRT SICH SCHÄTZEN GLÜCKLICH,
IHNEN ZU SAGEN; DASS, WENN ZUSÄTZLICHE FLASCHEN BRAUCHEN, JEDERZEIT BEREIT.
BITTE ZIMMERMÄDCHEN ZU ERTÖNEN.
In jedem Raum standen Vasen voll mit Chrysanthemen, selbst in der kleinen Küche.
In der Mitte des Bads befand sich eine abgesenkte Marmorwanne, fast so groß wie ein kleiner Swimmingpool. Das war genau das, was er wollte. Er liebte Whirlpool-Jacuzzis, und dieses Bad hatte kräftige Düsenstrahlen.
Er genehmigte sich einen ersten Drink und nahm einen zweiten mit ins Bad. Die Düsenstrahlen waren genauso, wie er es erwartet hatte. Er legte sich zurück und ließ sich besprühen, genoß das blubbernde Wasser und spürte, wie sich die Verspannungen im ganzen Körper lösten.
Als er sich gute zehn Minuten so entspannt, das Wasser genossen hatte und etwas eingenickt war, öffnete sich die Tür, und ein lächelndes kleines Zimmermädchen kam herein. Sie brachte Handtücher und neue Seife, murmelte nickend etwas Unverständliches, es mochte eine Routine-Entschuldigung sein, während sie sich quer über die Wanne beugte, um die Seife abzulegen. Sie war sehr exquisit, kaum älter als vielleicht sechzehn oder siebzehn. Während sie die Handtücher penibel auf die Stangen hängte, widmete sie der Stelle zwischen seinen Beinen einen raschen und offenbar anerkennenden Blick. Sie lächelte breit, verbeugte sich und ging rückwärts wieder hinaus.
Angelo griff kopfschüttelnd nach seinem Scotch-Glas, das inzwischen angelaufen war und schon tropfte. Er war durchaus über den korrekten Umgang mit japanischen Geschäftsleuten informiert worden und meinte deshalb, es wäre sicher eine Spur zu unhöflich, schon am Tag seiner Ankunft irgend jemanden anzurufen. Er beschloß, am frühen Abend noch einen Spaziergang über die Ginza zu machen und nach der Rückkehr im Hotel zu Abend zu essen. In einem solchen Luxustempel wie hier mußte man auch zweifellos hervorragend speisen.
»Zimmerservice!«
Was nun? Hatte er die Tür nicht abgesperrt oder hatte das Zimmermädchen sie offengelassen? Er drehte das Wasser ab und griff nach einem Handtuch. Die hier mußte ihn nicht auch noch im Naturzustand sehen. Sie klang nach etwas reiferem Alter.
Da ging die Badezimmertür auf.
Und Betsy stand vor ihm.
»Drehen Sie die Düsen mal wieder an, Angelo«, sagte sie. »Da drin ist auch Platz für zwei.«
Es half wenig, daß er eine abwehrende Geste machte. Sie stand in Rekordzeit splitternackt vor ihm und stieg ins Wasser. Sie drehte sämtliche Hähne auf vollen Druck und auf höhere Temperatur. Dann schmiegte sie sich an ihn und küßte ihn so wild, daß sie beide an den Lippen bluteten.
»Der Mann, den ich immer schon haben wollte«, murmelte sie, während sie seinen Hals, seine Ohren und seine Augen abküßte.
»Wie, zum Teufel ...?« konnte er nur stammeln.
»Ganz einfach. Ich hab’ in den Automobil-Nachrichten gelesen, daß du nach Tokio kommst. Ich wohne zwei Stockwerke weiter unten. Ich bin schon seit einer Woche hier und habe ganz Japan abgereist. Ich bleibe auch noch eine Woche, nachdem du wieder weg bist. Aber die nächsten zwei Wochen ...«
»Ich werde sehr beschäftigt sein.«
»Wenn Sie auch zu beschäftigt sein sollten, lieber Freund, hier ins Hotel zurückzukommen und die ganzen Wochen lang jede wunderbare Nacht mit mir zu schlafen, dann müßte ich notgedrungen ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern, capishe ? Dann lasse ich nämlich die ganze Welt, vor allem aber
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